GPS huckepack: Moderne Technik soll Erhalt von Kornweihen sichern

Uni Oldenburg untersucht Lebensraum, Beute und Flugrouten für Schutzkonzept - DBU gibt 200.000 Euro

Oldenburg. Entwässerte Moore und Feuchtgebiete, aufgeforstete Heideflächen, intensive Landwirtschaft – Kornweihen, in Deutschland ehemals typische Brutvögel, sind vom Aussterben bedroht. „Klassische Schutzmaßnahmen wie das Umwandeln von Äckern in Wiesen oder das Begrenzen des Tourismus in Schutzgebieten reichen nicht mehr aus, um den alarmierenden Bestandsrückgang zu stoppen“, mahnt Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Deshalb sei es dringend notwendig, bestehende Schutzkonzepte zu hinterfragen. Die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg wagt nun den Vorstoß: Mit moderner Technik und 200.000 Euro aus dem Fördertopf der DBU möchte die Uni mehr über Lebensraum, Beutespektrum und Flugrouten der Kornweihen herausfinden. Brickwedde: „Auf Basis aktueller Daten soll ein neuer Maßnahmenkatalog zum Erhalt von Kornweihen erarbeitet werden.“ Dafür kooperiert die Uni mit dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer.

Allein versorgen Kornweihen-Männchen in der Brutzeit Weibchen und Junge. Mit GPS-Technik sollen die Bewegungsmuster der schlanken Greife nun nachgezeichnet werden.
© Janina Voskuhl/Uni Oldenburg

Problem: entwässerte Moor- und Heidegebiete und intensive Landwirtschaft

„Früher haben Kornweihen – ihrem Namen gemäß – gerne in Kornfeldern gebrütet. Doch bei den heute üblichen Agrarmethoden haben sie damit kaum noch Erfolg. Und auch sonst ist ihr Lebensraum immer kleiner geworden. Vor allem entwässerte Moor- und Heidegebiete und intensive Landwirtschaft sind für den Mangel an Brutplätzen und reichhaltigen Jagdgründen verantwortlich“, erklärt Dr. Julia Stahl vom Institut für Biologie und Umweltwissenschaften der Uni Oldenburg. Das bleibe natürlich nicht ohne Folgen: „War die Kornweihe früher auch in Deutschland ein recht verbreiteter Brutvogel, so gibt es mittlerweile nur noch wenige dieser schlanken Greife“, sagt sie weiter. Das einzig regelmäßige Brutvorkommen in Deutschland befinde sich im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, aber auch dort sei der Bestand zwischen 1997 und 2011 von 48 auf 18 Brutpaare dramatisch gesunken.

Untersuchungen zu Lebensraum, Nahrung und Fortpflanzung

„Im Projekt sollen die Gründe für den alarmierenden Abwärtstrend aufgeklärt, soll ein Schutzkonzept für den Erhalt der Kornweihen-Population an der Niedersächsischen Küste erarbeitet werden“, ergänzt Dr. Reinhard Stock, Naturschutz-Experte bei der DBU. Ausgangspunkt seien Untersuchungen zu Lebensraum, Nahrung und Fortpflanzung der Kornweihen. „Da die Männchen in der Brutzeit Weibchen und Jungen allein versorgen, werden insgesamt zehn Männchen mit GPS-Technik ausgestattet. Mit diesen Geräten können Bewegungsmuster detailliert aufgezeichnet werden“, erläutert Stahl.

Populationsdynamik der Kornweihen besser verstehen und geeignete Schutzmaßnahmen ableiten

Nestkameras und ausgewürgte, unverdauliche Nahrungsreste – so gennannte Gewölle – sollen Aufschluss über das Beutespektrum der Vögel geben. Zusätzliche Satelliten-Sender verfolgten und übertrügen außerdem Flugrouten, Rast- und Überwinterungsgebiete, Aufenthaltsdauer und Raumverhalten der Kornweihen außerhalb des Brutgebietes im Wattenmeer. Stock: „Die Projektergebnisse sollen helfen, die Populationsdynamik der Kornweihen besser zu verstehen und geeignete Schutzmaßnahmen abzuleiten. Der entwickelte Maßnahmenkatalog kann anschließend auf andere Populationen übertragen werden.“

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 30347): Dr. Julia Stahl, Dipl.-Ing. (FH) Nadine Oberdiek, Institut für Biologie und  Umweltwissenschaften, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Telefon:  0441/7983345.

Entwässerte Moor- und Heidegebiete, intensive Landwirtschaft: für die Kornweihen wird der Lebensraum immer enger.
© Nadine Oberdiek/Uni Oldenburg

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