Projekt 37597/01

Entwicklung sektoren- und akteursübergreifender Konzepte für eine zukunftsfähige Schifffahrt im trilateralen Wattenmeer

Projektträger

Wattenmeer Forum e. V.
Virchowstr. 1
26382 Wilhelmshaven
Telefon: +49 4421 9108 18

Zielsetzung

Das Wattenmeer erfüllt mehrere Funktionen. Zum einen ist es ein hochwertiges und das weltweit größte zusammenhängende Gezeitengebiet, weswegen es in Deutschland durch mehrere National¬parke geschützt wird und 2009/14 von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt wurde. Zum anderen ist es Transitgebiet für die internationale Schifffahrt, über den ein Großteil des Welthandels abge¬wickelt wird. Durch Schiffsunfälle mit Schadstofffreisetzungen oder Ladungsverluste, durch Emissionen aus der Schifffahrt, aber auch die Raumansprüche der Häfen und die Vertiefung der Hafenzufahrten sowie auch durch Störungseffekte aus der lokalen Kleinschifffahrt ist das Wattenmeer vielfältigen direkten und indirekten Gefahren durch die Schifffahrt ausgesetzt. Die jüngsten Ereignisse haben gezeigt, dass im Bereich der Schifffahrt trotz der erhöhten Sicherheit durch die verschiedenen inter¬nationalen, europäischen und nationalen Konventionen und Regelungen Einzelereignisse erhebliche negative Folgewirkungen zeigen können (siehe auch in Abschnitt 5). Neben den Belastungen aus der Schifffahrt bestehen auch viele andere menschliche Nutzungen und Eingriffe im Wattenmeer, z. B. durch den Ausbau der Energieinfrastruktur zur Anbindung der Offshore-Windenergie, der unmittelbar das Wattenmeer betrifft sowie durch den Tourismus. Diese werden auf der einen Seite ebenfalls (negative) Einflüsse auf das Weltnaturerbe Wattenmeer zeigen, aber auch von den Folgen möglicher Schiffsunfälle selbst betroffen sein. Daher ist die Prävention von Umweltverschmutzungen und Umweltbelastungen durch die Schifffahrt gleichzeitig eine Stärkung des Wattenmeeres als Tourismus und Wirtschaftsstandort. Mit diesem Projekt soll der Grundstein für eine dauerhafte und nachhaltige Dialogplattform geschaffen werden, um die mit der Schifffahrt zusammenhängenden Herausforder-ungen in sektorenübergreifenden Dialogformaten zu diskutieren, gemeinsame Lösungen zu erarbeiten und als Handlungsempfehlungen an die zuständigen Behörden auf Landes- und Bundesebene weiter-zureichen. Mit einer breiten Unterstützung von Stakeholdern für Empfehlungen aus den Dialogpro-zessen kann somit die politische Umsetzung positiv unterstützt werden.
Das Projektkonsortium besteht aus Vertretern der Hafenwirtschaft sowie Umwelt- und Naturschutz-organisationen aus der trilateralen Wattemeer Region. Wichtigstes Ziel ist die sketorenübergreifende Entwicklung von fachlichen Beiträgen und Informationsmaterialien sowie die Etablierung geeigneter akteursübergreifender Dialogformate. Das Wattenmeer Forum als trilaterales multi-Stakeholder Forum tritt zum einen als Antragsteller für dieses interdisziplinäre und international zusammengesetzte Projekt auf und zum anderen stünde es als potenzielle Institution, die in diesem Projekt erarbeiteten Ergebnisse (inhaltlich und kommunikativ) für zukünftige Arbeiten zu verstetigen.

