Einführung in Nachhaltigkeitsberichterstattung

Mit der stetig zunehmenden Bedeutung von Nachhaltigkeit, stehen Verbraucher*innen und Unternehmen vor der Herausforderung, informierte Entscheidungen zu treffen, die nicht nur gut für sie selbst, sondern auch für den Planeten sind. Doch wie unterscheidet man zwischen grünem Schein und echter ökologischer Wertschätzung? Genau hier kommt die Nachhaltigkeitsbewertung ins Spiel – ein Instrument, das uns hilft, die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen von Produkten und Unternehmen zu verstehen und gezielt zu verbessern.

In diesem Beitrag wollen wir erklären, warum diese Bewertungen so wichtig sind und wie sie für Entscheidungen genutzt werden können, sei es bei der effektiven Bewertung der eigenen Umweltleistung oder bei der Auswahl des nächsten Investments.

Die Kriterien der Nachhaltigkeitsbewertung

Um die Nachhaltigkeit eines Produkts oder eines Unternehmens zu bewerten, werden verschiedene Kriterien herangezogen, die die ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen berücksichtigen. Einige der wichtigsten Kriterien sind:

  1. Umweltauswirkungen: Dies umfasst den gesamten Lebenszyklus eines Produkts oder einer Dienstleistung, angefangen bei der Rohstoffgewinnung über die Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung. Zu den Umweltauswirkungen gehören Emissionen von Treibhausgasen, Verbrauch natürlicher Ressourcen wie Wasser und Energie, sowie die Erzeugung von Abfall und Schadstoffen.
  2. Soziale Verantwortung: Dies bezieht sich auf die Auswirkungen eines Unternehmens auf die Gesellschaft und die Arbeitsbedingungen entlang seiner Lieferkette. Dazu gehören faire Löhne, sichere Arbeitsbedingungen, Respektierung der Menschenrechte und die Förderung von Vielfalt und Inklusion – an jeder Stelle der Lieferkette.
  3. Ökonomische Aspekte: Hier wird untersucht, wie nachhaltig ein Unternehmen in finanzieller Hinsicht ist und wie es langfristig Wert für seine Stakeholder schafft. Dies kann die finanzielle Performance des Unternehmens, seine Governance-Praktiken und seine langfristige Strategie zur Bewältigung von Umwelt- und sozialen Herausforderungen umfassen.

Die Kriterien können dabei jeweils in eine gesamte Strategie mit einfließen, oder aber einzelne Indikatoren für das jeweilige Kriterium herangezogen werden.

Methoden der Nachhaltigkeitsbewertung

Um die Einhaltung dieser Kriterien zu bewerten, gibt es verschiedene Methoden und Ansätze, die Unternehmen und Organisationen nutzen können. Einige der häufigsten Methoden sind:

  1. Lebenszyklusanalyse (LCA): Die LCA ist eine Methode zur Bewertung der Umweltauswirkungen eines Produkts über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg. Sie umfasst die Erfassung von Daten zu Ressourcenverbrauch, Emissionen und Abfallproduktion in jeder Phase des Lebenszyklus und ermöglicht es, Hotspots zu identifizieren und Verbesserungspotenziale aufzudecken.
  2. Nachhaltigkeitszertifizierungen und -labels: Diese werden von unabhängigen Organisationen vergeben und bestätigen, dass ein Produkt oder ein Unternehmen bestimmte Nachhaltigkeitsstandards erfüllt. Beispiele hierfür sind das GEPA-Siegel für fair gehandelte Produkte (CIR 2024) oder die DGNB-Zertifizierung für umweltfreundliche Gebäude (DGNB 2024).
  3. ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Governance): Im Finanzbereich werden ESG-Kriterien zunehmend verwendet, um die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen zu bewerten und in Anlageentscheidungen einzubeziehen. Investoren berücksichtigen Faktoren wie Umweltmanagementpraktiken, soziale Verantwortung und Unternehmensführung bei der Auswahl ihrer Investitionen.

Digitale Technologien in der Nachhaltigkeitsbewertung

Für die Bereitstellung der Daten können digitale Technologien genutzt werden, die beispielsweise über Sensoren erfasst und mit Big Data Anwendungen ausgewertet werden. Blockchain und KI sind in den vergangenen Jahren in aller Munde und natürlich bieten beide Technologien Möglichkeiten die Nachhaltigkeitsbewertung zu beeinflussen und mitzugestalten. Wir möchten aber zum einen auf das Internet der Dinge (IoT) und zum anderen die LCA-Tools näher beschreiben, in denen verschiedene Technologien, u.a. auch die zuvor genannten, ineinandergreifen.

