Projekt 05381/01

Wasserkraftnutzung an der Flöha

Projektträger

Firma Horst Kreyss
09557 Flöha

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Reaktivierung der Wasserkraftanlage Flöha-Gückelsberg unter möglichst umweltgerechten Gesichtspunkten. Dabei sollen nicht nur Faktoren der Wirtschaftlichkeit sondern besonders auch der Ökologie berücksichtigt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer Bauablauf wird kurz in Stichworten aufgelistet:

· Okt. 1993 Erwerb der Anlage und aller Betriebsflächen
· Mai 1993 - Mai 1994 Abbrucharbeiten und Verschrottung der teilweise noch vorhandenen Anlagen in Eigenleistung
· Juni 1994 Beginn des Entschlammens des Mühlgrabens sowie dessen Sanierung.
Neusetzen von Teilen der Trockenmauer
· Okt. 1994 - Febr. 1995 Beseitigung der Reste des alten Holzbockwehres und Errichten des neuen Wehres inklusive Fischaufstieg
· Jan. 1995 - Juni 1995 Neugestaltung der Turbinenkammern, Einbau neuer Schutztafeln am
Mühlgrabeneinlauf sowie vor den Turbinen
· Juni 1995 Einbau und Vergießen der Turbinen
· Juli 1995 - Okt. 1995 Gestaltung des Turbinenvorhofes mit Einbau des Feinrechens, der Saugrohre sowie des Freifluters
· Okt. 1995 Aufnahme des Probebetriebes und erste Einspeisung ins Netz der EVS
· April 1996 Installation des Schlauchaufsatzes auf dem Wehrkörper und Inbetriebnahme der Steuerung
· Mai 1996 Nachrüstung der Wasserkraftanlage mit einem hydraulischen Rechenreiniger
· Bis heute verschiedene Nachbesserungen im Turbinenhaus, am Wehr und Fischaufstieg.


Ergebnisse und Diskussion

Die Energiegewinnung aus Wasserkraft hat eine Jahrhunderte alte Tradition. Viele Kleinwasserkraftanlagen mußten jedoch in der Vergangenheit ihren Betrieb einstellen, da sie auf Grund der geringen Stromvergütungen der Energieversorger (EVU) nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben waren. Seit dem Inkrafttreten des Stromeinspeisegesetzes ist die Vergütung in Abhängigkeit vom Gewinn der EVU festgelegt. Auf dieser Basis könnten viele Anlagen wieder in den Bereich der Wirtschaftlichkeit zurückgeführt werden. An vielen Orten wird deshalb über eine Reaktivierung der Anlagen nachgedacht, insbesondere in den neuen Bundesländern. Dort wurden im Zuge der Energiepolitik der ehemaligen DDR besonders viele Wasserkraftanlagen außer Betrieb genommen.

Die hier beschriebene Anlage liegt an der Flöha kurz vor deren Mündung in die Zschopau an der Ortschaft Flöha-Gückelsberg in Sachsen. Der ursprüngliche Betreiber dieser Anlage, Herr Kreyss, war früher Angestellter der Baumwollspinnerei in Flöha-Gückelsberg zu der auch die Wasserkraftanlage gehörte. Er hat die Anlage nach der Wende sowie alle zum Betrieb notwendigen Flächen erworben und die Reaktivierung durchgeführt.

Die Anlage gehört zu der Klasse der Ausleitungskraftwerke. Das Triebwasser wurde früher über ein Holzbockwehr in den Triebwasserkanal abgeleitet und weiter unterhalb wieder in die Flöha zurückgegeben. Die noch vorhandenen Wehrteile befanden sich in einem extrem desolaten Zustand, so daß eine Sanierung nicht mehr möglich war. Das Krafthaus selbst konnte jedoch noch verwendet werden. Der Betriebsgraben war ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen, doch konnte hier eine Sanierung erfolgen. Das Sachverständigenbüro für Wasserwirtschaft übernahm die Planung der Anlage.

Im Zuge der Reaktivierung wurde an der Stelle des alten Wehres ein komplett neues mit einem regulierbaren Schlauchaufsatz errichtet. Neben dem Wehr ist eine Fischtreppe installiert, um die lineare Durchgängigkeit wieder herzustellen. Das Einlaufbauwerk wurde überholt. Es erfolgte eine umfangreiche Sanierung des Betriebsgrabens. Das Krafthaus wurde soweit notwendig umgebaut, um die neuen Turbinen aufnehmen zu können. Der am Krafthaus vorhandene Freischuß wurde durch den Einbau von Schützen so gestaltet, daß er als Fischschleuse dienen kann. Somit ist die Durchgängigkeit an beiden Gewässerarmen gewährleistet.

Mit der Reaktivierung der Anlage ist ein schönes Objekt entstanden, das die Vorteile der ressourcenschonenden Wasserkraftnutzung bei möglichst geringer Beeinträchtigung der Umwelt demonstriert. Bei einer Ausbauleistung von 280 kW und einer durchschnittlichen Jahresenergieerzeugung von 1.616 MWh erzielt die Anlage eine CO2-Einsparung von rund 1300 t/a.

Die sehr starke Überschreitung der geschätzten Baukosten trübt das Bild der Anlage stark. Insbesondere der Wehrbau, der Tiefbau im Krafthaus und die Sanierung des Krafthauses haben den vorgesehenen Rahmen deutlich gesprengt. Die Wirtschaftlichkeit war für Herrn Kreyss, der die Anlage ohne nennenswertes Eigenkapital finanzierte, nicht mehr gegeben und musste daher veräußert werden.

Insgesamt ist inzwischen jedoch eine Anlage entstanden, die durch das Vorhandensein von Fischaufstiegsmöglichkeiten, sowohl am Wehr als auch an der Wasserkraftanlage selbst, beispielhaft ist. Der abgegebene Restwasserabfluß ist nach Untersuchungen des NABU ebenfalls ausreichend, um die Biozönose in der Ausleitungsstrecke zu erhalten.


Fazit

Hier ist eine Wasserkraftanlage entstanden, die beispielhaft aufzeigt, wie mit Engagement und Phantasie eine Anlage geschaffen werden kann, die auch den ökologischen Ansprüchen gerecht wird. Es wird hierdurch gezeigt, daß umweltgerechte Wasserkraftnutzung durchaus möglich ist

Übersicht

Fördersumme

275.402,26 €

Förderzeitraum

02.08.1994 - 06.03.2000

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik