Projekt 38144/01

WandelWerkstatt – Nachhaltig in den Beruf: Politische Bildung und BBNE in den Bereichen Polytechnik, Holzverarbeitung und Gastronomie in Jugendwerkstätten

Projektträger

Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e. V. (VNB) Geschäftsstelle Hannover
30169 Hannover
Telefon: 0511123564913

Zielsetzung

Das Projekt „WandelWerkstatt“ richtet sich an zukünftige Arbeitnehmer*innen, die in Jugendwerkstätten auf das Berufsleben vorbereitet werden und verknüpft berufliche Bildung mit Methoden und Ansätzen der politischen Bildung, um ihnen Wissen hinsichtlich nachhaltigen Wirtschaftens zu vermitteln und sie als Akteur*innen des Wandels zu stärken. Junge Menschen in prekären Lebensrealitäten erfahren in Jugendwerkstätten Unterstützung bei der Arbeitsmarktintegration. Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz und die damit einhergehenden gesellschaftspolitischen Fragestellungen sind dabei bislang jedoch marginalisiert. Gleichzeitig spielen zukünftiger Handwerker*innen eine zentrale Rolle für nachhaltiges Handeln und Wirtschaften und müssen dafür sensibilisiert werden.

In Jugendwerkstätten braucht es innovative Bildungsformate für die berufliche Bildung, die Lernhemmnisse und fehlende Motivation von Jugendlichen berücksichtigen und dabei Ansätze politischer Bildung und BBNE einbinden. Insbesondere Handlungen spielen laut der Kultusministerkonferenz eine bedeutende Rolle, da diese Erfahrungen der Lernenden aufgreifen und sie in Bezug setzen zu gesellschaftlichen Auswirkungen. Es gilt, bestehende methodische Zugänge für die Zielgruppe der Jugendwerkstätten zusammenzuführen. Weiterhin braucht es gute Beispiele handwerklichen Handelns, die Jugendliche inspirieren, ermutigen und sie motivieren wieder aktiv ihren Alltag zu gestalten. Ein niederschwelliger Austausch mit Entscheider*innen nachhaltig aufgestellter Unternehmen und Initiativen fehlt bisher, so dass ein positives Storytelling ausbleibt. Schließlich wollen wir die Fachkräfte und Pädagog*innen in den Jugendwerkstätten sensibilisieren, mit dem Ziel, dass sie über Wissen unteranderem zu nachhaltiger Produktion verfügen und innovative Methoden zur Vermittlung einsetzen.

Das Projekt setzt beim Nachhaltigkeitsbewusstsein junger Erwachsener in Jugendwerkstätten mit den Schwerpunkten Holzverarbeitung, Fahrradwerkstatt, Wertstoffverarbeitung, Polytechnik und Ernährung an. Bestehende Ansätze der BBNE werden berücksichtigt. In ihren zukünftigen Berufsfeldern als z.B. Tischler*innen, Mechaniker*innen, Köch*innen, in Holzverarbeitenden Betrieben, Kfz-Werkstätten oder der Gastronomie können sie (Handwerks)betriebe und ihre Abläufe mitgestalten, für regionale Holzarten mitentscheiden, recycelte Materialien einsetzen, saisonale und regionale Lebensmittel verarbeiten und Verschwendung entgegenwirken. Das Handwerk mit seinen Betrieben, Arbeitnehmenden und Aus-zubildenden ist entscheidend - insbesondere bei der Erreichung der SDGs 2, 8 und 12. Andererseits wird das SDG „Hochwertige Bildung“ im Bereich der BBNE adressiert. Im Sinne des Whole Institution Approachs schärfen die Jugendwerkstätten ihr Profil durch das Projekt selbst als Orte nachhaltiger Aus- und Weiterbildung.

