„Konsequent ökologische Produkte im Massenmarkt mehrheitsfähig gemacht“

Deutscher Umweltpreis 2019: Einzelwürdigung Unternehmer Reinhard Schneider (Mainz)

Mainz. „Reinhard Schneider hat mit seiner unternehmerischen Rundum-Nachhaltigkeitsstrategie und hohem persönlichen Engagement den Weg dafür geebnet, dass in einer kompletten Wirtschaftsbranche Umweltinnovationen auf immer höherem Standard etabliert werden konnten. Er hat konsequent ökologische Produkte in einem Massenmarkt mehrheitsfähig gemacht, lebt Nachhaltigkeit in allen unternehmerischen Entscheidungen und sichert sich so das Vertrauen der Verbraucher.“ – Mit diesen Worten würdigte heute Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2019 an den Inhaber der Firma Werner & Mertz (Mainz), Reinhard Schneider (51). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird die Auszeichnung am 27. Oktober in Mannheim überreichen. Schneiders Preisgeld: 250.000 Euro.

Als „Unternehmens-Pionier“ Neuland betreten

Bonde betonte, dass Schneider seit 2000 das inhabergeführte Familienunternehmen in fünfter Generation leite, Nachhaltigkeitsmanagement zur Chefsache gemacht und fest in der Geschäftsstrategie verankert habe. Mit zahlreichen Initiativen zum Umweltschutz und zur nachhaltigen Entwicklung habe er als „Unternehmens-Pionier“ Neuland betreten: konsequentes Wiederverwerten von Altplastik etwa aus dem Gelben Sack für neue Verpackungen, umwelt- und gesundheitsfreundlich bedruckte Etiketten, regionale Pflanzenöle statt des umstrittenen Palmkern- oder Kokosöls aus tropischen Regionen für die Wasch- und Reinigungsmittel, freiwillige Umweltbetriebsprüfungen des Unternehmens nach den Vorgaben der Europäischen Union – der gelebte Nachhaltigkeitsgedanke sei „national wie international sichtbar“, so Bonde. Er manifestiere sich darüber hinaus auch in der 2010 eröffneten Hauptverwaltung in Mainz: Dank Sonnenkollektoren, Windrädern und Geothermie erzeuge das Gebäude mehr Energie, als es für Heizung und Kühlung verbrauche.

Kunststoff-Wiederverwertung im geschlossenen Kreislauf Herzensanliegen

Beseelt von der Erkenntnis, dass es besser sei, Altplastik wieder und wieder zu verwenden als es nach einmaliger Nutzung im Meer wiederzufinden oder als klimaschädigendes Kohlenstoffdioxid verbrannt zu sehen, sei Schneider der Kampf für eine energieschonende Kunststoff-Wiederverwertung in einem geschlossenen Kreislauf geradezu zum Herzensanliegen geworden. Er wisse, dass eine Plastikflasche erst innerhalb von Hunderten von Jahren zerfalle – was die Kleinst-Partikel dann aber mit Umwelt und Mensch anstellten, stehe weitgehend noch in den Sternen. Er akzeptiere nicht, dass nur ein geringer Teil der Kunststoffe aus den Gelben Säcken werkstofflich wiederverwertet werde – dann auch nur für die Produktion weniger anspruchsvoller Produkte wie Blumenkästen, Sitzbänken und Begrenzungspfosten –, der Rest aber als billiger Ersatzbrennstoff in oft überdimensionierten kommunalen Müllheizkraftwerken verfeuert werde.

Einsatz hochwertiger Recyclingkunststoffe schont Klima

Trotz um bis zu 20 Prozent erhöhter Produktionskosten des recycelten Plastiks habe Schneider 2012 eine Rezyklat-Initiative ins Leben gerufen mit Partnern aus Industrie, Handel und Nichtregierungsorganisationen. Er schotte sich mit seinem Unternehmen eben bewusst nicht von anderen Unternehmen ab oder horte Herrschaftswissen. Bonde: „Jeder kann das Verfahren nutzen und weiterentwickeln, um den Anteil an Recyclingprodukten schnell zu erhöhen und im Massenmarkt zu etablieren. Damit wird ein wesentlicher Ansatzpunkt für die Lösung der Plastikproblematik entwickelt.“ Und das sei wichtig, denn nach einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik zahlten sich gerade Investitionen ins Kunststoffrecycling nachhaltig aus. Nach Berechnungen der Wissenschaftler würden durch den Einsatz hochwertiger Recyclingkunststoffe mehr als 50 Prozent des klimaschädlichen Treibhausgas-Ausstoßes im Vergleich zum Verwenden von Neugranulat aus Rohöl eingespart.

