Für Geist und Gesundheit: „Bildungsformat mit viel Potenzial”

Umweltbildungswanderungen im Test – 130 DBU-Projekte erwandert – DBU gab 73.000 Euro

Osnabrück. „Dieses Bildungsformat hat eine Chance für die Zukunft verdient“, findet Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Wandern sei ideal für die Gesundheit, aber auch, um Neues zu lernen, etwa über Umweltprojekte. Er begrüßte heute die Biologin Dr. Heidi Lehmal mit einer offenen Wandergruppe in der DBU. Im Rahmen der Initiative „10.000.000 Schritte – DBU überall in Deutschland“ hatte Lehmal als Vorsitzende des Vereins „10.000.000 Schritte – fit durch Deutschland“ ein Jahr lang einwöchige Bildungswanderungen zu Öko-Projekten angeboten und die neue Art der Wissensvermittlung getestet. Bei der Abschlusstour vom Dümmer See über Osnabrück nach Melle zum 111. Deutschen Wandertag zog sie das Fazit: „Bildungswanderungen haben viel Potenzial, müssen sich aber erst noch durchsetzen. Vor allem muss bei Landesregierungen und Arbeitgebern ankommen, dass Seminare nicht nur Sinn machen, wenn in geschlossen Räumen ein Vortrag den nächsten jagt.“

Berufliche Weiterbildungen ins Grüne verlegen

In der Natur könne man wunderbar Informationen verinnerlichen, weil Wandern die Gehirnaktivitäten anrege. Und ein solcher Ausdauersport sei außerdem die ideale Gesundheitsvorsorge. Lehmal rief deshalb dazu auf, berufliche Weiterbildungen verstärkt ins Grüne zu verlegen: „Immer mehr Berufstätige leiden an Zivilisationskrankheiten wie Bandscheibenvorfällen, Rückenproblemen oder Augenschmerzen. Bildungswanderungen stärken neben dem Wissenszuwachs die Gesundheit und fördern die Netzwerkbildung.“

Lehmal fordert Bildungsurlaub für Bildungswanderungen

Aufgrund des hohen Exkursionsanteils hätten die Landesregierungen die Bildungswanderungen nicht als Bildungsurlaub anerkannt, bedauerte Lehmal. So hätten Arbeitnehmer nur vereinzelt freie Tage oder ihren Urlaub dazu nutzen müssen, sich zu Solarenergie, nachhaltigem Konsum, Natur- oder Kulturgüterschutz beim Wandern fortzubilden. Lehmal appelliert: „Der Gesundheitsaspekt muss noch eine stärkere Rolle bei der Bewertung von Bildungsurlauben spielen!“ Insbesondere für Umweltbildung eigne sich diese Art der Informationsvermittlung besonders, pflichtete Brickwedde bei.

Wanderer trafen Umweltpioniere aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Kultur

Weil man nur in einer gesunden Umwelt gesund bleiben kann, entwickelte Lehmal 2010 das Umweltbildungsformat, führte ihre Gruppen ein Jahr lang durch besondere Naturlandschaften und brachte sie mit Umweltpionieren, Firmengründern, Naturschützern, Förstern, Dombaumeistern oder Politikern zusammen. Mit den Referenten, darunter auch mehrere Träger des Deutschen Umweltpreises der DBU, diskutierten die Wanderer darüber, wie eine nachhaltige Zukunft aussehen könnte und was auch der Einzelne dazu beitragen kann.

Teilnehmer nahmen viele Informationen mit


Die insgesamt 80 Teilnehmer – darunter Rentner, Erwerbslose und Arbeitnehmer – und Referenten der Umweltbildungswanderungen waren vom Bildungsformat durchweg begeistert. Uni-Absolventin Anna-Maria Besold aus Nürnberg konnte sich durch ihre Teilnahme an der Wanderung über nachhaltigen Konsum auf ihren neuen Job in der DBU-Geschäftsstelle vorbereiten. Doris Tews aus Osnabrück wanderte bei acht Touren mit, in erster Linie um sich fit zu halten. Aber auch die Umweltaspekte haben es ihr angetan: „Spannend fand ich die Nationalen Naturerbeflächen, auf denen sich Wildnis frei entfalten kann.“ Obstbauer Hartwig Ehlers diskutierte leidenschaftlich über die Aspekte von integriertem und ökologischem Obstanbau. Mitwandernde Pädagogen nahmen Anregungen aus der Umweltpädagogik gerne auf und knüpften untereinander Kontakte.

2012 geht es in die Alpen

Weil die Wanderungen nach ihrer Auffassung sehr gut angekommen sind, plant Lehmal für 2012 einen weiteren Höhepunkt und will der DBU weiter auf der Spur bleiben: Vom 30. Juli bis zum 10. August bietet der Verein „10.000.000 Schritte – fit durch Deutschland“ eine Alpen-Wanderung im Berchtesgadener Land an. Dort hatte die DBU zwischen 2001 und 2008 die umweltgerechte Sanierung von Berghütten gefördert, die Lehmal mit ihrer Gruppe besuchen will.

Insgesamt 130 Projekte erwandert und 10 Millionen Schritte gegangen

Ein Jahr lang organisierte die Bremerin Heidi Lehmal als Vorsitzende und Gründerin des Vereins „10.000.000 Schritte – fit durch Deutschland“ einwöchige Wandertouren zu DBU-Projekten in ausgewählten Regionen Deutschlands. Beim Deutschen Wandertag 2011 in Melle endet die einjährige Initiative am 11. August. Insgesamt hat Lehmal 130 innovative Umweltprojekte für Mitwanderer erlebbar gemacht. Kooperationspartner sind der Deutsche Wanderverband, das Deutsche Jugendherbergswerk und die Bildungsvereinigung Arbeit und Leben in Bremen. Offizieller Medienpartner ist die Zeitschrift Wanderlust. Die DBU förderte das Projekt mit 73.000 Euro, um „ein neues Bildungsformat zu erproben“, so Brickwedde. Insgesamt haben die 80 Teilnehmer gemeinsam mehr als 7.000 Kilometer zurückgelegt, und sind zusammen zehn Millionen Schritte gegangen.

Anprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 27308): Taalke Nieberding, 10.000.000 Schritte - DBU überall in Deutschland, Telefon 0177-4105512

Mit ihrer Wandergruppe machte die Initiatorin der Aktion „10.000.000 Schritte – DBU überall in Deutschland“, Dr. Heidi Lehmal (M.), heute Station in der DBU. Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde überreichte ihr als Dank für ihr Engagement ein Paar Wanderstöcke. Die sollen im Sommer 2012 bei einer Alpen-Wanderung im Berchtesgadener Land zum Einsatz kommen. Lehmal will der DBU weiter "auf der Spur bleiben" und die von der Stiftung umweltsanierten Berghütten erwandern.
©
Am Donnerstag startete die Wandergruppe um Dr. Heidi Lehmal (2.v.r.) auf die Umweltbildungswanderung zum Deutschen Wandertag nach Melle. Im Dümmer-Museum untersuchten sie Gewässerproben aus dem Dümmer See, wo die DBU das Forschungslabor "Leben im Wasser" fördert.
© Taalke Nieberding

Medien & Infos