„Häuslebauer“: Grad der Umweltentlastung einzelner Baumaßnahmen künftig meßbar

Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert Untersuchung der Uni Karlsruhe mit rund 340.000 Mark - "Ökologisch-ganzheitliche Betrachtung"
Bonn/Karlsruhe. "Häuslebauern", die zwar bereit sind, für umweltfreundliche Maßnahmen tiefer in die Tasche zu greifen, denen Architekten und Planer zur Zeit aber nicht sagen können, welche Maßnahmen die höchste Umweltentlastung bringen, kann zukünftig geholfen werden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) fördert jetzt mit einem Finanzvolumen von knapp 340.000 Mark Untersuchungsmethoden des Instituts für Industrielle Bauproduktion der Universität Karlsruhe, die geplagten Bauherren während der Planungsphase sichere Antworten geben werden auf die Fragen, ob verbesserte Fenster, verbesserter Wärmeschutz, solare Brauchwassererwärmungsanlage, umweltfreundliche Baustoffe oder ein aufwendigeres Heizungssystem beziehungsweise welches Bündel dieser Maßnahmen ein Minimum an Umweltbelastung produzieren. Das beschloß jetzt in Bonn das Kuratorium der größten Umweltstiftung Europas unter Vorsitz von Bundesbankpräsident Dr. Hans Tietmeyer. Generalsekretär Fritz Brickwedde: "Ein wichtiger Baustein im Hinblick auf eine ökologisch-ganzheitliche Betrachtung von Bauvorhaben."

Programme zur Berechnung von Einsparungen fehlten bislang

Maßnahmen zur Verminderung des Energieverbrauchs bei der Nutzung von Gebäuden gingen in der Regel einher mit der Erhöhung der Energie, die für das Erstellen des Gebäudes und das Herstellen der Baustoffe beziehungsweise Bauteile aufgebracht wird. Beim umwelt- und gesundheitsfreundlichen Bauen seien außerdem neben den rein energetischen Fragestellungen auch sämtliche im Zusammenhang mit dem Bau, der Nutzung sowie dem Abriß beziehungsweise Recycling entstehenden Umweltbelastungen zu berücksichtigen. Architekten und Planern stünden zwar Computerprogramme für die Berechnung von Energieverbräuchen bei der Nutzung von Gebäuden sowie für die Kostenberechnung im frühen Planungsstadium zur Verfügung. Programme zur integrierten Berechnung von Investitionskosten und Energeiverbräuchen seien aber am Markt eben nicht erhältlich.

"Dieses Projekt betritt Neuland"

Nun solle eine rechnergestützte Methode entwickelt werden zur kombinierten Berechnung von Baukosten (Erstinvestition, Unterhaltung und Erneuerung), Energieverbrauch für Heizung, Warmwasserbereitung und Stromverbrauch sowie für die Erstellung, Erneuerung und Entsorgung der Gebäude und Umweltbelastung - vor allem Luft- und Wasserbelastung sowie Bauschuttaufkommen. Die dafür notwendigen, grundlegenden Daten seien zum großen Teil vorhanden, müßten aber zu einem breit anwendbaren Planungswerkzeug weiterentwickelt werden. Brickwedde: "Mit diesem Projekt wird weitgehend Neuland betreten, da eine systematische Datensammlung, -aufbereitung und -auswertung unter diesen Gesichtspunkten weitestgehend fehlt." Durch die Verknüpfung von bauphysikalischen und heiztechnischen Kennwerten und verschiedenen Umweltindizes mit einer Methode, die es im frühen Planungsstadium ermögliche, Baukostenberechnungen durchzuführen, werde die dringend benötigte Transparenz erreicht. Brickwedde: "Dem Bauherren dient die Verknüpfung umweltrelevanter Daten unter Einbeziehung der Kosten zur Unterstützung rationaler Entscheidungen im Bauplanungsprozeß mit dem Ziel einer verbesserten Beachtung von Umweltbelangen."