Thema Schifffahrt und Häfen beim Wattenmeer Forum

Arbeitsschritte

Die Durchführung einer ersten trilateralen Stakeholderanalyse (WSF, 2020) wurde als vorbereitende Maßnahme für die Organisation des Runden Tisches vom WSF erarbeitet. Darin sind die vorläufigen aber nicht abschließenden potenziellen Teilnehmer*innen an einem Austausch- und Diskussionsprozess zum Thema Schifffahrt im Welterbegebiet Wattenmeer benannt. Darüber hinaus sind in diesem Bericht erste Ergebnisse aus einer Kurzumfrage unter den identifizierten potenziellen Teilnehmer*innen vorgestellt worden. Diese Grundlagen müssen für das weitere Vorgehen unterfüttert und ergänzt werden. Eine Ergänzung ist beispielsweise für die Erarbeitung tiefer gehender inhaltlicher Themenpapiere zu in den oben genannten Kategorien möglichen Maßnahmen erforderlich. Diese Arbeiten sind essenziell sowohl als Vorbereitung für den Runden Tisch als für die einzusetzenden kleineren Arbeitseinheiten. Die beiden Projekte, sowohl das beim WSB beantragte als auch das vorliegende Projekt, werden enge Bezüge zum Runden Tisch haben. Eine Verknüpfung dieser beiden Projekte und des Runden Tisches ist über das WSF gegeben. Das WSF ist an allen genannten Projekten beteiligt und verantwortlich für den Runden Tisch.
Im Folgenden werden die Arbeitspakete des vorliegenden Projekts näher erläutert.
Arbeitspaket 1 „Schifffahrt“ und Arbeitspaket 2 „Häfen“: In diesen AP‘en wird es darum gehen, die fehlenden Stakeholder und Akteure zu identifizieren, diese zu kontaktieren und in einer geeigneten Form die Dialogpunkte zu eruieren. Darüber hinaus werden zugleich Informationen zu bekannten Best-Practice und anderen Lösungsansätzen abgefragt. Fragen zu einer möglichen Beteiligung sowie den gewünschten Beteiligungsformaten runden die ersten Arbeitsschritte ab. Im zweiten Arbeitsschritt werden die gesammelten Informationen zusammengestellt und geeignet für die Veröffentlichung in Zusammenarbeit mit AP3 aufbereitet. In einem letzten Arbeitsschritt werden die so erzielten Ergeb¬nisse den beteiligten Akteuren und Stakeholdern vorgestellt und diskutiert. Ziel ist es, eine möglichst umfangreiche und vielfältige Auswahl an Möglichkeiten, Maßnahmen und Best-Practice Beispielen für die Themenbereiche „Schifffahrt“ und „Häfen“ zu erarbeiten. Eine Bewertung in Bezug auf die Anwend-barkeit im Rahmen der trilateralen Wattenmeer Kooperation wird Teil der Maßnahmenauswahl am Ende des jeweiligen AP sein.
Im Arbeitspaket 3 „Dialog“ ist die Identifikation von geeigneten Dialogformaten sowie eine Zusammenführung der inhaltlichen Schwerpunkte aus AP1, 2 und 4 zentrale Aufgabenstellung. In den beiden ersten AP’en werden inhaltliche aber auch methodische Abfragen durchgeführt. Die Fragen nach möglichen Beteiligungsformaten werden in diesem AP zusammengefasst und nach ihrer Eignung anhand eines aufzustellenden Bewertungssystems beurteilt. Die Organisation und Durchführung erster Treffen in kleineren, themenspezifischen Arbeitseinheiten ist zusammen mit den AP’en 1 und 2 ge¬plant. Als Ergebnis des dritten Arbeitspaketes wird entweder die temporäre oder auch die permanente Einrichtung von themenspezifischen Arbeitseinheiten anvisiert. Dabei ist wünschenswert, dass diese kleineren, themenspezifischen Arbeitseinheiten mit Teilnehmer*innen sowohl aus den unterschied¬lichen Sektoren als auch aus allen fünf Wattenmeer Regionen (Dänemark, Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Niederlande) besetzt sein werden, so es thematisch sinnvoll erscheint. Eine Verknüpfung zum trilateral ausgerichteten Runden Tisch „Schifffahrt“ ist über das WSF gewährleistet. Die Arbeiten in diesem Projekt sollen den Unterbau für diesen Runden Tisch bilden. Wenn es in der Projektlaufzeit möglich ist, soll der trilaterale Runde Tisch „Schifffahrt“ zwei Mal zusammenkommen. In seinem Kick-off sollen die ersten Ergebnisse aus den AP’en 1 und 2 vorgestellt werden. Nach Möglich-keit werden in diesem Kick-off weitere Dialogpunkte identifiziert, die im Verlauf des Projekts vertiefend in den kleineren Arbeitseinheiten zu bearbeiten sind. Wünschenswert wäre ein weiteres Treffen des Runden Tisches „Schifffahrt“ unmittelbar vor oder gleichzeitig mit der Trilateralen Ministerkonferenz im November/Dezember 2022 in Wilhelmshaven.

