4,5 Millionen Euro für innovative Umweltschutzideen aus Sachsen

DBU-Generalsekretär stellt Jahresbilanz 2003 für Sachsen vor - 34 Vorhaben gefördert - Ein Schwerpunkt: vorbeugender Hochwasserschutz
Dresden/Osnabrück. Auch in diesem Jahr unterstützte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) wieder viele innovative Umweltschutzideen aus Sachsen: 34 Vorhaben erhielten 2003 rund 4,5 Millionen Euro. Dabei setzte die DBU den nach der Flutkatastrophe des letzten Jahres eingeschlagenen Weg zur Förderung des vorbeugenden Hochwasserschutzes konsequent fort: Drei Projekte aus Sachsen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen, erhielten insgesamt 1,3 Millionen Euro. Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der DBU, stellte gemeinsam mit Prof. Dr. Irene Schneider-Böttcher, Präsidentin der Sächsischen Landesanstalt für Landwirtschaft (Dresden), und Prof. Dr. Friedhelm Sieker von der Universität Hannover, Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und landwirtschaftlichen Wasserbau, eines dieser Projekte vor. "Hier wird erstmals das gesamte Einzugsgebiet eines Flusses, das der sächsischen Mulde, hinsichtlich seines Wasserrückhaltepotenzials bewertet", so Brickwedde. Auf Grundlage der gewonnenen Erkenntnisse könnten zukunftsfähige Konzepte zum vorbeugenden Hochwasserschutz umgesetzt werden. Mit dem Jahresabschluss 2003 präsentiert die Umweltstiftung in Sachsen eine stolze Bilanz: Seit Gründung der DBU 1991 wurden in Sachsen 626 Projekte mit 128 Millionen Euro gefördert.

Sofortprogramm im letzten Jahr durch vorbeugende Maßnahmen ergänzt

· 2,8 Millionen Euro hatte das Kuratorium der DBU spontan nach der Hochwasserkatastrophe zur Verfügung gestellt, um mit einem Sofortprogramm wertvolle Kulturdenkmäler zu retten und die Schäden der Flut zu beseitigen. "Dieses Programm war wichtig, um die größten Schäden zu beseitigen. Jetzt rückt jedoch der vorsorgende Hochwasserschutz in den Vordergrund, um solch extreme Ereignisse zukünftig abzuschwächen", so Brickwedde. Das Kooperationsprojekt schlage mithilfe einer DBU-Förderung von 497.000 Euro einen innovativen Weg ein. So werden erstmalig die Potenziale der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft und der Siedlungswirtschaft gemeinsam betrachtet, um für den Hochwasserschutz bestmögliche Effekte zu erzielen. In Chemnitz zum Beispiel werden modellhafte Maßnahmen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung untersucht, um diese Erkenntnisse auf andere Siedlungsgebiete im Muldegebiet zu übertragen. Neu sei auch der Ansatz, diese Maßnahmen volks- und privatwirtschaftlich zu hinterfragen, um ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis zu erzielen.

Hochwasserschutz im Weißeritzkreis

· In enger Zusammenarbeit mit diesem Projekt beschäftigt sich ein weiteres der Technischen Universität Bergakademie Freiberg mit dem Hochwasser- und Naturschutz im Weißeritzkreis. Das Weißeritztal im Erzgebirge wird von den Flüssen Rote und Wilde Weißeritz geprägt. Es gehörte im August 2002 zu den am stärksten von der Flut betroffenen Gebieten in Sachsen

Naturschutzgerechte Waldbehandlung im Osterzgebirge

· Gemeinsam mit dem Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V. (Dresden) und dem Sächsischen Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft will das Institut für Allgemeine Ökologie und Umweltschutz der Technischen Universität (TU) Dresden in den bewaldeten Durchbruchstälern von Müglitz, Trebnitz und Gottleuba im Osterzgebirge ökologisch und ökonomisch vertretbare Initial- und Pflegemaßnahmen zur naturschutzgerechten Waldbehandlung und Hochwasservorsorge durchführen. Die DBU unterstützt dieses Vorhaben mit 421.000 Euro.

