Klassenfahrt in ein Land vor unserer Zeit

"Eiszeitgarten" erweitert umweltpädagogisches Programm im Schloss Salder um modellhafte Attraktion
Salzgitter. Wen im schwülwarmen Hochsommer das Gefühl beschleicht, weg zu schmilzen, wünscht sich wohl schnell eine Eiszeit zurück. Doch wie ist es eigentlich, zusammen mit Mammuts, Säbelzahntigern und Wollnashörnern in wahrhaft frostiger Atmosphäre zu leben? Ein Gefühl davon vermittelt ab heute spielerisch der Eiszeitgarten im Städtischen Museum Schloss Salder in Salzgitter. Auf rund 2.000 Quadratmetern entstand hier in den vergangenen zwei Jahren eine Freiluft-Ausstellung für urgeschichtliche und ökologische Themen. "Bei diesem Modellprojekt wird Kindern und Jugendlichen deutlich gemacht, dass die Natur und das Klima schon immer eine wichtige Rolle für die kulturelle Entwicklung des Menschen spielten", betont Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Zusammen mit Salzgitters Oberbürgermeister Helmut Knebel eröffnete Brickwedde heute den mit 85.000 Euro von der DBU unterstützten Umweltlernort.

Subarktische Steppe statt subtropischer Mischwald: Vorharz verwandelt sich in Polargebiet

Über das Leben im unwirtlichen Klima während der Eiszeit können sich alle Hobbyhistoriker bei einem Ausflug in den neuen Eiszeitgarten informieren. Um einen anschaulichen Einblick in die prähistorische Stadtgeschichte Salzgitters zu gewähren, wurde im Außenbereich des Städtischen Museums Schloss Salder eine zuvor saftige Wiese in eine subarktische Steppenlandschaft mit künstlichem Bachlauf verwandelt. Anzufinden sind hier jetzt vor allem solche Kräuter-, Gräser- und Moosarten, die durch pollenanalytische Untersuchungen für diese Region während der letzten Eiszeit nachgewiesen sind. Ebenso werden der Lebensraum Gletscher mit seinen spezifischen Gesteinsablagerungen sowie die für Salzgitter typischen Salzstöcke erklärt. Der Besucher soll dadurch den Unterschied zwischen Kultur- und Naturlandschaft bewusst erleben.

Feuerstein statt Vokabelheft: Schüler werden zu Höhlenmenschen

Doch der urzeitliche Mensch sah sich der Natur nicht völlig hilflos ausgesetzt, sondern veränderte die von ihm vorgefundene Umwelt. Im Eiszeitgarten gibt es hierzu neben museumspädagogischem Material auch viele Mitmach-Angebote: Beim experimentellen Arbeiten nach skandinavischem Vorbild hantieren Kinder und Jugendliche zum Beispiel mit Feuersteinen und schlüpfen an Feuerstellen, Kochgruben und Behausungen des "Homo neanderthalensis" in die Rolle unserer Vorfahren. Deren kulturhistorisches Erbe konnte mit Hilfe von archäologischen Funden aus Salzgitter-Lebenstedt rekonstruiert werden. Aus dem eiszeitlichen Jägerlager gewonnene Forschungsergebnisse flossen in die Gestaltung der Ausstellung ein.

Umwelt statt Algebra: Klimawandel als Unterrichtsthema

"Wollschal oder Badehose, wie wird das Wetter morgen?", fragen sich demnächst die Schüler in Salzgitter auch im Unterricht - Antworten hierauf liefert der neueröffnete Eiszeitgarten: Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf eine dynamische Umwelt sind ebenfalls in das pädagogische Konzept miteingebunden. "Dieser originelle und anspruchsvolle Umweltlernort hat daher Modellcharakter für deutsche Bildungsträger", lobt Brickwedde das Projekt. Für die DBU ist es die siebte Maßnahme, die sie in Salzgitter fördert. Das Gesamtvolumen hier beläuft sich bislang auf über 8,3 Millionen Euro. Dabei waren die rund 7,5 Millionen Euro für die Weiterentwicklung des Fachhochschulstandortes Calbecht das größte Einzelprojekt in der Geschichte der Stiftung.

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 21958): Stadt Salzgitter, Fachdienst Kultur, Städtisches Museum Schloss Salder, Christine Kellner-Depner M.A., Telefon: 05341|839-4619 oder -4619, Telefax: 05341-839-4630, E-Mail: christine.kellner-depner@stadt.salzgitter.de .
Symbolfigur für die Eiszeit: Das Mammut steht nicht nur in Zeichentrickfilmen aus Hollywood stellvertretend für die Urzeit-Natur. Die Umweltsituation vor 50.000 Jahren wurde jetzt mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in Salzgitter rekonstruiert.
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