Projekt 00783/01

Entsiegelungswirkung verschiedener Oberbauarten modellhaft an einem Parkplatz in Abhängigkeit vom Witterungsverlauf

Projektträger

GaLaBau Emsland GmbH & Co. KG Gewerbe- und Technologiepark (G.U.T.)
Otto-von-Guericke-Ring 4
49811 Lingen
Telefon: 0591-91223-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Anlaß des Vorhabens:
Änderung der WHG des Bundes und der Länder sowie Entwurf des BBodSchG; Auflagen in Bebauungsplänen Niederschlagswasser innerhalb einer Liegenschaft zu bewirtschaften.
Zielsetzung des Vorhabens:
Ergänzung des Grundwassers mit sauberem Sickerwasser (Nachweis durch chemische Untersuchungen); Reduzierung der Vorfluterbelastung bei der Erstellung von Verkehrsflächen (z.B. verkehrsberuhigte Wohnstraßen oder Parkplatzflächen, private Verkehrsflächen); Kostenreduzierung durch Verringerung der Baukosten für Entwässerungssysteme für Anlieger und Kommunalverwaltungen bzw. Reduzierung der Abwassergebühren.
Zielsetzung soll erreicht werden durch die Verwendung wasserdurchlässiger Wegeflächen.
Bis zu Beginn des Forschungsvorhabens lagen nur Untersuchungen zu Einzelaspekten bzw. Laborversuche vor. Ziel des Vorhabens ist die Untersuchung derartiger Verkehrsflächen unter praxisbezogenen Nutzungsbedingungen und natürlicher Witterung.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenErstellung der Modellversuchsfläche (ca. 2000 m²) mit den notwendigen Messeinrichtung (41 verschiedene Versuchsflächen mit unterschiedlicher Abdichtung zum Baugrund, unterschiedlicher Querneigung und unterschiedlicher Ausbildung der Trag-, Bettungs- und Deckschichten).
Zeitgleiche Registrierung des Oberflächen- und Planumsabflusses der Verkehrsflächen mit den Klimadaten in der Messzentrale vor Ort (Fernüberwachung durch das LfT der FH Osnabrück per Modem).
Ermittlung der zeit- und mengenbezogenen Parameter des Abflussverhaltens der Versuchsflächen in 30 Sekunden-Intervallen.
Bewertung der Abflussparameter durch eine exemplarische Auswahl der Regenereignisse der Jahre 1995 bis 1998 sowie fünf unterschiedlich starke künstliche Beregnungen mit je drei Wiederholungen.
Untersuchung der Nutzbarkeit der eingebauten Materialien durch Baustoffanalysen in den Jahre 1994 und 1998 sowie regelmäßige Messungen der Ebenheit der Flächen.
Bestimmung verschiedener chemischer Leitsubstanzen in unterschiedlichen Baustoffen und Horizonten der Parkplatzbefestigungen bei der Herstellung der Versuchsflächen und zum Abschluss des Projekts.
Quantitative Analytik der verschiedenen Oberflächen- und Planumsabflüsse.


