„Beim Aufbau eines ökologischen Fitneßprogramms für die kleinen Handwerksbetriebe mithelfen“

Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert Aufbau eines Umweltzentrums des Handwerks der Handwerkskammer zu Leipzig mit 2,4 Millionen Mark
Leipzig. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) setzt ihren Weg, dem Handwerk bei der Suche nach maßgeschneiderten Lösungen für die Bewältigung spezifischer Umweltprobleme behilflich zu sein, konsequent fort. Mit 2,4 Millionen Mark unterstützt die Stiftung nun auch in Leipzig den Aufbau eines "Umweltzentrums des Handwerks" durch die Handwerkskammer zu Leipzig, das nach Ablauf der Anschubförderung von der Kammer eigenständig fortgeführt wird. Besonderheit: Nach Hannover, Saar-Lor-Lux, Münster und Gera ist das Leipziger Zentrum im Rahmen einer bundesweiten Gesamtkonzeption der Stiftung das Zentrum, das den von allen Zentren wahrgenommenen Bereich des umweltfreundlichen Bauens koordinieren wird. Dabei wird ein Schwerpunkt bei der Instandsetzung und Modernisierung von Wohngebäuden und alten denkmalgeschützten Gebäuden mit erhaltenswerter Substanz liegen. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Stiftung: "Wir wollen mithelfen am Aufbau eines ökologischen Fitneßprogramms für die kleinen Handwerksbetriebe. Gerade sie fühlen sich oft alleingelassen, weil sich Umweltschutztechniken häufig nur schwer auf kleinere Betriebe übertragen lassen."

Gewerbeförderung und Umweltschutz

In Anwesenheit von Bundesforschungsminister Dr. Jürgen Rüttgers betonte Brickwedde heute in Leipzig anläßlich der Grundsteinlegung für den Neubau des Bildungs- und Technologiezentrums der Handwerkskammer zu Leipzig, die Umweltzentren verbänden die klassischen Angebote der Gewerbeförderung - wie etwa einzelbetriebliche Beratung und Weiterbildung - mit einer breiten Palette weiterer Dienstleistungen. Kurse, Seminare und Lehrgänge sollten Weiterqualifizierungen ermöglichen, Demonstrationsvorhaben angeregt, Kooperationspartner vermittelt werden. Informationen zum Beispiel über umweltfreundliche Produkte und Produktionsverfahren oder Energiesparmaßnahmen sollten ausgetauscht, die Eigenverantwortlichkeit der Handwerker erhöht werden. Die Zentren sollten aber auch Nahtstellen zu Kommunen und regionalen Umweltbehörden sein, zu Wissenschaft, Gewerbeaufsichtsämtern und Regierungspräsidien. Brickwedde: "Wir sehen die Zentren als Plattform für Informations- und Wissensaustausch, aber auch als konkrete Anlaufstelle bei praktischen Problemen des einzelnen Handwerkers in Sachen Umweltschutz".

Weitere Umweltzentren folgen

Deshalb sei auch in Zusammenarbeit mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) ein Grundkonzept erarbeitet worden, das - über Deutschland verteilt - die Errichtung von maximal acht zusätzlichen Umweltzentren mit einem Volumen von rund 20 Millionen Mark vorsehe. Neben den vier im Rahmen der Gesamtkonzeption des ZDH bewilligten Umweltzentren in Hannover, Saar-Lor-Lux, Münster und Gera bestünden Umweltzentren des Handwerks in Hamburg (Zentrum für Energie-, Wasser- und Umwelttechnik, ZEWU) und in Oberhausen (Zentrum für Umweltschutz, Energietechnik der Handwerkskammer Düsseldorf, UZH).

Schwerpunkt Denkmalpflege

Beim Zentrum in Leipzig, dem zweiten in Ostdeutschland, sei die Besonderheit darin zu sehen, daß neben der starken Berücksichtigung des Baugewerbes die Standortentscheidung zugunsten des Rittergutes des Schlosses Trebsen bei Leipzig gefallen sei, wodurch der Schwerpunkt Denkmalpflege einen starken Praxisbezug erfahre. Damit liege erstmalig der Standort des Zentrums nicht bei oder in der Handwerkskammer, sondern rund 30 Kilometer davon entfernt.

"Praxisorientierte Zusammenarbeit"

Maßgeblich für die Standortentscheidung sei gewesen, daß im Schloß Trebsen auch das mitteldeutsche Bildungszentrum im Förderverein für Handwerk und Denkmalpflege untergebracht sei, dem auch die Handwerkskammer angehöre. Seine Aufgabe bestehe darin, insbesondere das Bauhandwerk im denkmalpflegerischen Arbeiten auszubilden. Darüber hinaus finde bereits jetzt die überbetriebliche Lehrlingsausbildung der Stukkateure in Trebsen statt. Neben den tatsächlichen Demonstrationsmöglichkeiten im Bereich der Denkmalpflege am Schloß selbst gebe es den Plan, eine Schloßbauhütte, ein zentrales Aufbewahrungslager für Denkmalteile, einen sogenannten Denkmalhof, ein Handwerksmuseum und Werkstätten einzurichten. Brickwedde: "Damit sind gute Möglichkeiten für eine praxisorientierte Zusammenarbeit gegeben."

Forschung in der Praxis

Zu Beginn werde sich das Umweltzentrum Leipzig ausgewählter Vorhaben im Interesse des Bau- und Ausbaugewerbes unter besonderer Berücksichtigung der Denkmalpflege widmen. Bei allen Vorhaben werde auf bereits vorhandene Forschungs- und Entwicklungskonzepte aufgebaut, wobei diese handwerkerfreundlich aufzubereiten seien. Bei Bedarf würden eigene Konzepte entwickelt. Im Bereich der umweltgerechten Sanierung von Denkmälern sollten alle Umweltschutzvorhaben im Bau sowie der Denkmalpflege erfaßt werden. Ziel sei es aufzuzeigen, wie die Sanierung denkmalgeschützter Bauwerke unter ökologischen Gesichtspunkten erfolgen könne. Aktuelle Sanierungs- und Restaurierungsobjekte sollten in Beratung und Weiterbildung einbezogen werden.

Positivliste zu Baumaterialien

Erarbeitet werden solle aber auch für das Handwerk eine Positivliste über umweltfreundliche Baumaterialien mit Hinweisen zur Denkmalverträglichkeit sowie für die Baubranche eine Checkliste zu allen Bereichen der umweltgerechten Betriebsführung, die allen interessierten Unternehmen zur Verfügung gestellt und in die Beratung und Weiterbildung einbezogen werden soll. Brickwedde: "Durch die starke Berücksichtigung der Denkmalpflege im Bereich des Bauschwerpunktes ist es besonders begrüßenswert, daß hier das Rittergut des Schlosses Trebsen als Standort für das neu zu gründende Umweltzentrum des Handwerks gewählt wurde, so daß Theorie und Praxis vor Ort gelehrt und gelernt werden können."