Kindernasen in die Erde: ein Koffer voll pädagogischer Buddel-Ideen

DBU gibt 125.000 Euro – Kindergärten für Pilotphase gesucht – Bodenbewusstsein stärken

Osnabrück. Kindern ist der Lebensraum von Regenwurm und Maulwurf oft unbekannt. „Sie wissen kaum etwas über das Erdreich, weil der Boden in der Bildungsarbeit weit hinter Luft und Wasser steht“, klagt Prof. Dr. Klaus Mueller, Leiter des Fachgebiets Allgemeine Bodenkunde und Geologie an der Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur der Fachhochschule (FH) Osnabrück. „Dies führt zu mangelndem Bodenbewusstsein in der Bevölkerung.“ Dabei bohrten Vorschulkinder ihre Finger gern in Lehmschichten und bauten mit Hingabe Rinnsaale. Die kleinkindliche Neugier solle nun genutzt werden, um den Erfahrungsschatz von Kindern früh zu bereichern: Die FH Osnabrück entwickelt ein pädagogisches Konzept für Erzieher in Kindergärten, mit dem ein nachhaltiger Umgang mit Boden vermittelt werden soll. Unterstützung gibt es von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Den Förderbescheid über knapp 125.000 Euro übergab Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde heute an Mueller in der Kindertagesstätte Mosaik.

Unter den Füßen gibt es viel zu erkunden

„Unter der Erdoberfläche gibt es viel zu erleben“, machte Brickwedde die Kinder neugierig. Nicht nur aufgrund vergrabener Märchenschätze und Geschichten wie „Kleiner König Kalle Wirsch“ oder „Ronja Räubertochter“ spiele das Erdreich eine spannende und bedeutsame Rolle. „Wenn man ein bisschen gräbt, stößt man schnell auf Wurzelstränge und Gänge von Würmern, Käfern, Maulwürfen oder Mäusen. Unter uns spielt sich eine eigene Welt ab – ein wichtiger Lebensraum, mit dem wir behutsam umgehen müssen!“

Wollen Vorschulkinder für den Boden sensibilisieren (v.l.): Elisabeth Wortmann, Leiterin der Kindertagesstätte Mosaik, Kathrin Böhme, Projektkoordinatorin, Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, DBU-Generalsekretär, Alice Graschtat, stellv. Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt in der Region Osnabrück, und Prof. Dr. Klaus Mueller, Projektleiter.
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Mit dem Bodenkoffer auf Entdeckungsreise gehen

Projektkoordinatorin Kathrin Böhme erklärte das Ziel ihres Vorhabens: „Wir möchten, dass Erzieher in Kindergärten mit ihren Gruppen auf Boden-Entdeckungsreisen gehen. Dafür packen wir ihnen einen Koffer voll mit Ideen und Materialien – zum Beispiel für Pflanzaktionen oder Erdschichtenmodelle.“ Der so genannte Bodenkoffer sei das zentrale Element des geplanten Bildungskonzeptes für Bodenbewusstsein im Vorschulbereich. Er könne wochenweise von regionalen Kindergärten bei der FH ausgeliehen werden. Speziell Erzieher ohne bodenkundliches Vorwissen sollen problemlos mit den Materialien arbeiten können. „Es ist uns wichtig, dass Kindergärten den Koffer für Experimente nutzen, ohne erst teure Anschaffungen machen zu müssen“, sagte Böhme. Mit vorhandenen Alltagsgegenständen wie Schaufeln, Gläsern oder Blumentöpfen sollen Versuche durchgeführt werden können.

Kindergärten gesucht!

Böhme: „Für die Zeit der Konzeptentwicklung und der praktischen Testphase suchen wir noch Kindergärten, die mit uns zusammenarbeiten!“ Gemeinsam mit den Osnabrücker Fachschulen für Sozialpädagogik werden auch angehende Erzieher in die Konzeptentwicklung mit eingebunden. Dabei werden die Berufsschüler verschiedene Möglichkeiten erproben, wie das Thema Boden pädagogisch wertvoll umgesetzt werden kann. Es soll ein Unterrichtskonzept für die berufsbildenden Schulen entstehen, das in Zukunft fest in die Erzieher-Ausbildung eingegliedert wird.

Angehende Erzieher werden eingebunden

2009 solle das Thema Boden dann spielerisch in den Alltag der Osnabrücker Projekt-Kindergärten integriert werden, so Böhme. Nach der praktischen Testphase in Kindergärten würden die Ergebnisse und Erfahrungen 2011 zusammen mit dem Niedersächsischen Institut für frühkindliche Bildung und Entwicklung veröffentlicht. Ab dem Jahr könne der Koffer dann auch von Kindergärten ausgeliehen werden, die nicht an der Testphase teilgenommen hätten.

2009 eröffnet auch der unterirdische Zoo

„Um den Schutz des Lebensraumes Boden wird sich bisher nur wenig gekümmert“, sagte Brickwedde zum Abschluss, “weil wir zu wenig darüber wissen, was sich unter unseren Füßen abspielt. Diese Welt ist kaum sichtbar – noch! Im nächsten Jahr eröffnet in Osnabrück der neue unterirdische Zoo, ebenfalls ein DBU-gefördertes Projekt, in dem das Leben von Erdmännchen, Nacktmullen und Präriehunden in unterirdischen Höhlen beobachtet werden kann.“ Mit Projekten wie diesen setze die DBU Signale für eine bewusste Wahrnehmung des Erdreiches.

20 Kindergärten und Grundschulen beim Erwerb eines BodenKoffers unterstützt

Um noch mehr kleine Naturforscher in die geheimnisvolle Unterwelt zu schicken, unterstützen das europäische Boden-Bündnis und die niedersächsische Bingo-Umweltstiftung 20 Kindergärten und Grundschulen beim Erwerb eines BodenKoffers. Darum werden jetzt Kindergärten und -Träger, Grundschulen, Kindergruppen, Fördervereine, engagierte Eltern und Sponsoren gesucht. Sie sollten ihren Sitz in Niedersachsen haben und den BodenKoffer mit mehreren Gruppen nutzen oder an Schulen oder Kindergärten ausleihen.

Ansprechpartnerin für Fragen zum Projekt (AZ 25719): Dipl.-Ing. Kathrin Böhme, Telefon: 0163/8359303

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Der Präriehund gehört zu den Tieren, die unter der Erde leben. Damit für diesen Lebensraum ein stärkeres Bewusstsein geschaffen wird, fördert die DBU ein Projekt der Fachhochschule Osnabrück: Für Kindergärten wird ein Bildungskonzept zum Thema Boden entwickelt.
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