Auf didaktischer Ebene verknüpft das Projekt berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) mit niederschwelligen Methoden der politischen Bildung, um Jugendlichen Wissen hinsichtlich nachhaltigen Wirtschaftens zu vermitteln und sie als Akteur*innen des Wandels zu stärken. Im Sinne einer nachhaltigen Organisationsentwicklung (Whole Institution Approach) bietet das Projekt Mitarbeitenden beteiligter Einrichtungen einen Auftakt, Nachhaltigkeit in Betrieb und Lehre bedarfsorientiert und passgenau zu verankern. Einen Peer-to-Peer-Ansatz berücksichtigend, werden Jugendliche bei Entscheidungs- und Umsetzungsprozessen beteiligt.

Ein Projektbeirat aus Wissenschaft, Pädagogik und Fachpraxis setzt Impulse für Projektbausteine, reflektiert angewandte Methoden und trägt Ergebnisse in die Wissenschaft. Der Beirat kommt dreimal jährlich zusammen. Weiterhin wird das Projekt durch die Hochschule Hannover, Bereich Betriebswirtschaftslehre und dem Institut der Didaktik der Demokratie der Leibniz Universität Hannover mit den jeweiligen Studierenden durch Abschlussarbeiten, Hospitationen und Projektarbeiten wissenschaftlich begleitet.

Der Verein Niedersächsischer Bildungsinitiativen e.V. führt das Projekt „WandelWerkstatt - Nachhaltig in den Beruf: Politische Bildung und BBNE in den Bereichen Polytechnik, Holzverarbeitung und Gastronomie in Jugendwerkstätten“ in Kooperation mit der Arbeits- und Sozialberatungs Gesellschaft e.V. (ASG) und LABORA gGmbH in Hannover und Barsinghausen durch.

Arbeitsschritte

Ein Durchlauf einer WandelWerkstatt erstreckt sich über insgesamt sechs Monate und umfasst folgende Bausteine:
0: Information
Die Informationsveranstaltung bringt die Teilnehmenden aus der jeweiligen Jugendwerkstatt zusammen. Die Veranstaltung informiert über Ablauf, Inhalte, Akteur*innen und Ziele der kommenden Monate. Ziel ist es, die Teilnehmenden an das Projekt heranzuführen, zu motivieren und ihnen den Bezug zu ihrer aktuellen beruflichen Lebensrealität herzustellen.
I: Wissen
Ein Berufsfeld spezifischer Workshop führt die Teilnehmenden mit niedrigschwelligen und aktivierenden Methoden an das Themenfeld Nachhaltigkeit heran. Hier steht im Vordergrund, komplexe Begriffe greifbar zu machen und Interesse für die praktische Auseinandersetzung zu wecken.
Mit Methoden wie „Simulationsspielen“, dem „CO2-Bilanz-Vergleich“, einem Quiz zum Thema Fahrradmobilität oder einer Methode zum Thema „Wie wird unser Gemüse angebaut?“ werden auch kom-plexe Themen praktisch und zielgruppengerecht vermittelt.
II: Austausch
Die Jugendlichen kommen in Austausch mit aktiven Peers aus unterschiedlichen Bereichen, z.B. dem Klima-Aktivismus, der Umwelt- und Klimaschutzbewegung und der lokalen Zivilgesellschaft. Im ersten Durchlauf haben wir an dem Strandrundgang „KONSUMensch“ von JANUN Hannover teilgenommen und kamen danach ins Gespräch.
III: Erleben
Im Rahmen von ganztägigen Exkursionen kommen die Jugendlichen, pädagogischen Fachkräfte und Fachanleiter*innen in Kontakt mit außerschulischen Lernorten, Bauernhöfen oder regionalen Umwelt- und Nachhaltigkeitsangeboten. Im ersten Durchlauf haben wir den Bio-Bauernhof den Eschenhof in Springe besucht.
Um den Jugendlichen im Zuge der Arbeitsmarktintegration mit nachhaltig wirtschaftenden oder im Transformationsprozess befindlichen Unternehmen näher zu bringen, wird in einer ganztägigen Exkursion ein Unternehmen besucht.
IV: Handeln (Praxisprojekt: 8-12 Wochen)
Im Laufe jeden Durchgangs wird von den Teilnehmenden ein Praxisprojekt realisiert, welches an berufliche Fertigkeiten aus einer oder mehreren Bereichen der Jugendwerkstätten anknüpft. Der Projektbau-stein zielt darauf ab, dass die Teilnehmenden ihr erworbenes Wissen in praktisches Handeln übersetzen und gemeinsam ein nachhaltiges Werk schaffen.
Abschluss & Transfer
Die erste Pilotierungsphase wurde in einer öffentlichen Veranstaltung zusammen mit den Ergebnissen der Praxisprojekte präsentiert.

