194 Millionen Mark für innovativen Umweltschutz: Stiftung legt Jahresbericht 1995 vor

Aufbauphase der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) abgeschlossen - Neue Förderschwerpunkte- Internationale Kooperation
Osnabrück. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) mit Sitz in Osnabrück hat im Jahr 1995 für 434 innovative Projekte zum Schutz der Umwelt eine Fördersumme von ca. 194 Millionen Mark bewilligt. Wie der Generalsekretär der Stiftung, Fritz Brickwedde , bei der Präsentation des Jahresberichtes 1995 erläuterte, hat die Stiftung ihre fünfjährige Aufbauphase abgeschlossen. Die Fördersumme lag 1995 knapp unter dem Niveau des Jahres 1994, als 213 Millionen Mark ausgeschüttet werden konnten. Über 55 % der Bewilligungen in 1995 wurden an Antragsteller aus den neuen Bundesländern vergeben.

Der leichte Rückgang spiegele die Normalität wider, da keine Restbeträge aus nicht ausgeschöpften Fördermitteln der Aufbaujahre mehr zur Verfügung stünden. Die Auswahl der Förderprojekte werde daher in Zukunft noch strenger sein, da auch die rückläufigen Zinsen ein Weniger an Fördermöglichkeiten für die Stiftung bedeuteten. "Die Stiftung wird daher künftig wegen der Begrenztheit der Fördermittel auch gute Anträge ablehnen müssen. Ziel ist es, die Arbeit noch stärker auf die Umweltpioniere in der mittelständischen Wirtschaft zu konzentrieren", erläuterte der Generalsekretär. Während ihrer fünfjährigen Aufbauphase hat die Deutsche Bundesstiftung Umwelt insgesamt bis zum Ende des Vorjahres rund 1.800 Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von knapp 900 Millionen Mark gefördert.

Insgesamt verzeichnet die Stiftung eine ständig steigende Nachfrage nach Fördermitteln. 2.432 Anträge - 135 mehr als im Vorjahr - sind im Jahr 1995 in der Geschäftsstelle in Osnabrück eingegangen, davon etwa 30 % aus den neuen Bundesländern. Die mit Abstand größte Gruppe der Antragsteller waren gewerbliche Unternehmen mit rund 900 Anträgen. Forschungsinstitute und Universitäten, die ihre Anträge regelmäßig in Kooperation mit Unternehmen einreichen, stellten mit knapp 600 Anträgen die zweitstärkste Nachfragegruppe. "Die Antragsentwicklung zeigt, daß die Stiftung ihre Zielgruppen sehr gut erreicht und dort eine besondere Resonanz findet", erklärte der Generalsekretär.

Wesentliche Entscheidungen im Rahmen der Förderarbeit des Jahres 1995 betrafen die Einrichtung neuer Förderschwerpunkte. So wurden im Rahmen einer bundesweiten Ausschreibung mittelständische Unternehmen, Forschungseinrichtungen sowie Kommunen aufgerufen, zum Thema "Bioabfallverwertung" innovative und beispielhafte Konzepte einzureichen. Die Gesamtmenge der zu verwertenden Bioabfälle in Deutschland wird von derzeit 1,2 Mio. Tonnen jährlich in den nächsten Jahren auf 3 bis 5 Mio. Tonnen pro Jahr ansteigen. Ziel der geförderten Projekte im Rahmen dieses Förderschwerpunktes ist es, künftig verstärkt biologische Reststoffe in Stoffkreisläufe zu integrieren. Einen weiteren Förderschwerpunkt hat die Stiftung zum Thema "Holz" eingerichtet. Gefördert werden in diesem Zusammenhang Projekte zur Entwicklung umweltfreundlicher Produkte aus Holz, die Erarbeitung neuer Möglichkeiten zum Schutz von Holz sowie das Erkennen, Wiederverwerten und Entsorgen kontaminierter Rest- und Althölzer. Mit den Förderschwerpunkten, so der Generalsekretär, werde die Stiftung künftig verstärkt eigene Akzente in ihrer Förderpolitik setzen und nicht mehr ausschließlich auf Anträge reagieren.

Dazu gehören auch eigene Veranstaltungen der Stiftung: So z. B. die "Internationale Sommerakademie" der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, die im vergangenen Jahr erstmals stattfand. Unter der Schirmherrschaft des sächsischen Ministerpräsidenten Prof. Dr. Kurt Biedenkopf wurde das Thema "Nachhaltigkeit 2000 - Tragfähiges Leitbild für die Zukunft?" mit Experten erörtert.

