Dem überhitzten Planeten Erde durch eigenes Handeln selbst Kühlung verschaffen

MenschenWelt“-Ausstellung der DBU zu „planetaren Leitplanken“ wird am 28. August eröffnet

Osnabrück. Was der Kaffee am Morgen mit dem Urwald in Südamerika zu tun hat: Beziehungen wie diese zwischen Alltagshandeln und globalen Konsequenzen verdeutlicht die neue, interaktive Ausstellung „MenschenWelt – Nachhaltige Entwicklung innerhalb planetarer Leitplanken“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). „Wir machen in der Ausstellung sehr komplizierte Themen für den Einzelnen greifbar und präsentieren vielfältige Lösungen, die es bereits heute für die Probleme unserer Zeit gibt“, fasst DBU-Generalsekretär Alexander Bonde zusammen. Das Konzept der „planetaren Leitplanken“ definiert neun wesentliche Umweltprozesse wie Klimawandel, Verlust der Biodiversität oder Ozonloch und will für sie Grenzbereiche bestimmen, die nicht überschritten werden sollen. Ein Beispiel dafür ist das internationale Klimaziel, die globale Erwärmung auf weniger als eineinhalb bis zwei Grad zu begrenzen. Damit die negativen Auswirkungen nicht ausufern und zu großen Krisen führen. Die 11. Ausstellung der DBU wird am Dienstag, 28. August, um 18 Uhr im DBU Zentrum für Umweltkommunikation in Osnabrück eröffnet.

„Planetare Leitplanken“ zeigen sicheren Handlungsspielraum auf

Entwickelt wurde das wissenschaftliche Konzept der „planetaren Leitplanken“ von einem internationalen Forscherteam um den Wissenschaftler Prof. Dr. Johan Rockström. Bonde: „Akribisch und konstruktiv hat er gemeinsam mit namhaften Experten weltweit verfügbare Daten zum Zustand der Erde zusammengeführt, gewichtet und in einen konkreten Rahmen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft überführt. Die ‚planetaren Leitplanken‘ zeigen den sicheren Handlungsraum auf, in dem globale Entwicklung stattfinden und gedeihen kann. 2015 erhielt Rockström dafür den Deutschen Umweltpreis der DBU.“ Im selben Jahr definierten die Vereinten Nationen in ihren 17 Nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, SDGs), welche Punkte nötig sind, damit eine künftige Entwicklung nachhaltig ist und allen Menschen weltweit zu Gute kommt. Die Ausstellung veranschaulicht, welche Rolle SDGs und „planetaren Leitplanken“ in unserem Alltag spielen.

Ein Spiel in XXL als Sinnbild für die Stabilität der Erde

„Um das wissenschaftlich komplexe und schwierige Konzept der ‚planetaren Leitplanken‘ für die Ausstellungsbesucher greifbar zu machen, wartet zunächst ein großer Turm aus Holzklötzen auf die Besucher“, sagt Ulrike Peters, die auf Seiten der DBU die „MenschenWelt“ kuratiert hat. Das Modell mache deutlich: Werde ein Stein herausgezogen, passiere noch nichts. Auch die Erde könne beispielsweise den geringen Verbrauch von natürlichen Rohstoffen noch gut ausgleichen. Aber je mehr Steine entfernt werden, desto wackeliger werde der Turm. In der Wirklichkeit bedeute das: Je mehr endliche Rohstoffquellen wir nutzen oder je mehr Treibhausgase wir ausstoßen, desto stärker verändern wir das Erdsystem, das unsere Lebensgrundlagen liefert. Peters: „Aber wir können auch Klötzchen wieder hineinschieben und das System damit stützen. Zahlreiche Ideen zum Erhalt der Stabilität des Systems Erde finden sich in der Ausstellung.“

