Intakte Moore sind natürliche Klimaschützer

DBU Naturerbe und Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg stellen Moorvernässung auf DBU-Naturerbefläche Weißhaus vor
Mit Fördermitteln der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg und dank tatkräftiger Unterstützung vom Bundesforstbetrieb Lausitz renaturiert die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das DBU Naturerbe, die entwässerten Niedermoore auf der DBU-Naturerbefläche Weißhaus. © Gesa Wannick/DBU Naturerbe

Doberlug-Kirchhain. Jahrhundertelang haben Menschen mithilfe von Gräben Böden und Moore entwässert, um sie land- oder forstwirtschaftlich zu nutzen. Auch die Niederung der Großen und Kleinen Vehne auf der DBU-Naturerbefläche Weißhaus zeigt diese Praxis. Den degenerierten Niedermooren fehlt es an Wasser. Mit finanzieller Unterstützung der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg in Höhe von rund 114.000 Euro renaturiert die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), das DBU Naturerbe, die wertvollen Torfböden auf rund 20 Hektar. Dazu wurden vergangenen Herbst mit Unterstützung des Bundesforstbetrieb Lausitz die Gräben außer Funktion gesetzt. Heute (Donnerstag) warfen Vertreter einen Blick auf die umgesetzten Wiedervernässungsmaßnahmen. „Wir wollen den natürlichen Wasserhaushalt der Niedermoore wiederherstellen, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, aber auch, um den selten gewordenen Lebensraum für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten zu erhalten“, so Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe. Fünf Messstellen sollen zukünftig helfen, den Grundwasserstand kontinuierlich zu beobachten und den Erfolg der Maßnahmen zu dokumentieren.

Moorschutz für mehr Wasser in der Landschaft

Intakte Ökosysteme sind natürliche Klimaschützer. Gut wasserversorgte wachsende Moore binden Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre und speichern es langfristig im Boden. Die gestörten Niedermoore der Großen und Kleinen Vehne auf der DBU-Naturerbefläche Weißhaus sind von einem umfangreichen Grabensystem durchzogen, das sie seit Jahrzehnten sehr effektiv entwässert. Indem Wiedervernässungsmaßnahmen den Grundwasserstand anpassen, könne der Torfboden bestenfalls nicht weiter mineralisieren und Klimagase freisetzen. „Insbesondere im Rückblick auf die langanhaltenden Trockenphasen der vergangenen Jahre muss ein Umdenken stattfinden, um Wasser länger in den Landschaften zu speichern“, betont Belting während der Exkursion durch das Projektgebiet. Moorschutz ist Klimaschutz, aber auch wichtig für die biologische Vielfalt. Werden Feuchtgebiete auf Dauer entwässert, verlieren sie nicht nur ihre ökologische Funktion als Kohlenstoffsenken, sondern es verschwinden auch seltene Lebensräume und damit gleichzeitig ihre besondere Flora und Fauna. Für die fördernde Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg waren daher nicht nur die Klimaschutzfakten ausschlaggebend, um in den Moorschutz zu investieren. Stiftungs-Geschäftsführer Dr. Holger Rößling: „Moore sind mit ihren vielen Funktionen wahre Alleskönner. Sie gehören zur Identität Brandenburgs, die wir mit unserer Arbeit schützen und erhalten wollen. Wir stehen in ganz Brandenburg bereit, um gemeinsam mit Partnern gute Naturschutzprojekte möglich zu machen – wie hier mit dem DBU Naturerbe auf ihrer Naturerbefläche Weißhaus.“

26 Grabenplomben optimieren Grundwasserstand

Machten sich bei strömendem Regen ein Bild von der Wiedervernässung der Niedermoore auf der DBU-Naturerbefläche Weißhaus: (v.l.) Bundesforst-Koordinator Andreas Petzel, Dr. Holger Rößling, Geschäftsführer der Stiftung Naturschutzfonds Brandenburg, Susanne Belting, Fachliche Leiterin im DBU Naturerbe, Dr. Uwe Fuellhaas, Gewässer- und Feuchtgebietsmanager im DBU Naturerbe, und Daniel Reiß, Bauleiter BSD Baustoff- und Gewässersanierungs GmbH. © Gesa Wannick/ DBU Naturerbe

Insgesamt wurden im vergangenen Herbst an 26 Standorten sogenannte Grabenplomben zur Wiedervernässung der wertvollen Torfböden gesetzt. Ein Bagger verfüllte die Gräben dafür punktuell mit anstehendem sowie angeliefertem Bodenmaterial, um den Wasserabfluss langfristig zu stoppen. Zusätzlich wurden einige Gräben im Projektgebiet vollständig verfüllt. Auf einer Länge von 240 Metern konnte dies mit umliegendem Torfmaterial geschehen und an einer anderen Stelle wurden auf einer Länge von 460 Metern rund 640 Kubikmeter Sägespäne verwendet. „Das Material ist sehr saugfähig und unter Luftabschluss recht langlebig. Da nicht genügend umliegender Torfboden zur Abdichtung zur Verfügung stand, ist das Material eine passende Alternative“, erläutert Andreas Petzel vom Bundesforstbetrieb Lausitz die Materialwahl. Gelingt durch die Maßnahmen eine großflächige Vernässung mit ganzjährig hohen Wasserständen auf rund 20 Hektar, werden in den Niederungen der Großen und Kleinen Vehne zukünftig nur noch wenig Kiefern heranwachsen. Mit Hilfe der kürzlich installierten Messstellen kann der naturnahe Grundwasserstand nun auch durch den betreuenden Bundesforstbetrieb Lausitz kontrolliert und protokolliert werden. „Bislang mussten mit großem Kostenaufwand die jungen Bäume regelmäßig mechanisch entfernt werden, denn Kiefern und Birken entziehen dem Moor das lebensnotwendige Wasser“, erklärt Dr. Uwe Fuellhaas, Gewässer- und Feuchtgebietsmanager im DBU Naturerbe. Gehölze erhöhen grundsätzlich die Verdunstung und beschleunigen das Austrocken des Torfbodens. Alle Arbeiten in der Vehne-Niederung setzte die Baustoff- und Gewässersanierungs GmbH Dessau (BSD) aus Dessau-Roßlau um.

Klimaschutzerfolge brauche einen langen Atem

Mit Wiedervernässungsmaßnahmen organischer Böden auf vielen der 71 Naturerbeflächen leistet das DBU Naturerbe einen Beitrag zum natürlichen Klimaschutz. Klimaschutzerfolge stellen sich im Moor aber nicht direkt ein, sondern brauchen einen langen Atem in der Betreuung. „Langfristig muss geschaut werden, ob die Maßnahmen zur Wiedervernässung vor allem aufgrund des Klimawandels mit ändernden Niederschlagsverteilungen und Verdunstungsraten in die richtige Richtung laufen“, weiß Belting. Umso wichtiger sei daher eine langfristige Planung, die nur durch beständige Partner auch abgesichert ist.

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