  1.  IoT (Internet of Things):
    Das Internet der Dinge (IoT) beeinflusst die Nachhaltigkeitsbewertung, indem es Unternehmen ermöglicht, Umweltdaten in Echtzeit zu sammeln, zu überwachen und zu analysieren. Durch die Integration von IoT-Geräten in Produktionsanlagen, Lieferketten und Produkten können Unternehmen ihren Energieverbrauch, ihre Emissionen und ihre Ressourcennutzung genau überwachen. Diese IoT-Geräte können Sensoren umfassen, die Daten zu Luft- und Wasserqualität, Energieverbrauch, Abfallproduktion und anderen Umweltfaktoren erfassen.
    Ein Beispiel für ein Unternehmen, das IoT zur Verbesserung seiner Nachhaltigkeitsleistung einsetzt, ist Siemens. Siemens hat in seinen Produktionsanlagen weltweit IoT-Geräte implementiert, um den Energieverbrauch, die Effizienz von Maschinen und die Nutzung von Ressourcen zu überwachen. Durch die kontinuierliche Erfassung und Analyse von Umweltdaten können sie Energieeinsparungen identifizieren, Produktionsprozesse optimieren und Abfall reduzieren. Siemens verwendet IoT auch in seinen Gebäuden, um den Energieverbrauch zu überwachen und zu steuern, was zu erheblichen Kosteneinsparungen und Umweltvorteilen führt.
    Durch die stetige Auswertung und Verbesserung wird die Erstellung von Nachhaltigkeitreports befördert und der Einfluss der Geschäftstätigkeit auf die Umwelt wird sichtbarer.
  2. Life Cycle Assessment (LCA) Tools:
    Wie zuvor schon beschrieben bietet die Lebenszyklusanalysen (LCA) Unternehmen die Möglichkeit, den Umwelteinfluss ihrer Produkte über deren gesamten Lebenszyklus hinweg zu bewerten, angefangen bei der Rohstoffgewinnung über die Produktion, Nutzung und Entsorgung. Diese Tools verwenden komplexe Algorithmen und Modelle, um Daten zu erfassen und zu analysieren, darunter Energieverbrauch, Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch, Abfallproduktion und Umweltverschmutzung.
    Unternehmen, das die Lebenszyklusanalyse (LCA) nutzt, um sein Reporting von Nachhaltigkeitskennzahlen zu verbessern, ist die alpitronic GmbH.
    Gemeinsam mit der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. (FfE) führte sie das Projekt “Leitfaden für die Nachhaltigkeitsberichterstattung” durch. Ziel dieses Projekts war es, das Unternehmen auf die Anforderungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung vorzubereiten (FfE 2022).
    In diesem Projekt wurden relevante umweltbezogene Nachhaltigkeitskennzahlen aus bestehenden Regularien, Standards und Normen zusammengestellt. Diese Kennzahlen decken verschiedene Kategorien ab, darunter: Klimaschutz, Energie, Abfall und Verschmutzung, Biodiversität, Umweltrecht und Lieferkette.
    Die LCA liefert nicht nur die Basis für die Erfassung der lebenszyklusbezogenen Umweltwirkungen auf Produktebene, sondern auch für weitere wichtige Nachhaltigkeitskennzahlen wie die Scope 1-3 Treibhausgasemissionen (ibid.; denkstatt 2024).
    Der Leitfaden, der im Rahmen dieses Projekts erstellt wurde, dient der alpitronic GmbH als Grundlage für den internen Wissensaufbau und zur Vorbereitung auf zukünftige Anfragen. Damit trägt das Unternehmen aktiv zur Verbesserung seiner Nachhaltigkeitsberichterstattung bei.

Neben diesen Beispielen möchten wir noch darauf hinweisen, dass die Pilotgruppe KMU-Reporting, die vom Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC) und dem Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) ins Leben gerufen wurde, Vorschläge für eine angemessene und handhabbare Gestaltung eines Standards und weiterer Leitlinien für die Nachhaltigkeitsberichterstattung von KMU erarbeitet hat. Diese Vorschläge wurden bereits dem der European Financial Advisory Reporting Group (EFRAG) übergeben (Müller 2023). Diese Vorschläge zielen darauf ab, die Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMU zu erleichtern und gleichzeitig die Anforderungen zu erfüllen.

Noch mehr Wissensdurst? Hier geht es zu weiteren Bausteinen:

nachhaltig.digital Bausteine

Quellen

CIR (Christliche Initiative Romero; 2024). GEPA (fair+). Abgerufen am 14.02.2024, von https://www.ci-romero.de/label/121-gepa-fair/
denkstatt (2024). Life Cycle Assessment (LCA). Abgerufen am 14.02.2024, von https://denkstatt.eu/de/services/oekobilanzierung/life-cycle-assessment/
DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen; 2024). Das wichtigste zur DGNB-Zertifizierung. Abgerufen am 14.02.2024, von https://www.dgnb.de/de/zertifizierung/das-wichtigste-zur-dgnb-zertifizierung
FfE (Forschungsstelle für Energiewirtschaft; 2022). Nachhaltigkeitskennzahlen für Unternehmen – ein Leitfaden zur Berichterstattung. Abgerufen am 14.02.2024, von https://www.ffe.de/projekte/nachhaltigkeitskennzahlen-fuer-unternehmen-ein-leitfaden-zur-berichterstattung/
Müller, S. (2023). DRSC und RNE veröffentlichen Vorschläge für eine angemessene KMU-Nachhaltigkeitsberichterstattung. Haufe. Abgerufen am 14.02.2024, von https://www.haufe.de/finance/jahresabschluss-bilanzierung/kmu-nachhaltigkeitsberichterstattung_188_585342.html