Deutsche Bundesstiftung Umwelt: fast 120 Millionen Mark flossen nach Sachsen

Kuratorium bewilligte jetzt sechs weitere Projekte mit einem Volumen von über sechs Millionen Mark
Dresden. Die Förderung innovativer Umweltschutzmaßnahmen durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) geht im Freistaat Sachsen weiter zügig voran. Mit den jüngsten Entscheidungen des Kuratoriums der größten Umweltstiftung Europas vom Montag in Bonn kletterte die Fördersumme auf fast 120 Millionen Mark. Diese Zahlen gab jetzt Fritz Brickwedde, der Generalsekretär der Stiftung, bekannt, die sich in den Bereichen Umwelttechnik, -forschung und -bildung die Förderung zukunftsweisender, neuer, umweltschonender Wege auf die Fahnen geschrieben hat. Brickwedde: "Damit liegt Sachsen im Ländervergleich in der absoluten Spitzengruppe."

Sechs neue Projekte in Sachsen

Vor Medienvertretern in Dresden ging Brickwedde heute auf die insgesamt sechs neuen Projekte ein, für die das Stiftungskuratotium unter Vorsitz von Bundesbankpräsident Dr. Hans Tietmeyer "grünes Licht" gegeben hatte.

Beratungszentrum zur Umwelt- und Ressourcenschonung,Stadtwerke Hoyerswerda

Mit einer Summe von rund 850.000 Mark fördert die Stiftung das Errichten und den Betrieb eines Beratungszentrums zur Umwelt- und Ressourcenschonung bei den Stadtwerken Hoyerswerda. Die Stadtwerke hätten es sich zum Ziel gesetzt, so Brickwedde, ein wirtschaftlich, technisch und ökologisch optimales Konzept der leitungsgebundenen Energieversorgung unter der Prämisse einer niedrigen ökologischen Belastung der Stadt durch Energieerzeugung und -wandlung zu entwickeln und umzusetzen. Zielgruppen seien Gewerbe, Industrie, Handel, Handwerk, Haushalte, Wohnungsunternehmen, Schulen und Kindereinrichtungen. Schon bei den Stadtwerken in Schneeberg hatte die Stiftung den Aufbau eines Beratungszentrums für insgesamt fünf Kommunen unterstützt (530.000 Mark).

Biofilteranlage in der Papierfabrik Königstein

Der Bau einer speziellen Biofilteranlage in der Papierfabrik Königstein wird mit fast einer Million Mark von der Stiftung unterstützt. Das Unternehmen beabsichtige, so Brickwedde, im Rahmen einer umfassenden Verbesserung seiner Produktionsanlagen gleichzeitig eine erhebliche Verminderung der Umweltbelastungen vorzunehmen. Gegenwärtig gehe vom im Nationalpark Sächsische Schweiz gelegenen Unternehmen eine deutliche Gewässerbelastung aus. Durch das zweistufige Biofilterverfahren in einem innovativen Anlagenkonzept, für das es bisher in vergleichbarer Situation kein Beispiel gebe, würden nicht nur konkrete Umweltentlastungen erreicht, es seien auch übertragbare Lösungen für die Abwässer vergleichbarer Produktionsanlagen zu erwarten.

Elektrochemische Sanierung von kontaminierten Böden, Boden- und Grundwasserlabor Dresden

Knapp 840.000 Mark investiert die größte Umweltstiftung Europas in die Entwicklung eines Verfahrens zur elektrochemischen Sanierung von kontaminierten Böden durch das Boden- und Grundwasserlabor Dresden (BGD). Ziel ist es, so Brickwedde, diese Sanierungsmethode zunächst im Labormaßstab weiter zu optimieren und dann in einen größeren Maßstab zu überführen. Im Gegensatz zu chemisch-physikalischen und biologischen Sanierungsmethoden - bei denen der Boden immer ausgehoben werden müsse - handele es sich hierbei um ein sehr elegantes und preisgünstiges Verfahren, das bisher in der praktischen Anwendung immer zu Fehlschlägen führe, weil die anbietenden Unternehmen oft fachlich zu wenig qualifiziert seien und praktisch kaum Kenntnisse über die Wirkungsmechanismen existierten. Diesen Mißstand solle das Projekt beheben, das die systematische Untersuchung des Einflusses des elektrischen Feldes auf die Vorgänge im Boden unter Berücksichtigung vieler Einflußfaktoren zum Inhalt habe.

Biosensorsystem zur Analyse von Schadstoffen, Prüfgeräterwerk Mendingen, Dresden

Die Entwicklung eines auf verschiedene Schadstoffe ansprechenden Biosensorsystems für die Schnellanalytik in wäßrigen Medien hat sich das Prüfgeräte-Werk vorgenommen, wobei die Stiftung einen Förderbetrag von fast 600.000 Mark gibt. Dieses Konzept soll, so Brickwedde, zur Steuerung von Kläranlagen eingesetzt werden, um so Bakterien in den Belebungsbecken vor für sie unverträglichen Stoffen zu schützen.

Reinigungsverfahren für Trinkwasser, Ingenieurgesellschaft Nußbaum und Partner, Streckewalde/Technische Universität Dresden

Im Rahmen des geplanten Forschungsvorhabens soll ein Verfahren zur biologischen Stickstoff- und Phosphorelimination in dreistufigen Belebungsteichanlagen entwickelt und modellhaft erprobt werden. Das Verfahren bietet, so Brickwedde, eine Möglichkeit der Errichtung dezentraler Kläranlagen mit hohem Wirkungsgrad im Einzugsgebiet von Trinkwassertalsperren und von Seen mit hohen Anforderungen an den Erholungswert. Zur Überfrachtung mit Nährstoffen gerade dieser Talsperren und Seen trügen aber in hohem Maße auch die Abwässer von mittleren und kleineren Gemeinden bei, für die bisher eine Nährstoffelimination nur mit sehr hohen Aufwendungen verwirklicht werden könne. Damit könnten die Teichanlagen einen wesentlichen Beitrag zum Schutz von Seen und Talsperren in den neuen Bundesländern leisten. Die Stiftung fördert hier mit über 600.000 Mark.

Braunkohle und Umwelt,Förderverein Lausitzer Bergbaumuseum Knappenrode

Knapp 2,5 Millionen Mark investiert die Umweltstiftung in die Entwicklung eines Ausstellungskomplexes zum Thema "Braunkohle und Umwelt" im Lausitzer Bergbaumuseum Knappenrode. Dort solle, so Brickwedde, der Braunkohlebergbau in all seinen Phasen - von der Erkundung über die Förderung, Brikettierung, Verstromung bis hin zur Rekultivierung - gezeigt werden. Es sollten Umweltprobleme dargestellt werden, die bei der Braunkohleförderung, der Veredelung und der Verbrennung entstehen. Geplant sei eine thematisch gegliederte Ausstellung auf 450 Quadratmetern im Kühlhaus der 80 Jahre alten Brikettfabrik. Die Anordnung der einzelnen thematischen Komplexe solle in Form eines Rundgangs erfolgen, der etwa dem technologischen Ablauf entspricht. Die didaktische Gestaltung solle die Informationsbedürfnisse und das Informationsverhalten verschiedener Zielgruppen - Kinder, Jugendliche, Familien, Studenten, Experten - berücksichtigen. Insbesondere für Jugendliche sollten spezielle Erlebnisbereiche mit Interaktionsmöglichkeiten geschaffen werden.