Mit Podcast und Krimidinner: Jugendliche entdecken Welterbe neu

DBU fördert – Unesco-Welterbetag am 1. Juni
Kniffliges Rätsel zur Bedrohung des Harzes durch den Klimawandel: Erst, wenn die Schulgruppe im Spiel „Escape Game“ die Quizfragen löst, kann sie den Strom wieder einschalten und das Bergwerk verlassen.
© Frank Drechsler/Institute Heritage Studies

Osnabrück. Ob Wattenmeer, Speicherstadt in Hamburg oder Zeche Zollverein in Essen – alle Orte haben eine Gemeinsamkeit: Sie sind Welterbestätten mit großer kultureller oder ökologischer Bedeutung. Der Klimawandel zählt laut Deutscher Bundesstiftung Umwelt (DBU) jedoch zu den größten Bedrohungen für das Welterbe. Ein DBU-gefördertes Bildungsprojekt des Institute Heritage Studies (IHS) bot interkulturellen Schulgruppen die Chance, sich damit auseinanderzusetzen. Drei Beispiele stehen exemplarisch für die kreativen Ideen und das inspirierende Engagement der jungen Menschen an sechs Welterbestätten.

1.223 Unesco-Welterbestätten in 168 Ländern – 54 in Deutschland

Für die Anerkennung als Welterbe ist die Organisation der Vereinten Nationen (UN) für Bildung, Wissenschaft und Kultur, die Unesco, zuständig. 1.223 Unesco-Welterbestätten in 168 Ländern gibt es weltweit, 54 Kultur- und Naturerbestätten zählen in Deutschland dazu. „Welterbestätten sind wertvolle Kulturdenkmäler oder Naturstätten; sie zeigen die Vielfalt der Erde, sind Zeugnisse vergangener Zivilisationen und wichtig für Forschung, Tourismus und unsere gesellschaftliche Identität“, sagt DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Zum Welterbetag am 1. Juni laden die Deutsche Unesco-Kommission und der Verein Unesco-Welterbestätten Deutschland unter dem Motto „Vermitteln, Verbinden, Begeistern“ dazu ein, das Kultur- und Naturerbe im ganzen Land zu erkunden. Die Veranstalter wollen damit vor allem auch Kinder und Jugendliche erreichen. Dass Welterbestätten für diese Zielgruppe äußerst spannend sind, zeigt das DBU-geförderte Projekt des IHS. Zusammen mit Schulgruppen wurden Bildungskonzepte entwickelt, die eine der dringendsten Herausforderungen ganz besonders in den Fokus rückten: den Klimawandel.

Mysteriöser Nervenkitzel: Darf man in Stätten des Weltkulturerbes Anlagen für erneuerbare Energien bauen? Mit Erfindergeist lädt eine Schulgruppe der Domschule Schleswig zum Krimidinner, um das Für und Wider spielerisch zu beleuchten.
© Domschule Schleswig

Klimakrise bedroht Welterbe – vom Great Barrier Reef bis zu historischen Parks in Potsdam

Denn die Klimakrise wirkt sich auf viele dieser Orte bereits aus, so DBU-Expertin Constanze Fuhrmann. „Im Great Barrier Reef in Australien sterben die Korallen, in den historischen Parks in Potsdam und Berlin sind die Bäume durch Trockenheit und Starkregen bedroht.“ Der Erhalt des Welterbes ist nach ihren Worten eine Generationenaufgabe: „Wir müssen uns damit auseinandersetzen, wie diese Orte angesichts der Erderwärmung zu schützen sind und besonders junge Menschen dafür begeistern.“ Das Problem: Kultur- und Naturerbe sind nach Fuhrmanns Worten bisher nicht in der UN-Kampagne „Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)“ verankert. Deshalb habe das IHS in Kooperation mit der Deutschen Unesco-Kommission „erstmals das Thema Welterbe als wichtigen Lernort innerhalb der BNE aufgegriffen und nicht nur das Thema Klimawandel sichtbar gemacht, sondern mit den jungen Menschen auch das Potential der Welterbestätten für nachhaltiges klimafreundliches Handel erkundet“, so IHS-Projektleiterin Claudia Grünberg. Schulgruppen aus Deutschland und europäischen Partnerländern haben sich an sechs Welterbestätten mit den Auswirkungen der Klimakrise und der Verantwortung für den Erhalt dieser Orte auseinandergesetzt. Die Abschlusspublikation findet sich hier: YCA_Abschlusspublikation_EN_Web_final.pdf.

