„Bedürfnisse der Gegenwart so erfüllen, dass Entwicklung künftiger Generationen nicht gefährdet wird“

Bundespräsident Johannes Rau eröffnete am 3. Juni in Berlin "Woche der Umwelt" - Bedeutung des Themas Umweltschutz betont
Berlin. "Umweltschutz und Nachhaltigkeit in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen sind ja kein Selbstzweck. Es geht darum, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu erfüllen, dass die Entwicklung künftiger Generationen nicht gefährdet wird. Das muss der Maßstab unseres Handelns sein." - Mit diesen Worten eröffnete am 3. Juni in Berlin Bundespräsident Johannes Rau die erste "Woche der Umwelt", die auf seine Initiative hin gemeinsam mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) organisiert wurde. Im Park des Schlosses Bellevue zeigten am 3. und 4. Juni erstmalig 160 Aussteller mehr als 8.000 geladenen Gästen Spitzenprodukte deutscher Umwelttechnik und -forschung und luden zu 44 hochkarätig besetzten Einzelveranstaltungen ein.

Umweltschutz kein Thema der Askese

Rau betonte bei seiner Eröffnungsrede, Umweltschutz sei kein Thema der Askese. Es gehe nicht um "immer weniger" und "immer teurer". Es gehe um mehr Lebensqualität für alle in einer intakten Umwelt. Es gehe darum, den Umweltverbrauch mit moderner Technik zu vermindern. Rau: "Wir brauchen mehr technische Innovation, damit wir mit weniger Energie und weniger Rohstoffen erfolgreich wirtschaften und besser leben können."

Ganz harte ökonomische Fakten

Dabei gehe es um ganz harte ökonomische Fakten, betonte Deutschlands Staatsoberhaupt. Heute hingen mehr als eine Million Arbeitsplätze in Deutschland von der Umweltwirtschaft ab. Dazu gehörten zahlreiche High-Tech-Berufe, die es ohne den Umweltschutz nicht gebe. Rau: "Das können noch viel mehr werden. Darum dürfen wir uns auf unseren Lorbeeren nicht ausruhen."

Weltmarkt für moderne Umwelttechnik fast unbegrenzt

Wer sich die Schwellenländer ansehe, wisse, dass der Weltmarkt für moderne Umwelttechnik fast unbegrenzt sei. Er werde weiter boomen und daran müsse Deutschland seinen Anteil haben. In vielen Feldern von Umwelttechnik und -forschung sei Deutschland führend, dieser Vorsprung müsse gehalten und ausgebaut werden. Darum dürften aber auch nicht alte Diskussionen neu geführt werden, die Ökonomie und Ökologie gegeneinander stellten. Auf Dauer könnten nämlich Produkte und Produktionstechniken ökonomisch nicht vernünftig sein, die ökologisch nicht verantwortbar seien. Zwar könnten Politik und öffentliche Verwaltung ihren Beitrag zum Umweltschutz leisten, doch von Unternehmen erwarteten die Menschen zu Recht, dass sie neben dem wirtschaftlichen Erfolg zunehmend auch schlüssige Antworten geben würden auf soziale und ökologische Fragen.

Damit der Globus nicht quietscht und eiert

Mit Blick auf den am 26. August in Johannesburg beginnenden Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung betonte Rau, er hoffe auf möglichst konkrete Empfehlungen für das, was im eigenen Land und weltweit ganz praktisch zu tun sei, "damit der Globus in einigen Jahrzehnten nicht quietscht und eiert", wie es in einem alten Volkslied heiße. Dabei hätten die Vorgängerkonferenzen von Johannesburg durchaus Meilensteine auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung gesetzt.

Die guten Ergebnisse machen Mut und Hoffnung

Der Energieverbrauch im Lande sei zwischen 1990 und 2000 um fünf Prozent gesunken, während das Bruttoinlandsprodukt um elf Prozent gewachsen sei. Der Kohlendioxid-Ausstoß der privaten Haushalte sei im gleichen Zeitraum um rund elfeinhalb Prozent gesunken. Der industrielle Wasserverbrauch sei in den letzten 20 Jahren um rund ein Drittel geringer geworden und die Verwertungsquote von privaten Haushalten sei von 25 Prozent Anfang der 90er Jahre auf 50 Prozent im Jahr 2000 gestiegen. Städte und Gemeinden hätten zusammen mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern, mit Verbänden, Kirchen und Wirtschaft konkrete Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt: In der Städtebaupolitik, im Umgang mit dem Rohstoff Wasser, in der Verkehrs- und Finanzpolitik und vielen anderen Bereichen. Rau: "Die guten Ergebnisse machen Mut und Hoffnung und spornen an, diesen Weg weiter zu gehen. Dazu möchte ich alle Bürgerinnen und Bürger ermuntern und dafür möchte ich all jenen danken, die sich mir Rat und Tat schon in den vergangenen Jahren beteiligt haben."

Leider manche Rückschläge gegeben

Leider habe es allerdings manche Rückschläge gegeben, speziell nach der Konferenz von Rio vor zehn Jahren. Die wachsende Arbeitslosigkeit in den neunziger Jahren habe das Thema Umwelt in den Hintergrund gedrängt. Rau: "Das war ein Fehler." Er hielte es für richtig, wenn die verschiedenen Umweltprogramme und die vielen Sekretariate der Vereinten Nationen zu einer kraftvollen Umweltorganisation zusammen gefasst würden. Rau: "Sie hätte mehr Gewicht innerhalb der Vereinten Nationen, und sie würde die Durchsetzungsfähigkeit der Vereinten Nationen in Umweltfragen erheblich steigern."
(v. l. n. r.): Prof. Dr. Andreas Troge, Präsident des Umweltbundesamtes, Fritz Brickwedde, DBU-Generalsekretär, Prof. Dr. Hans Tietmeyer, Vorsitzender des Kuratoriums der DBU, sowie Jürgen Trittin, Bundesumweltminister.
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Bundespräsident Johannes Rau (Bildmitte) heute nach der Eröffung der "Woche der Umwelt". Im Bild von rechts nach links: DBU-Kuratoriumsvorsitzender Prof. Dr. Hans Tietmeyer, DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde, Bundesumweltminister Jügen Trittin
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