Achtes Wasserbüffel-Kalb auf DBU-Naturerbefläche geboren

Züchter lädt Interessierte auf Kontrollfahrt ein – Infostand am Naturerbe Zentrum Rügen

Prora. Nach und nach nehmen der mächtige Wasserbüffelbulle und seine sieben Kühe Kontakt zu den neugeborenen, schwarzen Kälbern auf, die direkt nach der Geburt noch unbeholfen bei ihren Müttern stehen. Sie schnuppern an dem zierlichen Jungtier und lecken über das Fell. Seit einigen Wochen bekommen die Wasserbüffel auf der DBU-Naturerbefläche Prora südlich der Feuersteinfelder ihre Jungen. „Für gewöhnlich halten Wasserbüffel ein paar Tage rund um die Geburt Abstand von der Herde. Entfernt sich eine Kuh, wissen wir, es geht bald los“, stellt Züchter Marco Matuschak fest. Fast täglich ging es weiter: Auf der „wilden Weide“ der gemeinnützigen Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), der DBU Naturerbe GmbH, hat der Pächter in diesem Jahr acht Wasserbüffelkälber begrüßt. Wer Interesse hat, sich die Tiere anzusehen, der kann Matuschak auf seiner täglichen Kontrollfahrt begleiten. Außerdem stellt der Öko-Landwirt vom Rujana-Hof Wasserbüffel und ihren Beitrag zum Naturschutz auf der DBU-Fläche am 30./31. Oktober beim Nachhaltigkeitsmarkt im Naturerbe Zentrum Rügen vor.

Wasserbüffel als Landschaftspfleger - Weide mehr als 20 Hektar groß

Sechs Monate darf der Wasserbüffelnachwuchs bei den Muttertieren auf der über 20 Hektar großen, halboffenen Weide bleiben. Sie laufen im Familienverbund mit dem Bullen und acht Kühen. „Die Herde stört sich auch nicht daran, dass hier auch noch drei Highlander-Kühe und vier fremde Jungtiere ihren Job machen“, weiß Matuschak. Ihr Job ist die Landschaftspflege, und ihr Beitrag ist wichtig für den Naturschutz. Als eine von 47 Liegenschaften hat die DBU die ehemalig militärisch genutze Fläche als Teil des sogenannten „Nationalen Naturerbes“ vom Bund übernommen.

Weide mit Besenheide unter besonderem Schutz - Lebensraum für Neuntöter und Schwarzkehlchen

Als Teil des europäischen "Natura 2000"-Schutzgebietsnetz ist beispielsweise die Besenheide südlich der Feuersteinfelder besonders schützenswert. Wo einst Panzer rollten, konnte sich die Weide auf besondere Weise entfalten. „Wir tragen in Deutschland eine besondere Verantwortung dafür, diese Calluna-Heide zu erhalten“, betont Dr. Jörg Tillmann, verantwortlich für das Offenlandmanagement der DBU-Tochter. Hier an der Schmalen Heide wächst dieser gefährdete Lebensraumtyp. Nach der militärischen Nutzung drohte die Heide zu verschwinden, da das Offenland wieder mit Birken und Kiefern zuwuchs. „Um dies zu verhindern, haben wir im Frühjahr 2012 begonnen, mit den Wasserbüffeln zu arbeiten, um die Heide zu verjüngen und die verfilzten Landreitgras-Bestände aufzulösen“, berichtet Tillmann. „Heute steht die Heide in Teilen wieder in Blüte, und in den halboffenen Weidelandschaften kommen seltene Vogelarten wie der Neuntöter, die Heidelerche und das Schwarzkehlchen vor“, so Tillmann. Ein Gewinn für Pächter und Verpächter: Die DBU-Tochter braucht die Weidetiere als Landschaftpfleger, um ihre Naturschutzziele zu erreichen – Matuschak züchtet nicht nur seltene Haustierrassen, er vermarktet auch ihr Fleisch: Neben mobilen Grillstationen betreibt er mehrere Restaurants auf Rügen und verkauft seine Wurst auf Märkten und Volksfesten.

Matuschak: "Charmant sein lohnt sich" - Wasserbüffelbulle besonders umgänglich

Für die Jungtiere geht es erst einmal beschaulich weiter. Werden die Wasserbüffelkälber von ihren Müttern getrennt, dann kommen die jungen Bullen nach Borchdietz auf Rügen. „Da treffen sie auf zurzeit sieben andere Wasserbüffel-Kollegen“, erklärt Matuschak. Die jungen Kühe kommen zu 14 anderen Artgenossinnen und 80 Rindern nach Nadewitz. Nach ihrer Geschlechtsreife dürfen sie dann wahrscheinlich wieder zurück auf ihre Heimatweide. Ob sie ihren Vater wiedersehen, bleibt abzuwarten. „Um Inzest zu vermeiden, müssen wir alle drei Jahre den Bullen austauschen, beispielsweise mit einem Tier von einem anderen Züchter“, betont Matuschak. Doch das jetztige Alphatier sei zutraulich und umgänglich – in Matuschaks Wagen vor den Muttertieren geschützt können Besucher ihm den mächtigen Kopf kraulen. Eine Alternative könnte sein, dass dieser Bulle bei seiner Herde bleibt, und seine Töchter auf einer anderen Weide grasen. „Charmant sein lohnt sich“, schmunzelt Matuschak.

Herdenstärke nimmt in Deutschland zu - Tiere für Beweidung auf DBU-Fläche geeignet

In Deutschland war die Haltung von Wasserbüffeln bis vor wenigen Jahren selten. Inzwischen beobachten Fachleute eine starke Zunahme der umgänglichen Rasse. Wasserbüffelbullen können bis zum Widerrist 140 Zentimeter messen und bis zu 1.000 Kilogramm schwer werden. Kühe sind rund zehn Zentimeter kleiner, aber mit 500 bis 700 Kilogramm deutlich leichter. Sie können minderwertiges Futter wie Binsen und Leitreitgras besser als Rinder verwerten, was für die Beweidung der DBU-Fläche wichtig ist.

DBU-Tochter übernimmt 47 Flächen mit rund 60.000 Hektar vom Bund

Die DBU-Naturerbefläche Prora mit rund 1.900 Hektar ist eine von 47 Flächen der gemeinnützigen Osnabrücker Gesellschaft. Auf den insgesamt 60.000 Hektar in neun Bundesländern will die Stiftungstochter als Treuhänderin offene Lebensräume mit seltenen und gefährdeten Arten durch Pflege bewahren, naturnahe Wälder ohne menschlichen Eingriff zu neuer Wildnis entwickeln, artenarme Forste in naturnahe Wälder überführen und Feuchtbiotope ökologisch aufwerten und erhalten.

Die Wasserbüffel helfen, die Weide der DBU-Naturerbefläche Prora offen zu halten.
© DBU/ Matuschak
Auf der DBU-Naturerbefläche sind acht Kälber auf die Welt gekommen.
© DBU/ Matuschak
Mit der DBU-Naturerbefläche Prora auf Rügen hat die DBU-Tochter im Herbst 2008 die erste der 47 Flächen vom Bund übernommen.
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