Detektive am Mikroskop: Auf der Jagd nach illegalem Tropenpapier

Verfahren zur Herkunftsbestimmung von Papier und Zellstoff wird entwickelt – DBU gibt 284.000 Euro

Darmstadt/Hamburg/Aschaffenburg. „Das Abholzen der TropenwĂ€lder schreitet mit rasantem Tempo voran. Zwar gibt es erste LegalitĂ€tsnachweise fĂŒr importiertes Holz und Holzprodukte. Doch noch immer fehlt eine Methode zum AufspĂŒren illegaler Papier- und Zellstoffquellen aus den Tropen. Weltweit werden jĂ€hrlich etwa 400 Millionen Tonnen Papier produziert, ein Herkunftsnachweis wird dringend benötigt. Wir wollen das Entwickeln eines geeigneten Verfahrens jetzt vorantreiben“, erklĂ€rte heute Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, GeneralsekretĂ€r der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Mit rund 284.000 Euro unterstĂŒtzt die Stiftung ein Forschungsvorhaben der Technischen UniversitĂ€t Darmstadt, in dem Methoden zur schnellen und eindeutigen Bestimmung von Baumarten in Papier- und Zellstoffprodukten entwickelt werden sollen. Kooperationspartner sind das Zentrum Holzwirtschaft - Chemische Holztechnologie der UniversitĂ€t Hamburg und die ISEGA Forschungs- und Untersuchungsgesellschaft in Aschaffenburg.

Illegale Rodungen sind massive Eingriffe in Klima und StoffkreislÀufe

„Tropische WĂ€lder stabilisieren das ökologische Gleichgewicht unserer Erde. Das Abholzen schafft in mehrfacher Hinsicht große Probleme: Zum einen wird damit Lebensraum vernichtet und das Aussterben von Arten beschleunigt, zum anderen stellt das Roden einen massiven Eingriff in das Klima und die StoffkreislĂ€ufe dar. FĂŒr den Erhalt tropischer UrwĂ€lder ist das Projekt also von sehr großer Bedeutung“, begrĂŒndete Brickwedde die DBU-Förderung.

Holzfaserproben sollen Papier aus illegalen Quellen entlarven

„Anhand einzelner Holzfaserproben aus den Produkten wollen wir schnell, wirtschaftlich und eindeutig ermitteln können, ob die fĂŒr das Papier oder den Zellstoff verwendeten Hölzer aus tropischen RegenwĂ€ldern oder von geschĂŒtzten Arten stammen“, brachte Projektleiter Dr. Heinz-Joachim Schaffrath vom Fachgebiet Papierfabrikation und Mechanische Verfahrenstechnik an der Uni Darmstadt die Projektziele auf den Punkt.

Verschiedene PrĂŒfverfahren werden getestet

„Im ersten Schritt soll ein Faseratlas fĂŒr mindestens 20 bis 30 relevante Tropenhölzer entstehen. Dieser wird die Faserformen und -strukturen bildlich darstellen und eine Identifizierung der Fasern durch Lichtmikroskopie erleichtern“, erlĂ€uterte Dr. JĂŒrgen Odermatt vom Zentrum Holzwirtschaft - Chemische Holztechnologie der Uni Hamburg. Im zweiten Schritt stehe dann das Entwickeln eines passenden Mikroskopieverfahrens im Fokus. „GeprĂŒft werden als potenzielle Möglichkeiten auch die Rasterelektronenmikroskopie und die Chemotaxonomie, also die Analyse der biochemischen Zusammensetzung“, so Odermatt. In einem dritten Schritt werde dann die Lichtmikroskopie so weit wie möglich automatisiert, um Zeitaufwand und Kosten bei der PapierĂŒberprĂŒfung zu verringern.

Sichere Entscheidungskriterien fĂŒr LegalitĂ€tsprĂŒfungen

„Große Teile der weltweit produzierten Papier- und Zellstoffprodukte kommen mittlerweile aus China. DafĂŒr importiert das Land auch große Mengen Tropenholz, zum Beispiel aus Indonesien. Durch diese langen Transport-, Handels- und Produktionsketten ist es aber schwierig, die LegalitĂ€t des geschlagenen Holzes lĂŒckenlos nachzuweisen. Unser zweijĂ€hriges Projekt soll da sichere Entscheidungskriterien schaffen“, erklĂ€rte Schaffrath.

PrĂŒfverfahren nutzen auch Importeuren und der Wirtschaft

„Von einem praxistauglichen und gerichtsfesten PrĂŒfverfahren werden auch die betroffenen Importeure und Unternehmen profitieren. Sie können einen einfachen und schnellen Nachweis fĂŒr die LegalitĂ€t ihrer Ware erbringen. Konkurrenten, die mit illegalen Produkten handeln, werden so vom Markt abgewehrt, und der Wettbewerb wird deutlich weniger verzerrt“, erlĂ€uterte ISEGA-GeschĂ€ftsfĂŒhrer Dr. Ralph Derra abschließend.

Ansprechpartner bei Fragen zum Projekt (AZ 29436): Dr. Heinz-Joachim Schaffrath, TU Darmstadt, Telefon 0172/5321950, Telefax 06151/16-2454

Im nun von der DBU geförderten Projekt sollen geeignete und wirtschaftliche PrĂŒfverfahren entwickelt werden, um Tropenholzfasern in Papier und Zellstoff sicher identifizieren zu können.
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