Innovativ und umweltgerecht saniert: größtes Fachwerkhaus Deutschlands in Halle gesichert

Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert Modellrestaurierung des Hauses 8 bis 13 der Franckeschen Stiftungen mit sieben Millionen Mark
Halle/Fulda. Die Zukunft des Hauses 8 bis 13 der Franckeschen Stiftung in Halle an der Saale, größtes Fachwerkgebäude in Deutschland und Kulturdenkmal von europäischem Rang, ist gesichert. Das Kuratorium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) beschloß unter Vorsitz von Bundesbankpräsident Dr. Hans Tietmeyer, für die umweltgerechte Instandsetzung des jahrzehntelang enormen Umweltbelastungen ausgesetzten 120 Meter langen, fünfstöckigen Gebäudes sieben Millionen Mark zur Verfügung zu stellen. Mit diesem Geld sollen in einer bisher einmaligen Aktion in einer Kombination von denkmalpflegerischen und bauphysikalischen Faktoren Forschungsergebnisse aus der Theorie in die Praxis umgesetzt werden, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung zur Diagnose und Therapie von Schäden an Baudenkmälern gewonnen hatte. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Umweltstiftung: "Das Projekt bietet die einzigartige Möglichkeit, moderne Umweltgesichtspunkte in die Restaurierungs- und Entwicklungsmaßnahmen direkt einfließen zu lassen. Das geht weit über sonst übliche, denkmalpflegerische Ansätze hinaus."

Starke Schäden durch Umweltbelastung

Im Rahmen einer Pressekonferenz gingen heute in Halle Brickwedde und Professor Dr. Paul Raabe als Direktor der Franckeschen Stiftungen auf Einzelheiten des Projektes ein. Bedingt durch die zentrale Stadtlage seien die Außenfassaden, von denen eine direkt an einer vierspurigen Hoch- und Schnellstraße liegt, jahrzehntelang ungehindert in besonderem Maße Emissionen aus Autos und Braunkohleheizungen ausgesetzt gewesen. Verschärfend hinzugekommen sei, daß Halle selbst als Eckpunkt des Chemiedreiecks Halle-Bitterfeld-Merseburg zu den höchstbelasteten Kommunen der ehemaligen DDR gehört habe.

Komplette Schadensbeseitigung geplant

Vorgesehen sei nun eine komplette Schadensbeseitigung an den Außenfassaden des Hauses, das künftig ein Evangelisches Studienhaus und ein Schülerwohnheim beherbergen werde. Im einzelnen sollten die Möglichkeiten eines konstruktiven Holzschutzes berücksichtigt werden, um den chemischen Holzschutz soweit wie möglich zu verringern sowie eine Substanz- und ressourcenschonende Schadensbeseitigung durchgeführt werden. Schwerpunktmäßig sollten wärmeschutztechnische Verbesserungen im Einklang mit den bauphysikalischen Gegebenheiten und dem Feuchteschutz umgesetzt, ein modellhaftes Schallschutzsystem insbesondere an der der Hochstraße zugewandten Fassadenseite eingesetzt werden.

Umsetzung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis

Begleitet werde dieses modellhafte Vorgehen vom Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege in Fulda, das für die Umsetzung der wissenschaftlich gewonnen Erkenntnisse in die Praxis verantwortlich sei. Entstehen solle dabei eine modellhafte Dokumentation, die auch die Nachvollziehbarkeit der einzelnen Sanierungsschritte gewährleiste. Über den Bereich Weiterbildung im Zentrum für Handwerk und Denkmalpflege könnten dann mittelständische Handwerksbetriebe, Architekten, Ingenieure und Denkmalpfleger erreicht und effektiv angesprochen werden. Brickwedde betonte, daß das Gebäude als geeignetes Pilotprojekt mit günstigen Rahmenbedingungen gewertet werde und deshalb die Bereitschaft des Eigentümers besonders zu begrüßen sei, das Haus als Demonstrationsobjekt für eine unter heutigen Umweltbedingungen zeitgerechte Instandsetzung zur Verfügung zu stellen. Dabei erfordere "die ungeheure Dimension des Fachwerkgebäudes ein sehr vorsichtiges Vorgehen". Dieser Verantwortung seien sich alle Beteiligten bewußt. Sie sähen aber auch die "einmalige Chance, auf innovativem Wege ein Gesamtkulturgut von nationalem und internationalem Rang der Nachwelt zu erhalten".