Good Practice: ANLIN

ANLIN | Ausbildung fördert nachhaltige Lernorte in der Industrie

Die Arbeitswelt ist ein wichtiger Gestaltungsraum für nachhaltige Entwicklung. Eine zukunftsorientierte Berufsbildung soll die Nachhaltigkeit im Betrieb fördern.

Der Hintergrund des Projekts

Die nachhaltige Entwicklung eines Unternehmens wird stark geprägt durch die Beschäftigten und ihr Engagement. Mit einer strategischen Verknüpfung von Personal- und Organisationsentwicklung kann das Potential der Mitarbeitenden in diesem Kontext genutzt werden (Mertineit 2019a).
Die Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) setzt an, um Kompetenzen zum nachhaltigen Arbeiten und Wirtschaften zu fördern. Einen Teil davon bildet die Etablierung von nachhaltigen Lernorten. In diesem Bildungsbereich formierte sich das Projekt Ausbildung fördert nachhaltige Lernorte in der Industrie (ANLIN) (Mertineit 2019a).

Der Ansatz von ANLIN

Treu dem Motto „Gelernt wird nicht nur im Betrieb, sondern auch vom und für den Betrieb“ sollen im Projekt Auszubildende und Beschäftigte dazu befähigt und ermutigt werden, aktiv zur Realisierung der Nachhaltigkeitsziele eines Unternehmens beizutragen. Involviert sind dabei die Auszubildenden selber sowie die Ausbildungs- und Lehrkräfte. Den Ausbilder*innen kommt dabei die Rolle als Multiplikatoren zu, während die Auszubildenden vor allem als Fachkräfte von morgen eine wichtige Bedeutung haben und weniger eingewoben in die betrieblichen Gegebenheiten sind (Mertineit 2019b).

Dementsprechend wird auch das Qualifizierungskonzept nach Zielgruppe unterschieden, ähnelt sich jedoch im Ablauf. Beide Konzepte sind in drei Modulen aufgebaut, die in Präsenzworkshops stattfinden. Den Beginn bildet ein Modul, das die Teilnehmenden für Nachhaltigkeit sensibilisiert und mit dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung vertraut macht. Im zweiten Modul geht es konkret um die nachhaltige Gestaltung betrieblicher Lernorte. Zum Abschluss treffen alle Projektbeteiligten aufeinander. Im Zentrum geht es um die Vorstellung und Wertschätzung der CSR-Beiträge, die die Auszubildenden entwickelt haben (Mertineit 2019b).

Die CSR-Beiträge in Form von Projekten sorgt für die genannte Verknüpfung von Personal- und Organisationsstruktur. Die Auszubildenden lernen hautnah wichtige Kompetenzen, während sich gleichzeitig die Organisation durch konstruktive und kreative Ansätze Bottom-up weiterentwickelt (Pukall, Polzin 2019).

Zwischen den Workshops sollen u.a. Erfahrungsaustausche dafür sorgen, dass Nachhaltigkeitsthemen und das Wissen aus den Workshops präsent bleiben und die Beachtung von Nachhaltigkeitsaspekten gezielt in den Alltag eingebunden wird. Ein Ansatz dafür sind 5-Minuten-Gespräche. Dabei bereiten Ausbildungskräfte Themen aus den Bereichen Nachhaltigkeit aktuell, in der Region, im Betrieb und im Alltag vor, über die von den Auszubildenden diskutiert wird. Anhand von Sachverhalten, die nah an der Lebenswelt der Auszubildenden liegen, können diese ihr eigenes Wissen reflektieren, transferieren und Stellung beziehen (BIBB 2018). Auch durch Nachhaltigkeitserkundungen im Unternehmen kann das erlernte Wissen direkt in der Praxis erfahren und angewandt werden (Mertineit 2019b).
Der Projektverbund setzte sich zusammen aus dem Bildungszentrum für Beruf und Wirtschaft e. V., dem Institut für nachhaltige Berufsbildung & Management-Services GmbH, der Provadis Partner für Bildung und Beratung GmbH und dem Qualifizierungsförderwerk Chemie GmbH (Mertineit 2019b).

Die bisherigen Erfahrungen

Ergebnis des Projekts waren 60 Auszubildende, die sich Junior-Experten für Nachhaltigkeit nennen durften (QFC 2023). Projektergebnisse waren beispielsweise eine gesunde Kantine oder eine effiziente Werkstattbeleuchtung (Pukall, Polzin 2019).
Auch das UNESCO-Weltaktionsprogramm Bildung für nachhaltige Entwicklung zeigte sich begeistert und verlieh dem Partnerverbund von ANLIN eine Auszeichnung. „Die Vision von ANLIN, dass alle Lernorte der beruflichen Bildung im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung transformiert werden, hat zukunftsweisenden Charakter“, waren die Worte der Jury (UNESCO 2023).

Quellen:

BIBB (Bundesinstitut für Berufliche Bildung; 2018). Nachhaltigkeit für zwischendurch: 5-Minuten-Gespräche. Verfügbar unter: https://www.foraus.de/de/themen/foraus_111111.php (abgerufen 11/2023)
Mertineit, K.-D. (2019a). Leitfaden. Ausbildung fördert Nachhaltigkeit in Unternehmen der Chemischen Industrie. Verfügbar unter: https://qfc.de/wp-content/uploads/2020/11/Leitfaden-FINAL.pdf (abgerufen 11/2023)
Mertineit, K.-D. (2019b). Promoter/-in für Nachhaltigkeit in den Lernorten der beruflichen Bildung. Ausbildung fördert Nachhaltigkeit in der Industrie. Verfügbar unter: https://qfc.de/wp-content/uploads/2020/11/ANLIN_Ausbilder_broschuere_web_FINAL.pdf (abgerufen 11/2023)
Pukall, S., Polzin, F. (2019). Gelebte Nachhaltigkeit im Betrieb. Azubis haben es drauf! Verfügbar unter: https://qfc.de/wp-content/uploads/2020/11/ANLIN_broschuere_web.pdf (abgerufen 11/2023)
QFC (Qualifizierungsförderwerk Chemie; 2023). ANLIN – Ausbildung fördert nachhaltige Lernorte in der Industrie. Verfügbar unter: https://qfc.de/projekt/anlin-ausbildung-foerdert-nachhaltige-lernorte-in-der-industrie/
UNESCO (2023). ANLIN-Ausbildung fördert nachhaltige Lernorte in der Industrie. Verfügbar unter: https://www.unesco.de/bildung/bne-akteure/anlin-ausbildung-foerdert-nachhaltige-lernorte-der-industrie (abgerufen 11/2023)

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Kontakt:

QFC – Qualifizierungsförderwerk Chemie GmbH
Freia Polzin
freia.polzin@qfc.de
https://qfc.de/