Ergebnisse und Diskussion

Sämtliche Bauweisen zeigen eine deutliche Reduzierung des Gesamtabflusses - entweder durch Versickerung oder durch Rückhalt im Oberbau. Dabei nimmt der Rückhalt eine dominante Position ein: sogar von Starkregenereignissen können bis zu 52 % des Niederschlags im Aufbau einer wasserdurchlässigen Verkehrsfläche zurückgehalten werden, bei schwächeren Regenereignissen bis 100 %. Die Versickerung des Niederschlagswassers nimmt im Gegensatz dazu einen deutlich geringeren Stellenwert ein, der nur bis zu 14 % der Niederschlagsmenge eines Starkregenereignisses ausmacht.
Ebenso findet eine deutliche Senkung des Spitzenabflusses statt. Die zeitliche Verschiebung zwischen dem Beginn des Regens und dem des intensivsten Abflusses nimmt bei wasserdurchlässigen Verkehrsflächen im Gegensatz zu undurchlässigen Flächen zu. Damit ist eine nicht zu vernachlässigende Verzögerung des Abflusses erreicht. Die bei Starkregen auftretende Verschiebung des Abflußendes gegenüber dem Regenende verzögert und verringert die Belastung der Entwässerungseinrichtungen weiterhin spürbar. Die Schwankungsbreite der einzelnen Untersuchungsparameter bezogen auf die Bauweisen als auch auf die Regensituation ist beträchtlich. Dabei lassen sich Baustoffe und Bauweisen eindeutig positiven bzw. negativen Auswirkungen zuordnen.
Die technische Nutzbarkeit der Pflasterbauweisen weicht von den üblichen Bauweisen nur gering ab. Sofern die verkehrlichen Ansprüche nicht zu hoch sind, kann durch wasserdurchlässige Wegebeläge in Abstimmung auf die Baugrundverhältnisse eine Abflussreduzierung erreicht werden.
Bei den wasserdurchlässigen Bauweisen kommt es unter Realnutzung zu einer Kontamination des Sickerwassers. Die häufigsten Überschreitungen von Grenzwerten nach Trinkwasserverordnung werden erwartungsgemäß unter den durchlässigsten Versuchsflächen festgestellt. Angesichts der Zufälligkeiten der Realnutzung und des damit verbundenen Schadstoffeintrags ist eine quantitative Bewertung für die unterschiedlichen Bauweisen nicht möglich.
Dennoch ist festzustellen, dass die Infiltration von Schadstoffen in den Unterbau von Verkehrsflächen infolge wasserdurchlässiger Bauweisen im Betrachtungszeitraum keine ungewöhnlichen Belastungen bewirkte. Dies belegen Vergleiche mit Schadstoffkonzentrationen in Bodenproben, die unterhalb extensiv genutzter Grünflächen in unmittelbarere Nähe der Modellversuchsfläche gewonnen wurden.
Die gewonnenen Erkenntnisse lassen, sinnvoll in Beziehung gesetzt, die Entwicklung einer optimalen Bauweise für wasserdurchlässige Verkehrsflächen zu.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Ständige Öffentlichkeitsarbeit erfolgt in den örtlichen und überregionalen Medien sowie der Fachpresse (z. B. Neue Landschaft, Taspo, Bericht von Radio Niedersachsen, NDR 1);
Vorträge auf dem FLL-Symposium in Pforzheim, auf dem Baum- und Bodenseminar 96 in Jena, auf der Umwelt 97 in Osnabrück, auf den Baumpflegetagen 97 in Osnabrück, auf dem Baum- und Bodenseminar 99 in Jena, sowie zahlreichen hausinternen Seminaren des LfT. Die Forschungsergebnisse sind in die Lehre an der Fachhochschule Osnabrück wie auch in Empfehlungen und Regelwerke für den Garten- und Landschaftsbau selbstverständlich eingeflossen.
Das Forschungsvorhaben ist als Untervorhaben des OBE-Projekts Faszination Boden als Projekt aus Stadt und Region bei der Weltausstellung EXPO 2000 registriert und soll mindestens bis zum Ende der Weltausstellung weitergeführt werden.


Fazit

Die angestrebten Untersuchungen müssen weiter ergänzt und ggf. verfeinert werden, auch unter Berücksichtigung neuer Baustoffe, damit zur EXPO 2000 zeitnahe Daten vorgetragen werden können.
Eine Weiterführung der hydraulischen und bautechnisch-bodenmechanischen Untersuchungen konnte durch den Erhalt des Arbeitsplatzes der Forschungsingenieurin an der Fachhochschule Osnabrück im Rahmen des Niedersächsischen Assistentenprogramms gesichert werden.
Die Ergebnisse müssen in die langfristige Planung der Kommunen frühzeitig eingebracht werden, damit Entsiegelungsmaßnahmen, z. B. in neuen Baugebieten, rechtzeitig bedacht werden. Den Verantwortlichen in den Verwaltungen muss klar werden, dass die Baugrundverhältnisse für den Einsatz von was-serdurchlässigen Verkehrsflächen entscheidend sind.

Übersicht

Fördersumme

387.233,55 €

Förderzeitraum

02.02.1994 - 29.11.1999

Internet

www.gbems.de

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik