Allmählichem Verfall Einhalt gebieten: Kirchen-Glasmalereien werden gerettet

Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert Projekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften mit 1,7 Millionen Mark
Dresden / Osnabrück. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) setzt ihr Engagement für den Erhalt umweltgeschädigter, wertvoller Glasmalereien in sakralen Bauten konsequent fort. Nachdem sie bereits 1994 mit knapp zehn Millionen Mark ein Projekt gestartet hatte, um an acht kulturhistorisch wertvollen Kirchen dem allmählichen Verfall ihrer Glasfenster vornehmlich aus dem Mittelalter Einhalt zu gebieten, sollen nun auch Glasmalereibestände mit Schwerpunkt aus dem 19. Jahrhundert mit Stiftungshilfe für die Nachwelt gesichert werden. Der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (Potsdam) stellt die Umweltstiftung für die Entwicklung und Anwendung neuer Methoden zum Schutz national wertvoller Glasmalereien über 1,7 Millionen Mark zur Verfügung. Neben vier Kirchen in Leipzig, Zwickau, Planitz und Meißen soll erstmals die Zusammenarbeit mit polnischen Denkmalpflegern und Werkstätten an der Kirche in Waldenburg (Polen) erprobt werden.

Im Rahmen einer Pressekonferenz im Grünen Gewölbe in Dresden gingen heute der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Fritz Brickwedde, und der Arbeitsstellen

leiter für Glasmalereiforschung bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Dr. Erhard Drachenberg, auf Einzelheiten des neuen Projektes ein. Sie erläuterten, daß die Glasmalereibestände des 19. Jahrhunderts von Kunsthistorikern und Denkmalpflegern lange als nicht so wertvoll angesehen worden seien wie die älterer Epochen. Erst in neuerer Zeit widmeten sich die Verantwortlichen nun auch dem Erhalt der Zeugnisse dieser Epoche.

Dabei unterschieden sich Glasmalereien aus dem 19. Jahrhundert sowohl in der chemischen Zusammensetzung von Glas und Farben als auch in der Technik der Bemalung "wesentlich von mittelalterlichen Gläsern", so Dr. Drachenberg. Schäden seien zumeist Bemalungsschäden, die stark durchgestalteten Malflächen neigten leichter zu Verschmutzung und Verkrustung. Haftverluste von Malereien und starke Schäden am Schwarzlot und an den Emaillefarbschichten bereiteten den Restauratoren große Probleme. Wissenschaftliche und projektbegleitende Untersuchungen sollten Aufschlüsse über die chemische Beständigkeit der Malfarben und die Wechselwirkung zwischen Glas und Farbauftrag geben. Dr. Drachenberg: "Wir versprechen uns davon wichtige Hinweise für die heutige Konservierung und Restaurierung."

Wesentliches Ziel sei es, erläuterte Stiftungsgeneralsekretär Fritz Brickwedde, die vorhandenen, wertvollen Glasfenster durch Schutzverglasung vor zukünftigen Umweltbelastungen zu bewahren. Dazu müßten - möglichst substanzschonend - Halterungssysteme entwickelt werden, die so flexibel seien, daß sie auch Niveauabsenkungen des Bodens, wie sie etwa an der durch Bergbauschäden stark betroffenen Marienkirche in Zwickau festzustellen seien, abzufangen in der Lage seien. Spezielle Handreichungen für Architekten und verantwortliche Mitarbeiter von Bauverwaltungen sollten auf dieser Basis erstellt werden, denn die Erfahrungen in dem ersten Projekt hätten gezeigt, daß bei diesen Berufsgruppen große Defizite vorlägen, die sich dann leicht in mangelhafter Ausschreibung und daraus folgenden, unqualifizierten Arbeiten niederschlügen. Auch mittelständische Restauratorenbetriebe sollten in dieses Vorhaben intensiv eingebunden werden.

Vorgesehen sei, die Peterskirche in Leipzig, die Marienkirche in Zwickau, die Lukaskirche in Planitz, den Dom in Meißen und eben die Katholische Pfarrkirche in Waldenburg/Polen in das Vorhaben einzubeziehen. So werde es nicht nur zu einem Austausch wissenschaftlicher Disziplinen innerhalb Deutschlands kommen. Brickwedde: "Auch grenzüberschreitend entsteht so ein fachlicher Dialog, der dem Erhalt wichtiger Kulturdenkmäler für die Nachwelt nur dienen kann."

Hinweis an die Redaktionen: Einen Fachaufsatz der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften zu diesem Projekt senden (faxen) wir Ihnen auf Nachfrage gern zu.