Frauenkirche: „Baustoff-Recycling“ soll Symbol Dresdens Renaissance bringen

Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert Wiederaufbau mit 1,7 Millionen Mark - Umweltbelastungen des Gesteins modellhaft untersucht
Dresden. Der Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden, eines der bekanntesten Kulturdenkmäler Deutschlands und in außergewöhnlicher Weise mit der jungen deutschen Geschichte verbunden, wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) gefördert. Das Kuratorium unter Vorsitz von Bundesbankpräsident Dr. Hans Tietmeyer beschloß, für Untersuchungen des alten Steinbestandes rund 1,5 Millionen Mark zur Verfügung zu stellen. Das teilte Generalsekretär Fritz Brickwedde vor Medienvertretern in Dresden mit. Mit diesem Geld sollten insgesamt rund 8.000 Fundobjekte untersucht werden. Sämtliche Schäden müßten lokalisiert und dokumentiert werden, um die Wiederverwertung möglich zu machen. Brickwedde: "Schließlich ist es Ziel der Fachleute, einen möglichst großen Teil des alten Steinbestandes noch einmal zu verarbeiten."

Das Wahrzeichen der Sachsenmetropole: eine Ruine mit Umweltschäden

Die Anfang des 18. Jahrhunderts errichtete Frauenkirche hatte bis zu ihrer Zerstörung 1945 als Wahrzeichen der sächsischen Metropole gegolten. Die Bomben ließen nur zwei Wandteile stehen, der Rest stürzte zu einem großen Trümmerhaufen zusammen. Erste Untersuchungen hätten schnell deutlich gemacht, daß die über 40 Jahre Schadstoffen ausgesetzten Steine deutliche Umweltschäden aufweisen. Entstanden sei schließlich ein umfangreiches Programm an Materialuntersuchungen, das insbesondere die Umwelteinflüsse auf Stein und Mörtel und die Wiederverwertbarkeit der Materialien für die Rekonstruktion der Kirche klären sollten. Diese Untersuchungen seien zusammen mit ersten Dokumentationsschritten bereits Ende des Vorjahres mit 200.000 Mark durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt gefördert worden.

"Für die Auswertung von Schadensprozessen sind diese Analysen unverzichtbar."

Nun solle, so Brickwedde weiter, eine umfangreiche Datenerfassung und -auswertung vorgenommen werden, die sich auf 8.000 Fundobjekte erstrecken werde. Nur durch das Lokalisieren und Dokumentieren der Schäden könne eine Wiederbenutzung möglich gemacht werden. Dieser vereinfachten Auswertung werde eine nach Maßgabe der Denkmalpflege durchzuführende, vollständige Auswertung folgen mit größerem Exaktheits- und Feinheitsgrad. Brickwedde: "Für die Auswertung von Schadensprozessen und -phänomenen sind diese Analysen unverzichtbar und notwendig."

Dokumentationsmaterial wird zugänglich

Ein Vergleich zwischen den im Trümmerberg verschütteten und damit vor Luftbelastungen quasi abgeschotteten Steinen und den diesen Belastungen ausgesetzten Steinen ließen Rückschlüsse auf den Einfluß der Luftverschmutzung auf den Elbsandstein zu. Spezielle Untersuchungen sollten hier mit Analysen der Gesteinseigenschaften und Verformungsberechnungen verknüpft werden. Sowohl die Technische Universität Dresden, als auch die Regionalleitstelle des Bundesministeriums für Forschung und Technologie sowie das Landesdenkmalamt Sachsen übernähmen diese Arbeiten. Das gesamte Dokumentationsmaterial könne zu Lehr- und Ausbildungszwecken für Handwerker, Restauratoren, Archäologen und Archivstellen verwendet werden.

"Ergebnisse, die nicht nur für die Frauenkirchenützlich sind"

Die Absicht, einen großen Teil des noch erhaltenen Steinmaterials für den Wiederaufbau zu nutzen, sei im Sinne einer denkmalpflegerischen Baustoffverwertung als modellhaft anzusehen. Brickwedde: "Die notwendigen Schadensanalysen und Auswertungen sind einzigartig. Sie lassen Ergebnisse erwarten, die nicht nur direkt für die Frauenkirche von Nutzen sein werden. Sie werden über die Wechselwirkungen zwischen Umweltbelastungen und Gesteinseigenschaften wesentliche Auskünfte geben."