Eine der größten Rezyklat-Flaschen-Fertigungen der Welt

Rund 293 Millionen Flaschen rein aus Altplastik – inzwischen auch Verschlusskappen – seien verkauft und liefen seit Juli dieses Jahres in einem neuen Produktionszentrum des Unternehmens vom Band, das ebenfalls wieder selbst hohen Nachhaltigkeitsanforderungen Rechnung trage mit Photovoltaik-Anlagen zur Stromproduktion und Ladestationen für Elektro-Autos und dem Einsatz von Recycling-Beton. Bonde: „Damit schuf Schneider mit seinem mittelständischen Unternehmen eine der größten Rezyklat-Flaschen-Fertigungen der Welt.“ Da Kunststoff-Rezyklate aus der Gelben Sack-Sammlung aber rund 20 Prozent teurer seien als Plastik aus Rohöl, rentierten sich teure Aufbereitungsmaschinen langfristig nur bei entsprechender Auslastung. Ein flächendeckendes Wiederverwerten auf gleichbleibendem Qualitätsniveau rechne sich nur, wenn auch andere Hersteller mitmachten. Bonde: „Rezyklate sind nicht minderwertig, sondern komplett ebenbürtig – das ist nur noch nicht überall angekommen.“

Initiativen „werden sich langfristig ökologisch wie ökonomisch lohnen“

Zum Gesamtbild des „Pioniers der Kreislaufwirtschaft“, der Circular Economy, gehöre aber auch, dass Schneider seit 2013 in den Rezepturen der Dachmarke „Frosch“ auf heimische Pflanzenöle als Rohstoffbasis setze – auf Stoffe aus Erdöl werde schon seit 1986 ganz verzichtet. In Europa gewonnene Öle aus Flachs, Hanf oder Oliven ersetzten zunehmend umweltkritische Alternativen aus Palmkernöl aus tropischen Regionen. Obwohl Schneider als Unternehmer mit dem Herstellen von Wasch- und Reinigungsmitteln in einem „schwierigen ökologischen Umfeld“ agiere, so Bonde, verkörpere er den „Mittelständler mit Haltung“, der „mit seiner erkennbaren und durchgängigen Einstellung für das Thema Umweltschonung steht“. Bonde: „Die von Schneider ins Leben gerufenen Initiativen zeigen, dass es auch anders geht – und werden sich langfristig ökologisch wie ökonomisch lohnen.“

Reinhard Schneider, Träger des Deutschen Umweltpreises 2019 der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
© ©2017 Herbert Piel / P!ELmedia
Qualitäts-Check an der modernen Abfüll-Linie für „Frosch“-Produkte im neuen Produktionszentrum von Werner & Mertz (v.r.): DBU-Umweltpreisträger Reinhard Schneider, Stephanie Mattivi, Leiterin Zentraleinkauf, Pit Zimmermann, Einrichter in der Produktion, und Dr. Guido Gneist, Werksleiter Mainz.
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Die Mitarbeiterentwicklung im Unternehmen im Blick (v.l.): DBU-Umweltpreisträger Reinhard Schneider mit den Geschäftsführern von Werner & Mertz, Ralph Wenner und Dr. Edgar Endlein, sowie Nadja Janzer, Leitung Personalabteilung.
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Alt- wird zu Neuplastik: DBU-Umweltpreisträger Reinhard Schneider (M.), der „Pionier der Kreislaufwirtschaft“, im neuen Produktionszentrum von Werner & Mertz mit Stephanie Mattivi, Leiterin Zentraleinkauf, und Timothy Glaz, Leiter Corporate Affairs.
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Auf dem Dach des 2010 erbauten nachhaltigen Hauptverwaltungsgebäudes von Werner & Mertz mit Windkraft- und Photovoltaikanlagen und Bodendeckerpflanzen (v.l.): DBU-Umweltpreisträger Reinhard Schneider, Pamela Fandel, Leiterin Nachhaltigkeits- und Organisationsmanagement, Yannick von Raesfeld, Audit- und Umweltmanagement im Team Fandel, Timothy Glaz, Leiter Corporate Affairs.
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Sieben zur Verwendung in der Holzindustrie zu eigenwillig gewachsene Bäume aus dem Gonsenheimer Wald in Mainz dienen als optische Raumtrennung im Foyer der Hauptverwaltung von Werner & Mertz. Hier starten zu einem internen Firmenrundgang (v.l.) DBU-Umweltpreisträger Reinhard Schneider, Timothy Glaz, Leiter Corporate Affairs, Pamela Fandel, Leiterin Nachhaltigkeits- und Organisationsmanagement, Yannick von Raesfeld, Audit- und Umweltmanagement im Team Fandel.
© P!ELmedia / Herbert Piel

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