Tagungsort war das "Internationale Begegnungszentrum St. Marienthal" in Ostritz an der Neiße, dessen Aufbau von der Stiftung 1995 mit 6,1 Mio. Mark unterstützt worden war und das aufgrund seiner exponierten Lage im Dreiländereck Deutschland, Polen, Tschechische Republik die besondere Chance hat, zu einer Brücke zwischen Deutschland und Mitteleuropa sowie zu einem internationalen Ort der Gemeinschaft, der Kultur und der Ökologie zu werden. Ebenfalls zum Thema "Nachhaltigkeit" veranstaltete die Stiftung in Kooperation mit dem Bundespräsidialamt eine eintägige "Umweltakademie" im Schloß Bellevue in Berlin, bei der junge Wissenschaftler aus dem Bereich der Umweltforschung und Jugendliche mit besonderem Engagement im Umweltbereich Fragen einer umweltgerechten Entwicklung mit Bundespräsident Prof. Dr. Roman Herzog, dem Kuratoriumsvorsitzenden, Bundesbankpräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Tietmeyer sowie anderen Experten erörtern konnten.

Im Rahmen verstärkter internationaler Aktivitäten war die Stiftung im vergangenen Jahr maßgeblich an der Gründung des "Bellagio-Forums für nachhaltige Entwicklung e.V.", einem Zusammenschluß renommierter, internationaler Umweltstiftungen wie z. B. der Rockefeller Foundation, USA, der Fondation de France, Frankreich, und der Sasakawa Peace Foundation, Japan, beteiligt. Ziel des Forums, dessen Koordinierungsstelle in den Räumen der Umweltstiftung in Osnabrück eingerichtet wurde, ist es, eine institutionalisierte Form der Kommunikation und Kooperation zwischen einigen der bedeutendsten Stiftungen der Welt zu schaffen. "Auch durch gemeinsame ökologische Förderprojekte soll dem Anliegen des Umweltschutzes international mehr Nachdruck verliehen werden", erklärte Fritz Brickwedde, der auch stellvertretender Vorsitzender des Forums ist.

Im Bundesverband Deutscher Stiftungen e. V., dem Dachverband der deutschen Stiftungen, wurde jetzt auf Initiative der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ein Umweltarbeitskreis eingerichtet, um den Informationsaustausch sowie die Kooperation zwischen den im Umweltschutz in Deutschland tätigen Stiftungen zu intensivieren. Vorsitzender des Arbeitskreises ist der Generalsekretär der Umweltstiftung. Die Jahrestagung des Bundesverbandes mit mehreren hundert Teilnehmern wird im kommenden Frühjahr in Osnabrück stattfinden. Hierbei wird es zum ersten Mal einen thematischen Schwerpunkt im Bereich der Förderung von Umweltschutzprojekten geben.

Interessante Einzelprojekte in 1995: Gefördert wurde die Entwicklung eines neuen Bezugsystems für Autositze unter Substitution bisheriger Verbundwertstoffe und vollständiger Vermeidung von Zuschneideabfällen bei der Fa. Tecnit GmbH (Laupheim, Baden Württemberg) mit rd. 720.000 Mark. Für die umfassende Verbesserung der Ökobilanz und Erweiterung der Anwendungsbereiche eines Zellulosedämmstoffes aus Altpapier erhielt die Fa. Isofloc GmbH (Hessisch Lichtenau, Hessen) rd. 1,25 Millionen Mark und bei der Fa. August Rüggeberg KG (Marienheide, Nordrhein-Westfalen) wurde die Entwicklung neuartiger Schleifscheiben, die vom Anwender nahezu vollständig aufgebraucht werden können, mit rd. 590.000 Mark unterstützt. In Leinefelde (Thüringen) schließlich wurde die Demonstration energiesparender Techniken bei der Altbausanierung mit ca. 750.000 Mark gefördert.

Schließlich konnte im Jahr 1995 auch der unter besonderer Berücksichtigung ökologischer Kriterien errichtete Verwaltungsneubau der Stiftung in Osnabrück bezogen werden. Zahlreiche Gruppen von Bauexperten aber auch interessierte Laien informierten sich im vergangenen Jahr über das Gebäude, das im Rahmen des Deutschen Architekturpreises 1995 prämiert wurde und mit dessen Fertigstellung auch nach außen sichtbar die Aufbauphase der Deutschen Bundesstiftung Umwelt abgeschlossen wurde.

Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert nach den Worten ihres Generalsekretärs mittelständische Unternehmen bei der praktischen Lösung von Umweltproblemen und gibt Anreize für ökologische Innovationen in diesen Betrieben. Brickwedde: "Die Umweltstiftung setzt durch die Förderung umwelt- und gesundheitsfreundlicher Produkte und Produktionsverfahren auf einen vorbeugenden und integrierten Umweltschutz. Sie mindert das Einstiegsrisiko für Unternehmen in umweltschonender Produktionstechniken und fördert, was die Umwelt direkt und praktisch schützt". Gleichzeitig unterstützt sie Kooperationsprojekte in der Anwendung von Umwelttechnik und den Austausch von Wissen über die Umwelt zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und anderen öffentlichen oder privaten Stellen. Modellhaft werden auch, so Brickwedde, national wertvolle Kulturgüter im Hinblick auf schädliche Umwelteinflüsse bewahrt und gesichert.

Der Jahresbericht kann bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, An der Bornau 2, 49090 Osnabrück, Telefon: 0541/9633-0, Fax: 0541/9633-190 kostenlos bestellt werden.