Ergebnisse

In der ersten Pilotphase des Projektes konnte den Teilnehmenden durch Workshops, Dialoge und Exkursionen Grundwissen zum Thema nachhaltige Produktion, Klima- und Umweltschutz und Kreislauf-wirtschaft vermittelt werden. Sie konnten für ressourcenschonendes Handeln in ihrem Berufsfeld und ihrem Alltag sensibilisiert werden. Sie erkannten den Zusammenhang zwischen ihrem Handeln vor Ort und möglichen globalen Folgen. Die Teilnehmenden erarbeiteten mit Pädagog*innen und Fachanlei-ter*innen, an welchen Stellen Veränderungen im Sinne der Nachhaltigkeit in den Lernorten und den jeweiligen Berufsfeldern umgesetzt werden können. Bei einer Betriebsbesichtigung eines Bio-Bauernhofs kamen die Teilnehmenden in den Austausch mit Akteur*innen eines nachhaltig wirtschaf-tenden Betriebes.

In ihren Praxisprojekten haben die Teilnehmenden die erlernten Impulse umgesetzt. So haben die Fahrrad- und die Holzwerkstatt gemeinsam aus vermeintlichen Werkstattabfällen neue Gegenstände gebaut und Strategien zur Müllreduzierung ihrer Werkstätten erarbeitet. Die Kochwerkstatt hat ein vegan-vegetarisches Buffet für die Abschlussveranstaltung der 1. Pilotphase zubereitet und sich intensiv mit einer durch tierproduktefreie umweltschonendere Ernährung auseinandergesetzt.

Auf Grundlage der „Leitlinie für einen nachhaltigen VNB“ wurde ein Workshop zum Thema Nachhaltigkeit in der Jugendwerkstatt (Whole Institution Approach) entwickelt und mit den Fachanleitungen, der Pädagogik sowie der Geschäftsführung der ASG durchgeführt. Hier wurden Anknüpfungspunkte und Stellschrauben für die nachhaltige Organisationsentwicklung ermittelt und erste Ansätze zur Implementierung entwickelt. Ein Ergebnis des Workshops ist bspw., dass alle Büromaterialien nun von einem nachhaltigen Anbieter bezogen werden und es perspektivisch ein verändertes Angebot (regional und vegetarisch) in der Kochwerkstatt geben wird.

Der Zeitplan konnte bei der Durchführung der ersten Pilotphase eingehalten werden. Lediglich ein geplanter Termin beim Abfallwirtschaftsunternehmen „aha“ wurde in den Herbst 2023 verschoben.

Öffentlichkeitsarbeit

Um Verlauf und der Ergebnisse der ersten Pilotphase der WandelWerkstatt zu präsentieren, wurde zu einer Abschlussveranstaltung eingeladen. Es wurden alle Projektbeteiligten, Förderer und Kooperati-onspartner und darüber hinaus Interessierte und Multiplikator*innen eingeladen. Durch eine Pressemit-teilung wurde die Presse über die Veranstaltung informiert. Die Veranstaltung besuchten rund 50 Personen aus der Fachöffentlichkeit aus der Handwerkskammer, BBS, dem Jobcenter, der Zivilgesellschaft. Zudem waren Multiplikator*innen aus Jugendwerkstätten anwesend - vornehmlich aus Hannover und Barsinghausen.

Einzelne projektbegleitende Veranstaltungen, wie Projektbeiratssitzungen und die Abschlussveranstaltung des 1. Piloten, werden durch Social Media Beiträge sichtbar gemacht.

Projekthomepage

Übersicht

Fördersumme

124.956,00 €

Förderzeitraum

01.01.2023 - 31.12.2024

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Umweltkommunikation