Projekt 30787/01

Wildnis in der Stadt – Kommunikation und Entwicklung urbaner Wildnis als Beitrag zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur Biologischen Vielfalt

Projektträger

Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH) Bundesgeschäftsstelle Berlin Leiter Naturschutz
Hackescher Markt 4
10178 Berlin
Telefon: 0 30/2 40 08 67-13

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Wilde Natur ist bereits in städtischen Gebieten vorhanden, oft unbemerkt, oft aber auch von der Bevölkerung wegen vermeintlicher „Verwilderung“ abgelehnt. Das Projekt macht die Schaffung und Sicherung von „Wildnis“-Flächen im urbanen Bereich, die Erprobung von Ansätzen für ihr Management und in seinem Kern vor allem deren Kommunikation – auch mit Elementen der informellen Umweltbildung - zum Thema.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn einer inhaltlich-konzeptionellen Recherche wurden zunächst bereits bestehende urbane Wildnis-Ansätze erfasst. Für Deutschland wurde eine umfassende Erfassung der bestehenden Ansätze zur Schaffung von Wildnis aus 2. Hand auf Flächen in städtischem kommunalem Eigentum, d. h. eine stadtnahe natürliche Entwicklung von „losgelassenen“ Flächen, die sich selbst überlassen bleiben, vorgenommen. Dabei wurden Beispiele für gelungene und vorbildhafte Wildnis-Management- und Kommunikations-Ansätze in Städten mit Schwerpunkt auf Deutschland, aber auch internationale Beispiele aus verschiedenen Kontinenten gesammelt und aufgearbeitet.
Vier im Vorfeld identifizierte Modellstädte wurden durch die DUH bei der Erarbeitung von Managementplänen, vor allem aber bei der Entwicklung tragfähiger Kommunikationskonzepte für die ausgewählten Flächen unterstützend begleitet. Im Rahmen von je zwei Vor-Ort-Workshops wurden die konkreten Maßnahmen und Ansätze vor Ort beleuchtet und bei Bedarf überarbeitet.
Alle praktischen Ergebnisse der Begleitung der Modellstädte in Management und Kommunikation ihrer Wildnis-Flächen sowie die Ergebnisse der Workshops wurden gemeinsam mit den vier Modellstädten aufgearbeitet und in einem Perspektivpapier zusammengefasst. Auf einem eintägigen Abschlussworkshop mit fast 70 vorwiegend kommunalen Teilnehmern wurden diese vorgestellt und diskutiert, um die Übertragbarkeit auf andere Städte zu überprüfen und sicherzustellen.


Ergebnisse und Diskussion

Aktivitäten in den Modellstädten

Arnsberg: Die Ruhr und die angrenzenden neu geschaffenen Auebereiche haben sich nach den vorgenommenen Renaturierungsmaßnahmen natürlich entwickelt. Aus den Erfahrungen und dem Zuspruch aus der Bevölkerung ist ersichtlich, dass das Erleben der städtischen Flusslandschaft von großer Bedeutung ist. Anfang 2015 hatte sich der Arbeitskreis „Wildnis in der Stadt“ (AK) aus Vertretern des amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes, des Angelsports, der Senioren, der Jugendlichen und weiterer interessierter Bürger gebildet. Der AK entwickelte ein Nutzungs- und Pflegekonzept insbesondere für den Renaturierungsabschnitt Binnerfeld, dessen Umsetzung noch während der Projektlaufzeit begonnen wurde und bei entsprechender Mittelverfügbarkeit in den nächsten Jahren fortgesetzt werden soll.

Berlin: Nach Sondierungen in verschiedenen Stadtbezirken gemeinsam mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz wurde im Frühjahr 2015 das Gebiet Tiefwerder Wiesen im Bezirk Spandau als Projektfläche ausgewählt. Die Tiefwerder Wiesen sind das letzte Feuchtwiesengebiet im Bereich der Berliner Unterhavel und liegen auch noch heute im Überschwemmungsbereich der Havel. Seit Mai 2011 wird die Fläche mit Wasserbüffeln beweidet. Im Rahmen des Projekts wurden mit modernen Kommunikationsmitteln Informationen zu den besonderen Tierarten, zu Naturschutz und Wildnisentwicklung in der Stadt und zum Verhalten im Landschaftsschutzgebiet entwickelt und ein mobiler Tagging-Weg eingerichtet worden.