Ein Spiel zur Bedrohung des Harzes durch den Klimawandel

Hörbares Erlebnis: Ein Podcast von Schülerinnen informiert mit authentischer Nordsee-Geräuschkulisse und Politiker-Interview über die Auswirkungen des Klimawandels im Welterbe Wattenmeer.
© Laurent Hoffmann/Deutsche Unesco-Kommission

Inspiriert von ihrer eigenen Erkundung des riesigen unterirdischen Rammelsberger Bergwerks und dem Lernen über Methoden der Energiegewinnung, entwickelte etwa eine Gruppe junger Menschen des Tilman-Riemenschneider-Gymnasium Osterode und der Adolf-Grimme-Gesamtschule Goslar ein sogenanntes Escape-Game mit Rätseln und Quizfragen über die Welterbestätte und den Klimawandel. Das Spiel ist für Schulgruppen gedacht, die eine Führung durch das Bergwerk machen. Es beginnt mit einem simulierten Stromausfall aufgrund von schlechten Wetterbedingungen. Wenn es der Gruppe gelingt, die kniffligen Rätsel und Quizfragen zu lösen, kann sie die Bedrohung des Harzes durch den Klimawandel verstehen, den Strom wieder einschalten und das Bergwerk wieder verlassen. Das Escape-Game kann am Rammelsberg angefragt werden. Mehr dazu hier: Escape Game in the Mines of Rammelsberg – Young Climate Action for World Heritage.

Welterbe „Haithabu und Danewerk“ wird zum Tatort

Eine andere Schulgruppe der Domschule Schleswig lässt das archäologische Welterbe „Haithabu und das Danewerk“ zum Tatort werden: Ausgehend von einem Simulationsspiel, das Schülerinnen und Schüler der Domschule Schleswig spielten, entwickelten sie ein Krimidinner, das sich um den potenziellen Interessenkonflikt zwischen dem Schutz des Welterbes und dem Ausbau der erneuerbaren Energien dreht. Die jungen Menschen fanden einen Weg, die verschiedenen Argumente auf unterhaltsame und interaktive Weise greifbar zu machen – und einem jungen Publikum den Wert der Welterbestätte zu vermitteln. Das Krimidinner „Mord auf dem Grund der Wikinger“ kann bei der Schule erworben werden. Mehr dazu hier: Mystery Dinner “Murder on the Viking’s ground“ – Young Climate Action for World Heritage.

Kreativ und inspirierend setzten sich Schulgruppen mit den Herausforderungen des Klimawandels für das Kulturerbe an insgesamt sechs Welterbestätten auseinander, darunter der Park Babelsberg (Bild) als Teil des Welterbes Preußische Schlösser und Gärten in Berlin und Brandenburg
© Laurent Hoffmann/Deutsche Unesco-Kommission

Podcast informiert über Meeresanstieg und die Folgen für Inseln im Wattenmeer

Ein drittes Beispiel nimmt Podcast-Hörerinnen und Hörer mit in das Wattenmeer: „Knietief in der Nordsee“ heißt die erste von zwei Folgen und berichtet von den Halligen, also den nicht eingedeichten Marschinseln im Wattenmeer, die von einem zunehmenden Anstieg des Meeresspiegels infolge des Klimawandels unmittelbar bedroht wären. Die Schülerinnen des Max-Windmüller-Gymnasiums Emden wollten ihre Erfahrungen und ihr Wissen über das Wattenmeer mit Gleichaltrigen teilen. Mehr dazu hier: Podcast “Watt’n dat?”: You can only protect what you know. – Young Climate Action for World Heritage.

Bei fachlichen Fragen (AZ 37841/01): Claudia Grünberg, Tel.: +49 157 50323098

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