Fenster am Weltkulturerbe Kölner Dom für die Nachwelt sichern

Ausgeprägte Rissbildung im Welter-Zyklus wird behoben – DBU fördert innovative Methoden mit 120.000 Euro

Köln. Köln verfügt mit einer 2000-jährigen Geschichte über ein kulturelles und architektonisches Erbe ersten Ranges. Köln ist aber auch Verkehrsknotenpunkt mit dem höchsten Eisenbahnverkehrsaufkommen und dem größten Container- und Umschlagbahnhof Deutschlands. Für den in direkter Nachbarschaft zum im 19. Jahrhundert entstandenen Hauptbahnhof gelegenen Dom hat das Konsequenzen: Der Dampflokbetrieb über Jahrzehnte, Abgase aus Hausbrand und Industrie haben etwa die Fenster des Doms stark in Mitleidenschaft gezogen. Eine ausgeprägte Rissbildung in Folge des jahrzehntelangen Schadstoffeintrags gefährdet die Haltbarkeit und Transparenz dieser historischen Zeitzeugen. Dem bisher wenig erforschten konservatorischen Problem soll nun auf den Grund gegangen werden. Mit finanzieller Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) von 120.000 Euro sollen nach einer grundlegenden Analyse innovative Restaurierungsmaterialien und -methoden erprobt und schließlich angewendet werden.

Craqueléschäden ein wenig erforschtes konservatorisches Problem

Bei der Übergabe des Bewilligungsschreibens durch DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde an Dombaumeisterin Prof. Dr. Barbara Schock-Werner betonte heute die Expertin, dass Craqueléschäden an historischen Gläsern und ihre Ursachen – so nennt man die oft umfangreichen Rissmuster, die bis hin zu Tiefenrissen das Glas in der gesamten Stärke durchziehen, - ein wenig erforschtes konservatorisches Problem seien. Betroffen seien insbesondere Glasmalereien des 19. Jahrhunderts. Doch auch an Farbgläsern des Mittelalters sei dieses Schadensphänomen zu beobachten. Offenbar spielten vom Menschen ausgehende Umwelteinflüsse wie z. B. schadstoffbelastete Luft eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Schäden.

Entwicklung neuartiger Methoden und Materialien eine dringliche Aufgabe

Zur konservatorischen Behandlung von Craqueléschäden gebe es derzeit kein angemessenes Verfahren. Wünschenswert wäre es, Festigungsmaterial in die craquelierten Gläser einzubringen. Die derzeit zur Verfügung stehenden Mittel seien dafür nicht geeignet, da sie nicht hinreichend in die Risse eindrängen. Die Entwicklung neuartiger Methoden und Materialien sei daher eine dringliche Aufgabe. Nach erfolgreich bestandenen Tests sollten die modellhaft bei craquelierten Gläsern in einem historischen Glasfenster des 19. Jahrhunderts aus dem Welter-Zyklus des Kölner Domes angewendet werden.

Restaurator Peter Berkenkopf von der Glasrestaurierungswerkstatt der Kölner Dombauhütte bei der Untersuchung an einem craquelierten Glasstück aus dem Zyklus der Welter-Fenster im Kölner Dom.
© Dombauverwaltung Köln

Viele Kulturgüter in Deutschland von diesem Problem betroffen

In Deutschland seien viele Kulturgüter von diesem Problem betroffen, betonte auch Brickwedde: die mittelalterlichen Fenster der Marthakirche in Nürnberg, der umfangreiche Bestand der Peterskirche in Leipzig, Fenster im Münster zu Konstanz, die Sammlung des Gotischen Hauses in Wörlitz, aber auch eben der sogenannte Welter-Zyklus des Kölner Doms. Der durch den Kölner Glasmaler Michael Welter gefertigte, ursprünglich 28 Fenster mit 112 Figuren umfassende Glasmalereizyklus sei im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört worden. Erhalten seien die Standfiguren aus 13 Fenstern, von denen einige ein erhebliches Craquelé-Schadensbild aufwiesen und die Modellobjekte des Vorhabens darstellten.

DBU engagiert sich umfangreich für Weltkulturerbestätten

Die Arbeiten am Kölner Dom seien, so Brickwedde, Teil des Engagements der DBU für die deutschen Weltkulturerbestätten, für das sie seit 1991 mehr als zwölf Millionen Euro zu Verfügung gestellt habe. Für den Erhalt umweltgeschädigter Glasmalereien habe die DBU im selben Zeitraum an weiteren bedeutenden Denkmalen wie etwa dem Erfurter Dom zusätzlich mehr als sechs Millionen Euro an Fördermitteln vergeben.

Zahlreiche Experten begleiten das Kölner Modellprojekt

Projektpartner in der dreijährigen Kölner Forschungsarbeit sind die Dombauverwaltung und das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung (ISC) in Würzburg. Die naturwissenschaftlich-analytischen Arbeiten werden in den ISC-Abteilungen „Kulturgüterschutz und Umweltmonitoring“ (Außenstelle Bronnbach) und „Anorganische Materialien aus flüssigen Vorstufen“ (Haupthaus Würzburg) durchgeführt. Die praktische Umsetzung und experimentelle Erprobung von zwei neuen Technologien findet in der Glasrestaurierungswerkstatt der Kölner Dombauhütte statt.

Ansprechpartner für Fragen zum Projekt (AZ 24583): Dr. Ulrike Brinkmann, Dombauverwaltung Köln, Telefon: 0221/17940365.

Der Kölner Dom (Außenansicht von Süden): Umwelteinflüsse machen dem Weltkulturerbe massiv zu schaffen. Mithilfe der DBU sollen nun Schäden an den Fenstern beseitigt werden.
© Dombauverwaltung Köln

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