Klimawandel und Wasserschutz: DBU auf der IFAT 2008

Weltgrößte Umweltmesse mit Thema „Küsten- und Hochwasserschutz“ – 850 DBU-Projekte mit 150 Millionen Euro gefördert

München. Herausforderung „Zukünftige Wasserversorgung“: Nach dem neuesten Bericht des Welt-Klimarates (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) dürfte vor allem die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser zu einem der wichtigsten Probleme in einer wärmeren Welt werden. Die Wasserwirtschaft müsse sich entsprechend anpassen. Was darunter zu verstehen ist, zeigt die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit Förder-Beispielen vom 5. bis 9. Mai auf der 15. Internationalen Fachmesse für Wasser, Abwasser, Abfall und Recycling, der IFAT, in München. Am DBU-Gemeinschaftsstand in Halle A 4 (Stand Nr. 203/ 302) präsentieren die Projektpartner technische Neuheiten vom Hochwasserschutz bis zur innovativen Abwasserreinigung und Wasserkreislaufführung. „Seit ihrer Gründung 1991 hat die DBU auf dem Wassersektor über 850 Projekte mit mehr als 150 Millionen Euro gefördert“, unterstreicht DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde dieses Engagement.

Neues Messethema "Küsten- und Hochwasserschutz"

In einigen Regionen der Erde, so die Experten des 2007 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten IPCC, würde Wasser zukünftig knapper werden, in anderen nähmen Niederschläge stark zu. Dem trägt die IFAT, die als weltweit größte Messe für Umwelt und Entsorgung gilt, mit dem neuen Messethema Rechnung: dem Küsten- und Hochwasserschutz. Für Innovationen auf diesem Gebiet mache sich die DBU seit langem stark, so Brickwedde: „Die Belange einer nachhaltigen Wasserwirtschaft entsprechen dem Leitbild unserer Stiftung“. Mit Blick auf die Folgen des Klimawandels sei eine ökologisch ausgerichtete Anpassung – etwa im vorsorgenden Gewässerschutz – wichtig.

Ökologische Abfederung von Hochwasserfolgen: Abfluss von Oberflächenwasser vermeiden

Beispiel „vorbeugender Hochwasser- und Naturschutz“: Der Boden gilt als ein natürlicher Wasserspeicher. Nach lang andauerndem Niederschlag ist die oberste Bodenschicht jedoch schnell wassergesättigt. Die Folge: Das Wasser kann nicht weiter versickern, fließt ab in das bestehende Kanalsystem und führt dort nicht selten zu dessen Überlastung. Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen befördert es die Erosion und beeinträchtigt die Bodenfruchtbarkeit. Die Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker aus Hoppegarten hat mit Hilfe der DBU ein Verfahren entwickelt, das das Wasserfassungsvermögen des Bodens ermittelt. Die Firma erstellt entsprechende Bodenkarten und gibt Empfehlungen für eine Bodenbewirtschaftung ab, die das Wasser besser versickern lässt. Außerdem schlägt sie Maßnahmen vor, wie der Wasserabfluss verzögert und Oberflächenwasser vermieden wird. Neben der ökologischen Abfederung von Hochwasserfolgen dient dieses Projekt dem Naturschutz sowie dem verbesserten Boden- und Grundwasserhaushalt.

Ökologische Umgestaltung von Hochwasser-Rückhaltebecken

Hochwasser-Rückhaltebecken erfüllen wichtige Aufgaben für den Hochwasserschutz, beeinträchtigen aber die Ökologie von Fließgewässern nachteilig: Naturnahe Uferflächen verschwinden; der Stau im Becken mindert die Fließgeschwindigkeit und die Durchgängigkeit für Fische, problematisches Treibgut lagert sich ab. Eine naturschutzgerechte ökologische Umgestaltung von Rückhaltebecken ist jedoch möglich, wie das modellhafte Beispiel des Hochwasser-Rückhaltebeckens Grimmelshausen an der Werra zeigt: In dem gemeinsam vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Thüringen mit dem Hydrolabor Schleusingen durchgeführten DBU-Projekt wird das Wasser durch technische Maßnahmen für Flusslebewesen wieder passierbar gemacht, Treibgut ferngehalten. Hochwasser- und Naturschutz werden in Einklang gebracht.

Unterirdischen Wasserabfluss verzögern, Kanalsystem als Wasserspeicher nutzen

Angesichts zunehmender Starkregenereignisse verschmutzen überlastete Kanalisationssysteme die Gewässer mittlerweile stärker als biologische Kläranlagen. Die Firma tandler.com aus Buch am Erlbach hat mit DBU-Unterstützung eine Software entwickelt, mit deren Hilfe bestehende Kanalnetze digital erfasst und Kanalabflüsse – inklusive Schmutzfracht – zuverlässig berechnet werden können. Gleichzeitig ist es möglich, das gesamte Fassungsvermögen eines Kanalsystems – und damit potenziellen Raum zum Speichern des Wassers – zu bestimmen. Durch systematischen Einsatz von Klappen oder Abflussbremsen kann der unterirdische Wasserabfluss verzögert und dadurch das Speichervermögen des Kanalsystems bestmöglich ausgenutzt werden. Der Effekt: Wasser kann bei Regen zurückgehalten werden. Zugleich wird der Kanal gereinigt, seine Funktionsfähigkeit wird dauerhaft erhalten und Kosten werden gesenkt.

Ausstellung von DBU und DWA: "WasserWissen"

Neben diesen und weiteren Projekten zeigt die DBU in direkter Nachbarschaft zum Messestand zusammen mit der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) in Halle A 4 erstmalig die gemeinsame interaktive Ausstellung „WasserWissen“. Besucher erhalten dort spannende Einblicke in die Welt des Wassers. Pünktlich zur IFAT präsentieren DBU und DWA auch die Neuauflage ihrer gemeinsamen kostenlosen Broschüre „Wasser. Intelligent nutzen – nachhaltig schützen“. Die in der 64-seitigen Publikation vorgestellten 23 DBU-Projekte stammen aus den Bereichen Grund- und Trinkwasser, Gewässerschutz, Wassernutzung und Kreislaufführung, Abwasserreinigung und Kommunikation. Sie ist erhältlich als Download unter http://www.dbu.de/339.html oder kann per E-Mail bestellt werden.

Ansprechpartner für Fragen zu den Projekten
AZ 21467: 
Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker, Telefon: 03342/35950,  Telefax: 03342/359529, E-Mail: f.sieker@t-online.de.
AZ 20259: BUND, Landesverband Thüringen, Dr. Burkhard Vogel, Telefon: 0361/5550312, Telefax: 0361/5550319, E-Mail: burkhard.vogel@bund.net.
AZ 23419: tandler.com, Angela Schneider, Telefon: 08709/94043, E-Mail: angela@tandler.com.

Oberflächenabfluss bei Starkregen befördert Erosion und beeinträchtigt die Bodenfruchtbarkeit. Auf der IFAT 2008 stellt die Firma Sieker ein von der DBU gefördertes Projekt vor, das Hochwasserfolgen wie diese ökologisch abfedert.
©

Medien & Infos