Wer am Temperaturregler dreht, sieht direkt, was passiert

Mithilfe von Filmen, Grafiken oder einer echten Koralle wird zunächst jeder der neun zentralen Umweltprozesse für sich vorgestellt in einer der Schubladen, die im Turm versteckt sind. Jede der nachfolgenden sechs Stationen widmet sich dann einem eigenen Thema. Nach einem kurzen Animationsfilm zur Einführung sind die Besucher dran: es darf gedreht, geblättert und geraten werden. Wer es schafft, fünf Fragen beim Quiz rund um Meerestiere richtig zu beantworten, der erhält das „Goldene Seepferdchen“. Unter dem Motto „Deine Coolness und der fiebrige Planet“ kann jeder erkennen, was in der Umwelt passiert, wenn er am „Temperaturregler der Erde“ dreht: Bei einem Grad Celsius mehr drohen die Korallen weltweit auszubleichen, bei einem Temperaturanstieg von fünf Grad langjährig gefrorene Permafrostböden zu tauen und klimaschädigendes Methan freizusetzen. Eine Lösung für das Problem findet sich direkt daneben: Schon heute sind Windkraft, Solarenergie und Co. günstiger als Energieträger auf Öl-, Gas- oder Kohlebasis. Sie können helfen, den Klimawandel aufzuhalten, da sie Energie liefern, ohne Kohlenstoffdioxid an die Erdatmosphäre abzugeben.

Ozonloch zeigt, dass gemeinschaftliches Handeln wirkt

„Wir müssen die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten, denn sie sind Voraussetzung dafür, dass auch zukünftig jeder Mensch auf der Erde in Würde leben kann. Die ‚planetaren Leitplanken‘ geben uns einen Eindruck, wo die Grenzen der Belastbarkeit liegen“, so Bonde. Da die Erdbevölkerung wächst – im Jahr 2050 könnten rund zehn Milliarden Menschen auf der Erde sein – sei es geboten, rasch und konsequent zu handeln. Denn in ihren Untersuchungen kommen die Forscher zu dem Schluss, dass vier der neun Belastbarkeitsgrenzen schon überschritten sind. Damit wächst nach dem Fazit der Experten die Gefahr unumkehrbarer Umweltveränderungen, die die Bewohnbarkeit der Erde für die Menschheit einschränken und eine nachhaltige Entwicklung unmöglich machen. Bonde: „Wir haben es in der Hand, denn viele Lösungen für diese Herausforderungen kennen wir bereits.“ Das schrumpfende Ozonloch sei ein gutes Beispiel für das Lösen eines solchen globalen Problems: Nach dem Verbot der ozonschädigenden Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) durch das internationale Montrealer Protokoll 1987 erhole sich die Ozonschicht wieder. Bis Mitte des Jahrhunderts könne es sich nach Meinung der Forscher vollständig wieder geschlossen haben.

Ab 2020 kann die Ausstellung bundesweit gebucht werden

„MenschenWelt“ steht bis Ende 2019 in der DBU in Osnabrück, bevor sie auf ihre fünfjährige Wanderschaft durch Deutschland geht. Für Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 13 bietet das DBU Zentrum für Umweltkommunikation zielgruppengerechte pädagogische Programme zur Ausstellung an. Geöffnet ist sie montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 13 Uhr sowie nach vorheriger Vereinbarung. Der Besuch ist kostenlos. Weitere Informationen unter www.ausstellung-menschenwelt.de. Die Teilnahme an der Eröffnung ist nach einer Anmeldung bei Sandra Tepker (s.tepker@dbu.de, 0541 9633-921) möglich.

Um das wissenschaftlich komplexe und schwierige Konzept der "planetaren Leitplanken" für die Besucher greifbar zu machen, wartet zunächst ein großer Turm aus Holzklötzen, an dem die neun Umweltprozesse erklärt werden.
© DBU/Münch
Beantwortet ein Besucher fünf Fragen beim Quiz rund um Meerestiere richtig, erhält er den Titel „Goldenes Seepferdchen“.
© DBU/Münch

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