Gesundheitsschädliche Stoffe in Schleifscheiben vermeiden

· Ebenfalls in Chemnitz fördert die DBU mit 122.000 Euro ein innovatives technisches Projekt der Schleifscheibenfabrik Rottluff. Gemeinsam mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau will man bei der Herstellung von kunstharzgebundenen Schleifscheiben das gesundheitsbelastende Trägermaterial Glasfaser durch nachwachsende Naturfasern wie Flachs oder Sisal ersetzen. "Durch die Verwendung von nachwachsenden Naturmaterialien werden die Ressourcen und die Gesundheit geschont, da kein Glasfaserstaub mehr in die Atemluft gelangt", sagte Brickwedde. Zudem ließen sich die Naturstoffe energieärmer produzieren.

Bessere Luft in Räumen mit Computern

· Die Firma Gebrüder Leonhardt GmbH & Co. KG (Aue) entwickelt gemeinsam mit LG Thermo-Technologies GmbH (ebenfalls Aue) und der Technischen Universität Dresden, Fakultät Maschinenwesen, neuartige Pumpen für Mikrokühlsysteme von elektronischen Hochleistungsprozessoren. Untersuchungen hätten bewiesen, dass die durch den Betrieb eines PC‘s in einem Raum erforderliche Luftwechselrate dreimal größer ist als beim Aufenthalt von Personen, da in diesen Räumen vermehrt gelüftet wird und die Heizenergie so verloren geht. Neben der Schadstoffbelastung hat dies hinsichtlich der Gebäudebeheizung hohe energetische Relevanz. Schätzungen gingen davon aus, dass der jährliche Heizenergiebedarf für ein Büro mit Computer um 15 Prozent steigt. Ziel des Projektes ist die Minimierung von Schadstoffen aus elektronischen Geräten durch Ersatz der herkömmlichen Lüfterkühlungen. Durch die Entwicklung einer technisch und kostenmäßig effizienten Kühltechnik, die ohne die bisherigen Lüfter zur Prozessorenkühlung auskommt, soll bezüglich der Schadstoffe, aber auch der Geruchsbelastung in Büros Entlastung geschaffen werden. Die DBU unterstützt diese Idee mit 170.000 Euro.

Entdeckerhaus Arche im Zoo Leipzig

· Der Zoologische Garten Leipzig hat es sich zum Ziel gesetzt, einen "Zoo der Zukunft" zu gestalten. Das Konzept beinhaltet eine artgerechte und naturnahe Tierhaltung in großzügigen Anlagen und einen direkten Einbezug des Besuchers. Auf diese Weise solle die Bedeutung des Artenschutzes und des Schutzes der Lebensräume bewusst gemacht werden. Die DBU fördert mit 122.000 Euro das "Entdeckerhaus Arche". In einem ehemaligen Raubtierhaus soll ein Informations- und Bildungszentrum entstehen. Auf 550 Quadratmetern werden verschiedene Themenräume und -gebiete präsentiert, darunter die Bedrohung von Tierarten und Lebensräumen sowie die Lebensweise von Menschen und Tieren in anderen Kontinenten. "Entdeckerkisten" können von Schulklassen ausgeliehen und so der Zoobesuch thematisch vorbereitet werden.
Die Schleifscheibenfabrik Rottluff will gemeinsam mit der Westsächsischen Hochschule Zwickau bei der Herstellung von kunstharzgebundenen Schleifscheiben das gesundheitsbelastende Trägermaterial Glasfaser durch nachwachsende Naturfasern wie Flachs oder Sisal ersetzen.
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Im Oberlauf der Gottleuba wurden die wenigen Erlenbestände im Verhältnis zu den naturfernen Fichtenbeständen nur geringfügig in Mitleidenschaft gezogen. Zudem hat der naturnahe Erlenwald weitgehend Schäden im Uferbereich verhindert.
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Die Technische Universität Bergakademie Freiberg beschäftigt sich mit dem Hochwasser- und Naturschutz im Weißeritzkreis. Es gehörte im August 2002 zu den am stärksten von der Flut betroffenen Gebieten in Sachsen. (Bildquelle: IÖZ, TU Bergakademie Freiberg)
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