Ergebnisse

Zur Halbzeit des Projektes Zukunftsfähige Schifffahrt im trilateralen Wattenmeer ist das Projektkonsortium auf einem sehr guten Weg, die gesteckten Ziele zu erreichen. Zu Beginn des Dialogprozesses hat das Konsortium einen umfangreichen Konsultationsprozess bei verschiedenen Stakeholdergruppen in der trilateralen Wattenmeer Region durchgefhrt. Die ergänzend stattfindenden Interviews dienten der vertieften Einsicht in die Befürchtungen, Interessen und Positionen einzelner Stakeholdergruppen. Aus den Antworten sind drei so genannte Topic Specific Groups zusammengestellt worden, die mit den folgenden Themen Sektor und akteursübergreifend beschäftigen werden: i) Hafenzugänglichkeit, ii) Reduktion der Lichtemission und iii) Sicherheit in der Schifffahrt alle Themen mit direktem Bezug zum Wattenmeer.
Als weiteres Ziel wurd die Erarbeitung und gemeinsame Verabschiedung eines Dokumentes versprochen, dass der Start für einen langfristigen und konstruktiven DIalogprozess zwischen den Sektoren Häfen, Schifffahrt und Naturschutzorganisationen darstellt. Dieser Prozess wurde im Frühjahr 2021 begonnen und wird mit der Unterzeichnung durch diverse Stakheoldergruppen, die die genannten Sektoren repräsentieren, am 29. November im Rahmen der Trilateralen Ministerkonferenz erfolgreich abgeschlossen.

Öffentlichkeitsarbeit

Das von DBU geförderte Vorhaben wurde auf diversen Veranstaltungen und in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen vorgestellt, z.B. Politik, Verbände oder Verwaltungseinheiten. Eine ausführlichere Übersicht ist in unserem Zwischenbericht zu finden.
Wichtigstes Ereignis wird die Unterzeichnung eines gemeinsamen Dokumentes sein, das den Start für einen langfristigen und konstruktiven Dialogprozess im trilateralen Wattenmeer zum Thema Schifffahrt und Häfen initiieren wird. Dieses Dokument wird im Rahmen der Trilateralen Ministerkonferenz offiziell von verschiedenen VertreterInnen aus unterschiedlichen Sektoren und Ländern unterzeichnet werden.

Wattenmeer Forum

Fazit

Das zu Projektbeginn zusammengesetzte Konsortium konnte über die bisherige Projektlaufzeit erweitert werden. Die Teilnahme an den durchgeführten Umfragen und Interviews war durchweg positiv. Die Einrichtung Topic Specific Groups zur intensiveren Bearbeitung der in den Interviews und der Umfrage identifizierten Themenbereichen zeigt einen vielversprechenden Anfang. Das gemeinsame Dokument ist fertiggestellt und wird im Rahmen der Trilateralen Ministerkonferenz unterzeichnet.

Übersicht

Fördersumme

119.105,00 €

Förderzeitraum

12.11.2021 - 12.05.2023

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz