Kreative Technologie vermeidet Millionen Kubikmeter giftiger Gase

Deutscher Umweltpreis 2004: Einzelwürdigung Alfred H. Jung, Jungtec GmbH
Pulheim. "Jedes Jahr entweichen aus Raffinerien und chemischen Anlagen giftige, teilweise Krebs erregende Gase, weil die Dichtungen trotz neustem technischen Stand nicht absolut dicht sind. Alfred Heinrich Jung hat mit seiner Firma Jungtec ein vollständig neues Dichtungsprinzip entwickelt, das bestechend ist in seiner Einfachheit und Wirkung. Für diese umweltentlastende Technologie erhält Jung den Deutschen Umweltpreis 2004." Das sagte Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), heute bei Bekanntgabe der Umweltpreisträger 2004. Es gebe nur wenige Unternehmer, die den Umweltschutz so prägnant als Firmenziel definierten und für die der Umweltschutz eine so herausragende Bedeutung habe wie bei Jung. Er ist einer von zwei Trägern des Deutschen Umweltpreises 2004 der DBU, dem mit 500.000 Euro höchst dotierten Umweltpreis Europas.

Dichtungen: oft eine Schwachstelle in Industrieanlagen

Für die Herstellung vieler Produkte wie etwa Benzin ist die Verwendung gesundheits- und umweltschädlicher Stoffe nicht zu vermeiden. In den Produktionsanlagen sorgen Dichtungen dafür, dass chemische Substanzen nicht unkontrolliert entweichen. Doch selbst modernste Dichtungen schließen nicht vollständig ab. Mit schwerwiegenden Folgen: an einer einzelnen Dichtung mit einem Durchmesser von 40 Millimetern können jedes Jahr bis zu 300 Liter flüchtiger Verbindungen austreten. Deutlich mehr sind es bei fehlerhaften Dichtungen oder bei falscher Montage.

Jungtec-Dichtungen vermeiden über 95 Prozent der Emissionen

Die Firma Jungtec hat eine Technologie entwickelt, die dafür sorgt, dass nur noch ein Milliardstel dieser Substanzen entweichen kann. Die Dichtungen werden im Rohrleitungsbau zwischen Verbindungsstücken (Flansche) eingebaut und ersetzen hier herkömmliche Flachdichtungen unterschiedlicher Bauart. "Die Dimension der Umweltentlastung ist damit beachtlich, denn dank der Erfindung ist es möglich, deutlich über 95 Prozent der Emissionen und Produktverluste zu vermeiden", erläuterte Brickwedde.

Vorteile für Umwelt, Gesundheit und die Unternehmen

Neben dem positiven Effekt für Umwelt und Gesundheit zahle sich die Technologie auch für die Unternehmen aus, da die Dichtungen haltbarer sind und teure Dichtungsausfälle vermieden werden könnten. Hierdurch könne die Anlagenverfügbarkeit- und Sicherheit erheblich gesteigert werden. "Die Jungtec-Dichtungen können in bestehende und neue Anlagen eingesetzt werden. Aufgrund ihrer langen Haltbarkeit wird der Verbrauch an Dichtungen verringert. Auch dies ist ein Beitrag zur Ressourcenschonung", so Brickwedde.

"Dimension der Umweltentlastung ist enorm"

Die großen Raffinerie- und Petrochemiebetriebe hätten mittlerweile die Vorteile der ebenso innovativen wie einfachen Technologie erkannt. Inzwischen seien die Jungtec-Dichtungen beispielsweise bei Bayer, Henkel, Siemens und British Petrol (BP) in die Werksnormung aufgenommen und würden daneben unter anderem von Anlagenbauern wie Linde und Lurgi Öl Gas Chemie in Neuanlagen eingesetzt: "Damit werden jedes Jahr viele Millionen Kubikmeter schleichender Emissionen vermieden", sagte Brickwedde. Die Dimension der Umweltentlastung sei enorm: allein in Deutschland würden pro Jahr etwa 120 Millionen Tonnen Erdöl raffiniert und in der Petrochemie weiter verarbeitet, wobei bis zu 2,4 Millionen Tonnen so genannter VOC, flüchtige organische Verbindungen, entwichen. Diese sind teilweise krebserregend und mitverantwortlich für den Treibhauseffekt.

Gegen große Widerstände behauptet

Mit Jung werde ein Unternehmer mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet, für den der Umweltschutz eine besondere Bedeutung habe. Jung habe sich gegen große Widerstände mit seiner umweltschonenden Technologie auf dem Markt durchgesetzt. "Alfred Heinrich Jung hat bewiesen, wie viel ein kleines Unternehmen trotz enormen Konkurrenzdrucks erreichen kann. Er hat dafür gekämpft, aus einer exquisiten Idee ein in der Anwendung einfaches, aber herausragendes Produkt zu entwickeln", sagte Brickwedde. "Dank Jungs besonderer Motivation, seiner Kreativität und seines Durchhaltevermögens steht uns heute eine Technologie zur Verfügung, die weltweit die unkontrollierte Emission Millionen Kubikmeter giftiger Gase vermeiden kann."
Alfred Heinrich Jung vor dem Gebäude der Firma Jungtec am Unternehmenssitz in Pulheim.
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Welches Dichtungssystem ist das richtige für die Produktionanlage? Firmengründer und Chef von Jungtec, Alfred Heinrich Jung, fachsimpelt mit Mitarbeiter Peter Lingnau.
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Umweltpreisträger Jung mit einem Flansch mit der umweltentlastenden Jungtec-Dichtung.
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