Mehr Schutz für Nord- und Ostsee

DBU-Meeresnaturschutzfonds – Jahrespressekonferenz
Einsatz in der Ostsee: Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), auf der Schiffsrückfahrt von der DBU-eigenen Insel Ruden (Hintergrund). Dem verstärkten Schutz von Nord- und Ostsee und einem naturverträglichen Ausbau der Offshore-Windkraft widmet sich künftig der neue DBU-Meeresnaturschutzfonds, der nun auf der digitalen DBU-Jahrespressekonferenz vorgestellt wurde.
© DBU

Osnabrück. Nahrungsquelle, Klimaschützer, Naturparadies von Seegras bis Schweinswal, Nutzung von Fischerei bis Freizeit, von Schifffahrt bis Offshore-Windkraft: Die Meere, insbesondere Nord- und Ostsee, sind unentbehrlich für Mensch und Wirtschaft. Doch die Vielzahl der Nutzungen belastet und bedroht zunehmend die Meeresumwelt. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) als eine der kapitalkräftigsten Umweltstiftungen Europas hat deshalb heute (Mittwoch) auf der digitalen Jahrespressekonferenz (JPK) ein neues Instrument vorgestellt, das künftig zu den größten Förderbereichen der Stiftung zählt: den DBU-Meeresnaturschutzfonds. „Damit Nord- und Ostsee ökologisch und ökonomisch kraftvoll bleiben, ist mehr Meeresschutz notwendig“, sagte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde auf der JPK. Der Ausbau von Windkraft auf See sei „unabdingbar, um Klimaziele und Energiewende zu erreichen – aber so naturverträglich und meeresumweltfreundlich wie möglich“.

Ausgleichszahlungen für Lizenzen zum Bau von Offshore-Windenergieanlagen

Der DBU-Meeresnaturschutzfonds ist zustande gekommen durch eine Zustiftung des Bundesumweltministeriums Ende 2024 in Höhe von 400 Millionen Euro. Die Mittel stammen aus Ausgleichszahlungen für Lizenzen zum Bau von Offshore-Windenergieanlagen (OWEA). „In Deutschland steht nun mit dem DBU-Meeresnaturschutzfonds eine dauerhafte und nachhaltige Förderung zur Verfügung, um künftig die Meerökosysteme besonders in Nord- und Ostsee zu bewahren“, so Bonde.

DBU-Meeresnaturschutzfonds fördert Naturschutz und nachhaltige Infrastruktur

Modellhaft: Ähnlich wie dieses von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderte Vorhaben der FH Kiel für die Entwicklung aerodynamischer Rotorblätter (siehe Bildmarkierung) zur Leistungssteigerung von Offshore-Windkraftanlagen soll der neue DBU-Meeresnaturschutzfonds neben dem Erhalt der Meeresumwelt die Förderung nachhaltiger mariner Infrastruktur wie etwa den naturverträglichen Ausbau von Offshore-Windkraft gewährleisten – so ein Fazit der digitalen DBU-Jahreskonferenz am 16. Juli 2025.
© Alois Schaffarczyk/FH Kiel

Bonde zufolge wirkt der DBU-Meeresnaturschutzfonds künftig doppelt: erstens die langfristige Finanzierung von Meeresnaturschutz in und an Nord- und Ostsee sowie deren Zuflüssen; zweitens die Förderung von Innovationen und nachhaltiger Technik für ökologischeren Ausbau der Offshore-Windkraft und der maritimen Infrastruktur. Das Potenzial für Projekte im DBU-Meeresnaturschutzfonds zum Erhalt und zur Wiederherstellung von Meeresökosystemen mit all ihrer Flora und Fauna ebenso wie zur Schadensminimierung bei verschiedenen Nutzungen sei also riesig. „Das umfasst den ganzen Bereich maritimer Technologie, reicht von Schallminderung über Antriebe der Schifffahrt bis hin zu innovativen Verlegetechniken etwa für Rohrleitungen, Daten- und Energiekabel“, so der DBU-Generalsekretär auf der digitalen Jahrespressekonferenz. Geplant ist eine jährliche Förderung von ungefähr zehn Millionen Euro, zur Startphase in diesem Jahr sind es fünf Millionen Euro. Neben Projekten soll der DBU-Meeresnaturschutzfonds auch Promotionsstipendien und Unterstützung für Startups umfassen. Im Hauptfokus der Förderung stehen neben mariner Infrastruktur besonders Schutz und Erhalt mariner Arten und Lebensräume sowie, falls möglich, Verbesserung und Regenerierung der Meeresökosysteme.

Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein und 70 Gigawatt Offshore-Windenergie installieren

Deutschland will bis 2045 klimaneutral werden, ab dann also keine Tonne klimaschädliches Treibhausgas wie Kohlendioxid (CO2) in die Atmosphäre entlassen oder Emissionen vollständig ausgleichen. Als Schlüssel gilt ein forcierter Ausbau erneuerbarer Energien, besonders durch Offshore-Windkraft in Nord- und Ostsee. Im Moment befinden sich in deutschen Gewässern 1639 Offshore-Anlagen mit rund 9 Gigawatt (GW) installierter Leistung. Bis 2045 sollen in Deutschland 70 GW Offshore-Windenergie eingerichtet sein. Etwa ein Viertel der deutschen Meeresgewässer wäre dann belegt. Nach Berechnungen des Bundesverbands Windenergie Offshore (BWO) würde das eine Stromerzeugung von ungefähr 220 Terawattstunden bedeuten. Damit könnten dann fast 55 Millionen 4-Personen-Haushalte mit einem durchschnittlichen jährlichen Stromverbrauch von 4000 Kilowattstunden (ohne elektrische Warmwasserbereitung) versorgt werden. Dazu der DBU-Generalsekretär: „Das sind vielversprechende Prognosen für eine erfolgreiche Energiewende. Der Erhalt und die Wiederherstellung mariner Umwelt, von Arten und Lebensräumen muss dabei im Blick bleiben. Der DBU-Meeresnaturschutzfonds spielt deshalb eine herausragende Rolle.“

Lärm, Verschmutzung, Überdüngung, Geisternetze: enorme Belastungen für Nord- und Ostsee

Unentbehrlich für Klimaziele und Energiewende ist der Ausbau der Offshore-Windkraft (im Bild eine Anlage im Windpark Baltic 1 in der Ostsee) – „aber so naturverträglich und meeresumweltfreundlich wie möglich“, so Alexander Bonde (links), Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) auf der digitalen DBU-Jahrespressekonferenz am 16. Juli 2025.
© DBU

Die Belastungen in Nord- und Ostsee stammen aus verschiedensten Bereichen: Offshore-Windenergie, Daten- und Energiekabel, Rohrleitungen, Schiffsverkehr, Landwirtschaft, Erderwärmung. Hinzu kommen Rohstoffabbau von Öl und Gas bis Sand und Kies sowie Freizeit, Forschung, Fischerei. Die Folgen sind massiv: Lärm, Verschmutzung, Überdüngung, Überfischung, Geisternetze, Versauerung der Meere. Seevögel werden aus angestammten Rast- und Nahrungsgebieten vertrieben, marine Säugetiere durch Schiffskollisionen und die bereits vom Aussterben bedrohten Schweinswale durch Lärm und sogenannten Rammschall zusätzlich gefährdet. Neben Schweinswalen geht es um den Schutz von Dorsch, Stör, Lachs, Aal, Hai und Rochen – aber auch von Lebensräumen mit Riffen, Großalgen, Salz- und Seegraswiesen. Bonde: „Es ist ein Naturparadies in und an Nord- und Ostsee, das geprägt ist von Nationalparken wie Niedersächsisches Wattenmeer und Vorpommersche Boddenlandschaft. Darauf müssen wir Acht geben.“ Diese „Generationenaufgabe“ sei „nicht verhandelbar“, so der DBU-Generalsekretär. „Solche Ökosystemleistungen sind für Meer und Mensch überlebenswichtig“, sagte Bonde. Und weiter: „Ohne intakte Meere ist ein Kampf gegen die Klimakrise nicht möglich. Meeresnaturschutz ist auch hier Teil der Lösung.“ Tatsächlich sind Meer und Ozeane unabdingbare Klimaregulatoren, weil sie CO2 aufnehmen. Ohne Meer und Ozeane gäbe es kein Leben: Sie produzieren mehr als die Hälfte des Sauerstoffs, den der Mensch atmet. Jeder zweite Atemzug ist Meeren und Ozeanen zu verdanken.

Hinweis: Die JPK gibt es als Aufzeichnung unter https://www.dbu.de/youtubejahrespk2025.

Eine Pressemitteilung zum Themenblock 1 „Jahresbilanz 2024“ der DBU-Jahrespressekonferenz 2025 finden Sie hier: https://www.dbu.de/news/dbu-verlaessliche-foerderung-von-innovationen-zum-umweltschutz/

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