Gelsenkirchen: Im Mittelpunkt stand die Erschließung des Brachgeländes der ehemaligen Zeche Hugo als „Biomassepark Hugo“. Ein vorhandenes Strukturkonzept wurde weiterentwickelt und um Wildnisansätze und Umweltbildungsmaßnahmen erweitert sowie eine Workshopreihe unter Beteiligung formeller und informeller Bildungsanbieter vor Ort initiiert. Im Rahmen dieser Beteiligung entwickelten die beteiligten Gruppen die Gestaltung und Nutzung weitläufiger "Aneignungsflächen" entwickelt und übernahmen dauerhaft die Verantwortung für thematische Bereiche und Teilflächen. Der Park wurde am 25. Juni 2016 offiziell eröffnet.

Leipzig: Die Stadt setzte vor allem auf das Erlebbarmachen und Inszenieren von „wilden Orten“, um den Wert solcher Stadträume zu thematisieren. Im Sommer 2015 boten Künstler im Rahmen der Naturschutzwoche thematische Spaziergänge zu verschiedensten solcher „wilden Orte“ im Stadtgebiet an. Diese Spaziergänge, Stadtwildnis als Thema im Leipziger Gartenprogramm und ein Fotowettbewerb schufen ganz neue Zugänge zu und Blickweisen auf meist spontan entstandene Stadtwildnis. Ergänzend wurde der Grüne Bogen Paunsdorf als einer der Leipziger „Wilden Orte“ weiterentwickelt, wo rund um eine Plattenbausiedlung im Nordosten der Stadt seit einigen Jahren auf Brachflächen eine vielfältige Erholungslandschaft mit dem ganzen Spektrum von „Park“ bis „Wildnis“ entsteht. Derzeit wird der Ringschluss des Grünen Bogens angestrebt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Auf der Homepage der Deutschen Umwelthilfe e.V. wird das Projekt im Themenbereich „Urbane Wildnis“ vorgestellt, siehe http://www.duh.de/stadtwildnis.html. In verschiedenen bundesweit erscheinenden Zeitschriften wurden das Projekt „Wildnis in der Stadt“, die Bausteine und erste praktische Ansätze der Modellstädte zur Akzeptanz und Vermittlung urbaner Wildnis-Räume vorgestellt und auf Veranstaltungen präsentiert. Die vier Modellstädte übernahmen selbst die Öffentlichkeitsarbeit zu ihren konkreten Wildnisaktivitäten. Die Presse griff die Projekte zum Teil rege auf, je nach Bedarf wurden Flyer erstellt und/oder im Internet berichtet. In Leipzig war das Thema im Sommer 2015 besonders präsent, als „Wildnis in der Stadt“ Kernthema der Naturschutzwoche und des Leipziger Fotomarathons war. Die Erfahrungen aus den Modellstädten wurden in einem Perspektivpapier zusammengestellt und unter dem Titel „Perspektiven für Wildnis in der Stadt – Naturentwicklung in urbanen Räumen zulassen und kommunizieren“ im November 2016 veröffentlicht.


Fazit

Mit den vier städtischen Projekten ergibt sich ein buntes Bild von der Vielfalt städtischer Wildnis und wie sie erlebbar gemacht und kommuniziert werden kann. Das Perspektivpapier ist in enger Zusammenarbeit mit den vier Modellstädten entstanden, deren Erfahrungen und Stolpersteine eingeflossen sind. Es deckt zahlreiche mit Stadtwildnis im Zusammenhang stehende Fragestellungen umfassend ab, wovon viele Städte in Deutschland profitieren können.

Übersicht

Fördersumme

115.380,00 €

Förderzeitraum

07.02.2014 - 31.12.2016

Bundesland

Berlin

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation