„Ostritz Symbol für zukunftsorientierten Umweltschutz im modernen Deutschland“

Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) präsentiert neue Broschüre über energieökologische Modellstadt in Sachsen
Dresden / Osnabrück. "Ostritz ist ein Symbol. Ein Symbol für Menschen, die neue Wege zu einem zukunftsorientierten Umweltschutz gegangen sind und gehen; die ihr Umweltwissen auch über Deutschland hinaus weitervermitteln und damit international Brücken bauen." - Mit diesen Worten präsentierte heute in Dresden Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück, eine neue Broschüre der Stiftung. Unter dem Titel "Energieökologische Modellstadt Ostritz-St. Marienthal" zeichnet sie auf 42 Seiten die Entwicklung dieses 3.500-Seelen-Städtchens im Dreiländereck zwischen Tschechien, Polen und Deutschland nach hin zu einem ökologischen Modell für die moderne Bundesrepublik.

Klimaschutz und innovative Energieversorgung: diese Begriffe stünden für das Ostritz von heute. Bis zur Wiedervereinigung dagegen habe die Stadt unter den enormen ökologischen Belastungen für Mensch, Natur und Umwelt durch die ehemalige DDR leiden müssen. Das energieökologische Modellstadtkonzept sehe eine komplette Selbstversorgung mit Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien vor. Eingebunden sei aber auch eine grenzüberschreitende Umweltbildungsarbeit speziell nach Polen und Tschechien über das Internationale Begegnungszentrum (IBZ) im Kloster St. Marienthal. Das gewährleiste eine praxisnahe Verknüpfung von technischen Problemlösungen mit neuen Methoden der Umweltbildung zu diesen Themen.

So schlägt die Broschüre denn auch einen weiten Bogen. Sie schildert die ökologisch ausweglos scheinende Lage der Ostritzer zu DDR-Zeiten. Umgeben von den Braunkohlekraftwerken Hagenwerder und Hirschfelde auf deutscher, dem Kraftwerk Turow auf polnischer Seite lag die Schwefelbelastung fünfmal, die Staubbelastung zehnmal höher als in der Großstadt Köln. Sie zeigt aber auch den mutigen Protest einiger Bürger, die es angesichts dieser Umweltbelastungen nicht hinnahmen, daß die DDR diese Probleme offiziell als nicht existent leugnete.

Dann geht sie im Detail auf den neuen Ostritzer Weg ein. Sie beschreibt das Biomasseheizkraftwerk, das zehn Megawatt an Wärme und 650 Kilowatt an Strom aus Holzhackschnitzeln und Pflanzenöl gewinnt. Damit werden alle kommunalen, gewerblichen und privaten Gebäude der Stadt ganzjährig mit Raumwärme und Warmwasser versorgt. Sie stellt das Feuerwehrhaus dar, das - wie viele Privathäuser - mit einer Solaranlage ausgestattet ist sowie mit einer Regenwasseranlage. Sie ersetzt für Toilettenanlagen, Frei-flächenbewässerung und Stiefelwaschanlage jährlich etwa 100.000 Liter Frischwasser.

Sie schildert aber auch Aufbau und Nutzen von vier Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von vier Megawatt in der hügeligen Vorgebirgslandschaft Ostritz‘ mit seinem beständigen böhmischen Wind. Die Windenergie mindert nicht nur Umweltbelastungen an Schwefeldioxid, Stickoxiden, Kohlendioxid und Staub. Sie liefert auch so viel Strom, daß damit jährlich 2.000 Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgt werden könnten - doppelt so viel, wie die Stadt tatsächlich braucht.

Die Nutzung der Wasserkraft der Neiße, die den Eigenbedarf von Kloster und IBZ mehr als deckt, der Aufbau einer Pflanzenkläranlage im Ortsteil Bergfrieden, die Geschichte des Klosters St. Marienthal und die Umweltbildungsangebote des IBZ runden das Gesamtbild der energieökologischen Modellstadt Ostritz in dieser Broschüre ab. Sie kann bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, An der Bornau 2, 49090 Osnabrück, Telefon 0541/9633-411, Fax 0541/9633-194, kostenlos angefordert werden.