Bürgerinformation im Martenschen Bruch

DBU Naturerbe GmbH organisiert mit Partnern Wanderung bei Sonnenschein mit Informationen rund ums Moor

Hintersee. Wie sah das Martensche Bruch vor Jahrtausenden aus und wohin wird es sich in Jahrzehnten entwickelt haben? Wie hoch stand das Grundwasser dort in den vergangenen Monaten? Und was hat die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde auf der DBU Naturerbefläche untersucht? Antworten auf diese Fragen erhielten jetzt rund 50 Interessierte bei der Bürgerinformation am 29. September in der Ueckermünder Heide. Wie auch schon im vergangenen Jahr hatte die gemeinnützige Gesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zur Sicherung des Nationalen Naturerbes, DBU Naturerbe GmbH, als Flächeneigentümerin gemeinsam mit Vertretern der GASCADE (ehemals WINGAS) und der Bundesforst eine Wanderung in das Martensche Bruch organisiert. „Ich freue mich, dass so viele Bürger das Angebot angenommen haben und sich ein Bild zum Projektstand machen. Ich hoffe, dass die Organisatoren damit zur Vertrauensbildung beitragen“, betonte Moderator Dennis Gutgesell, zweiter Stellvertreter der Landrätin des Landkreises Vorpommern-Greifswald und DBU-Beiratsmitglied. Im Rahmen einer Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme für den Bau der Ferngasleitung OPAL wird das Martensche Bruch als Teil des Nationalen Naturerbes über die nächsten Jahre wiedervernässt.

Kein Grundwasseranstieg in Hintersee

Fünf verschiedene Stationen erwanderten die Bürger während der über dreistündigen Exkursion. Zusammen mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Andreas Texter konnten sie sich über den Stand der Arbeiten und die Zielsetzungen der Naturschutzmaßnahme bei den Experten informieren. „Wir sind uns ein ganzes Stück näher gekommen“, kommentierte Peter Höhne. Der Diplomforstingenieur und Landforstmeister a.D. hatte Grundwasserstände selbst ausgewertet und kam zu dem gleichen Ergebnis wie der Hydrogeologe Dr. Peter Faber von der HPC AG. „Ich habe bislang keinen Grundwasseranstieg in Hintersee feststellen können“, erklärte Höhne. Tatsächlich belegten die Messungen in den vergangenen Monaten witterungsbedingt sogar ein leichtes Absinken der Pegel, erläuterte Faber an großen, zwischen zwei Bäumen befestigten Bannern, welche die Grundwasserstände abbildeten. „Es ist alles im grünen Bereich“, beruhigte Höhne seine Mitbürger. Auf die Frage, ob das Haff aufgrund der aktuell fallenden Werte in Hintersee „trocken fallen“ könnte, entgegnete Moorexpertin Prof. Dr. Vera Luthardt von der Hochschule Eberswalde: „Es wird immer genug Wasser fließen, da das Martensche Bruch zwar Wasser wie ein Schwamm aufnimmt, es aber anschließend gleichmäßig und kontinuierlich über den Mühlgraben wieder in Richtung Haff abgibt.“ Faber ergänzte: „Es wird wegen unserer Maßnahme keine Grundwasserveränderung in Richtung auf das Haff geben. Die aktuell fallenden Werte in Hintersee führen wir ausschließlich auf die Niederschlagsraten zurück.“

Hochschule untersucht Boden und ausgewählte Tierarten

Auf der Grünfläche im Martenschen Bruch hatte Luthardt mit ihrem Mitarbeiter Thomas Lüdicke Bodenproben vorbereitet und Pflanzen zur Anschauung und zum Anfassen gesammelt. Fotos vom  Birkenmoorwald und von einem artenreichen Feuchtgrünland aus dem Martenschen Bruch zeigte eine weitere Schautafel, während sich artenarme Wiesenflächen direkt hinter dem Schild ausbreiteten. „Wir haben im Projektgebiet den Boden näher untersucht sowie Pflanzen und ausgewählte Tierarten aufgenommen“, so Luthardt. Auf fast allen Versuchsflächen werde der Torf durch Wasserentzug zersetzt, gäbe Kohlendioxid frei und belaste das Klima. „Zurzeit gibt es kaum intakte Moorflächen hier“, stellte Luthardt klar.

Martensche Bruch: Boden hat Alter und Ehrfurcht verdient

An der ersten Station hatte die Wissenschaftlerin anhand eines gezeichneten Modells verdeutlicht, dass das Martensche Bruch vor vielen Jahrhunderten ein See gewesen sei. „Die Gegend hier ist durch die Eiszeit vor über 10.000 Jahren geprägt worden. Als das Eis verschwand, schmolzen einzelne Brocken langsamer und waren wie hier Grundlage für die Entstehung von Seen“. Der Moorboden dokumentiere diese Entwicklung und sei „ein Archiv der Landschaft“. Über die Jahrtausende sei der See verlandet und Torf gewachsen, ungefähr einen Millimeter pro Jahr. „Dieser Boden hat Alter – und Ehrfurcht verdient“, meinte die Wissenschaftlerin. „Heute brauchen wir diese schlecht zu bewirtschaftende Fläche für die Landwirtschaft nicht mehr und können versuchen, ein ökologisch sehr wertvolles Niedermoor zu renaturieren“, erläuterte Christian Petri, der von Seiten der Bundesforst die Wanderung vorbereitet hatte. Vor allem in diesen Lebensräumen wachsen spezialisierte Pflanzenarten und leben Tiere wie der Moorfrosch oder der Große Feuerfalter. „Für die Artenvielfalt in Deutschland sind Moore wie das Martensche Bruch sehr wertvoll“, bekräftigte Dieter Pasch, Fachlicher Leiter Naturschutz der DBU Naturerbe GmbH.

Flachwasserseen im Norden des Projektgebietes

An der letzten Station zeigte Marco Breiding von GASCADE an einer Schautafel, wie sich die Wiedervernässung im Martenschen Bruch in den nächsten Jahren weiterentwickeln werde. Wie schon im vergangenen Jahr betont, werden später lediglich im nördlichen Teil in den niedrigen Senken flache Offenwasserbereiche entstehen. „Im Zusammenspiel mit den niederschlagsbedingten wechselfeuchten Flächen werden ideale Voraussetzungen für die Entwicklung wertvoller Lebensräume für heute seltene Pflanzen und Tiere geschaffen.“ Nachdem bereits ein Teil der Bürger mit der zur Verfügung gestellten Kutsche den Heimweg angetreten hatten, ging auch der verbliebene Teil im Anschluss an Breidings Vortrag zum Treffpunkt zurück. Jürgen Büscheck, stellvertretender Bürgermeister von Liepgarten, lobte: „Das war sehr informativ und eine gelungene, sehr gut vorbereitete Veranstaltung.“

Rund 50 Bürger nahmen das Informationsangebot an und machten sich ein Bild vom Projektstand im Martenschen Bruch der DBU-Naturerbefläche Ueckermünder Heide.
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Dieter Pasch, Fachlicher Leiter Naturschutz der DBU Naturerbe GmbH, Prof. Dr. Vera Luthardt von der Hochschule Eberswalde und Moderator Dennis Gutgesell, zweiter stellvertretender Landrat des Landkreises Vorpommern-Greifswald (v.l.), stellten sich den Fragen der Bürger.
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Prof. Dr. Vera Luthardt von der Hochschule Eberswalde erläutert die Ergebnisse ihrer Bodenuntersuchungen im Martenschen Bruch.
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