Bundesstiftung Umwelt will Aufbau eines Öko-Bildungszentrums fördern

Bis zu drei Millionen Mark für München in Aussicht gestellt - Modernes Konzept für Deutschland bisher einzigartig
München. Bayerns Landeshauptstadt München bekommt die große Chance, ein ökologisches Bildungszentrum zu errichten, das zu einem "Flaggschiff unter den großstädtischen Umweltbildungsstätten in Deutschland avancieren kann." Das Kuratorium der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) unter Vorsitz von Bundesbankpräsident Dr. Hans Tietmeyer erklärte sich in seiner jüngsten Sitzung dazu bereit, den Aufbau eines solchen Zentrums mit einem Betrag von bis zu drei Millionen Mark zu unterstützen. Damit kann, so Stiftungsgeneralsekretär Fritz Brickwedde, in Deutschland eine Umweltbildungseinrichtung geschaffen werden, "die in ihrer Zielgruppenorientierung, ihrem modernen Konzept von Umweltbildung und ihren neuen methodischen Ansätzen bundesweit ihresgleichen sucht." Sofern sich die Stadt München bereit erkläre, ihren Eigenanteil aufzubringen, stehe einer Umsetzung des Sechs-Millionen-Mark-Projekts nichts mehr im Wege.

Zukunftsweisende ökologische Bildungsprozesse in Gang setzen

In einer Pressemitteilung ging die Stiftung heute auf Einzelheiten der Konzeption des Ökologischen Bildungszentrums München (ÖBZ) ein. Ziel sei es, zukunftsweisende ökologische Bildungsprozesse in Gang zu setzen und Beispiele ökologisch-verantwortlichen Handelns aufzuzeigen. Die sich ständig vergrößernde Kluft zwischen vorhandenem Wissen um die Umweltbedingungen und mangelnder Bereitschaft, selbst zu handeln, müsse durch neue, bürgernahe und attraktivere Bildungsarbeit verringert werden. Das Konzept des ÖBZ weise daher die Schwerpunkte handlungsorientierte Bildungsarbeit, Bürgerbeteiligung, altersübergreifendes ökologisches Lernen, projektbezogene Zielgruppenarbeit und wissenschaftliche Beurteilung aus.

Generationenübergreifendes Lernen - in Theorie und Praxis

So sollten unterschiedliche Zielgruppen für ökologische Inhalte interessiert und durch spezielle, handlungsbezogene Projekte angesprochen werden. Die im Bereich der ökologischen Bildung liegenden Möglichkeiten eines generationsübergreifenden Lernens seien zum Beispiel auf Senioren-Kinder-Gruppen oder altersgemischte Kinder- und Jugendgruppen ausgerichtet. Im Schwerpunkt Bürgerbeteiligung sollten die Besucher nicht nur ein ökologisches Lernangebot präsentiert bekommen, sondern auch die Möglichkeit erhalten, sich zum Beispiel an der Gestaltung von Freiflächen, der baubiologischen Renovierung des Hauses, an Projekten und Foren aktiv zu beteiligen.

Baubiologisches Gebäudekonzept

Für das Projekt stelle die Stadt München an der Memeler Straße in Englschalking inmitten eines dicht besiedelten Wohngebietes ein gründlich zu renovierendes Gebäude auf rund 60.000 Quadratmetern dazugehöriger Freifläche zur Verfügung. Die baubiologische Sanierung des Hauses und die ökologische Baugestaltung der Freifläche unter Berücksichtigung existierender Biotope sollten von Anfang an Bestandteil des Umweltbildungsprogramms sein. Vorgesehen sei auf der Freifläche ein Nutz- und Obstgarten, eine Streuobstwiese, ein Naturspielbereich, eine landwirtschaftliche Demonstrationsfläche und ein Naturlehrpfad. Durchgeführt werde das Projekt in Zusammenarbeit von Münchner Volkshochschule und dem Verein Münchner Umweltzentrum unter Einbeziehung weiterer Bildungseinrichtungen im Bereich Erwachsenenbildung, den entsprechenden städtischen Fachreferaten sowie ökologieorientierter Institutionen.

Nicht nur Umweltbildung, sondern auch soziale Integration

Im Bereich der Erwachsenenbildung solle so eine Stätte ökologischer Sachkompetenz entstehen, die es den Teilnehmern ermögliche, sich ökologisches Wissen so kompetent anzueignen, daß sie am Prozeß öffentlicher Entscheidungen fundiert mitwirken könnten. Im Rahmen der ökologischen Kinderkulturarbeit solle ein stadtteilbezogenes Kinder- und Jugendforum entstehen, das sich um umweltspezifische Anliegen der Kinder kümmere. Dieses ambitionierte Vorhaben könne durch seine Vielschichtigkeit eine wichtige soziale Integrationsfunktion übernehmen und die Qualität städtischen Lebens steigern. Die Kooperation der größten deutschen Volkshochschule mit dem Verein Münchner Umweltzentrum ermögliche es in besonderer Weise, der Stadtbevölkerung Münchens innovative ökologische Handlungs- und Lernfelder zu erschließen. Mit seinem zeitgemäßen Verständnis von Umweltbildung füge sich dieses Projekt nahtlos in ein Förderkonzept der Stiftung zum Aufbau von Umweltbildungseinrichtungen ein, denn gerade im Hinblick auf großstädtische Umweltbildungseinrichtungen seien besondere Defizite ausgemacht. Brickwedde: "Das ÖBZ kann ein Pilotprojekt für andere Volkshochschulen sein, in Kooperation mit Umweltzentren in entsprechend ausgestatteten Räumen die Kluft zwischen vorhandenem Wissen um Umweltbedingungen und mangelnder Bereitschaft, selbst zu handeln, zu verringern."