Bionik: Osnabrücker Schüler kommen der Natur auf die Spur

Pflanzen als Ideengeber für technische Entwicklungen - Experimente und Vorträge in der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Osnabrück. Die Natur als Vorbild für die Entwicklung technischer Produkte - darum geht es in der Bionik. Was sich hinter dieser Wissenschaft ganz genau verbirgt, wird heute im Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) Oberstufenschülern von Osnabrücker Gymnasien einen Tag lang näher gebracht. Anhand verschiedener Experimente und Vorträge lernen die Schüler, wie kreative Ideen der Natur für die Technik zum Schutz der Umwelt genutzt werden können, wie zum Beispiel beim sogenannten "Lotus-Effekt". Nach dessen natürlichem Prinzip - mikroraue statt glatte Oberflächen - wurden unter anderem selbstreinigende Fassadenfarben entwickelt.

"Ingenieurbüro Natur"

"Die Bionik kann uns vieles lehren, wenn wir bereit sind, genauer hinzuschauen und die Prinzipien des ,Ingenieurbüros Natur‘ zu verstehen", so Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der DBU, heute bei der Veranstaltungseröffnung. In Zusammenarbeit mit den Universitäten Freiburg und Bonn erfahren die Schülerinnen und Schüler anschließend bei verschiedenen Experimenten hautnah, was die Bionik umfasst. Die wichtigsten Fragen: Wie sieht der natürliche "Bauplan" der Natur aus und wie funktioniert er? Wie kann dieses Prinzip in die Technik umgesetzt und schließlich bis zur Marktreife weiterentwickelt werden? Dabei muss den "Hobbyforschern" eines klar werden: Lernen von der Natur bedeutet mehr als nur einfaches Kopieren. "Inspiration statt Imitation", bringt Brickwedde die Herausforderung an Bioniker auf einen Nenner.

Schlaue Natur

Begleitet wird das Programm von zwei Vorträgen. Professor Dr. Thomas Speck von der Universität Freiburg wird einen allgemeinen Überblick über Pflanzen als Ideengeber für die Technik geben, während anschließend Anna Julia Schulte von der Universität Bonn den "Lotus-Effekt" als Paradebeispiel der Bionik vorstellt. In der abschließenden Gesprächsrunde steht vor allem eines im Vordergrund: Die Konstruktionen der Natur sind besonders effektiv, denn sie nutzen Energie- und Material in maximaler Form - und davon gilt es zu lernen.

Was macht Biologie in der Waschmaschine?

Bereits zweimal hat die DBU ihren Deutschen Umweltpreis, den höchst dotiertesten Umweltpreis Europas, an Bioniker verliehen: 1999 zeichnete die Stiftung den Bonner Bionik-Professor Dr. Wilhelm Barthlott aus. Er hatte mit seinem Team nachweisen können, wie sich Pflanzenblätter wie die der Lotus-Blume selbst reinigen und dieses Prinzip in die Technik umgesetzt. Im vergangenen Jahr erhielt Professor Dr. Claus Mattheck den Umweltpreis. Der Physiker aus Karlsruhe hatte die mechanische Belastbarkeit von Bäumen am Beispiel ihrer Bruch- und Standfestigkeit entschlüsselt und daraus Entwicklungen und Computerprogramme geformt, die heute im Automobilbau, aber auch in Waschmaschinen, Hüftprothesen und Zahnimplantaten Anwendung finden.

Stipendien für Nachwuchswissenschaftler

Darüber hinaus hat die DBU einen neuen Stipendienschwerpunkt im Bereich der Bionik. Mit diesen Promotionsstipendien soll jungen und hochqualifizierten Wissenschaftlern die Möglichkeit gegeben werden, sich in einem Team mit der Übertragung biomechanischer Prinzipien in die Technik zu befassen. Koordiniert wird das Programm durch Professor Christoph Neinhuis, Technische Universität Dresden, und Professor Thomas Speck, Universität Freiburg.
Lernen von der Natur: an einem Lotusblatt perlt Wasser einfach ab - ebenso wie Schmutz. Deshalb ist die Oberfläche der exotischen Pflanze ideales Vorbild für Fassaden, Lacke, Glas oder Keramik.
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