Projekt 26165/01

Internationales Symposium: Botanische Gärten als Reservoir von Kultur und Natur im Spannungsfeld von Naturschutz, Wissenschaft und Gartendenkmalpflege (24. – 26.04.2009)

Projektträger

Freie Universität Berlin ZE Botanischer Garten und Botanisches Museum
Königin-Luise-Str. 6 - 8
14195 Berlin
Telefon: 030/838-50100

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Bedeutung historischer botanischer Gärten als Kulturgut und als Gegenstand der Wissenschaftsgeschichte und der Gartenkunst wird nicht in allen historischen Anlagen Rechnung getragen. Häufig wird der Denkmalaspekt als Einschränkung der wissenschaftlichen Nutzung botanischer Gärten angesehen. Ökonomische Zwänge bei der erforderlichen Pflege und Unterhaltung gestatten zudem in vielen botanischen Gärten Nutzungen, die den Gärten nicht immer zuträglich sind, und das nicht nur unter denkmalpflegerischen sondern auch unter ökologischen Gesichtspunkten.
Seit 2006 wird für den Botanischen Garten Berlin-Dahlem ein Pflegewerk erarbeitet, das sich mit den genannten Aspekten beschäftigt.
Mit der Durchführung eines Symposiums soll ein bewussterer Umgang der Akteure mit den kulturellen Werten in botanischen Gärten, die Entwicklung eines informellen Netzwerkes denkmalgeschützter und denkmalwerter botanischer Gärten sowie die Bildung bilateraler Kooperationen zu Erhalt, Pflege und Entwicklung dieser Gärten initiiert werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Symposium wurde vom 24.-26. April 2009 im Botanischen Garten Berlin-Dahlem durchgeführt. Als Teilnehmer und Referenten waren Botaniker und Direktoren aus verschiedenen botanischen Gärten (Kew, Montreal, Wroclaw/ Breslau, Wien, Dresden, München) sowie Kunsthistoriker, Museologen und Denkmalpfleger eingeladen und haben teilgenommen. Die Ergebnisse des Symposiums werden veröffentlicht. Themen sind:
o Kulturhistorisches, wissenschaftliches und Naturschutz-Potential von botanischen Gärten,
Sammlungsgeschichte, Sammlungskriterien und Sammlungspräsentationen
o Umgang mit historischen botanischen Gärten - internationale Beispiele
o Denkmalpflegerischer Umgang, Finanzierungs- und Nutzungsprobleme in botanischen Gärten
o Vorstellung Pflegewerk Botanischer Garten Berlin-Dahlem (bisheriger Stand).


Ergebnisse und Diskussion

Am ersten Tag referierten Botaniker, Museologen und Gartenhistoriker über das kulturhistorische, wissenschaftliche und Naturschutz-Potenzial von botanischen Gärten sowie über Sammlungsgeschichte, Sammlungskriterien und Sammlungspräsentationen. Deutlich wurde dabei, dass dem kulturhistorischen Wert von Botanischen Gärten in ihrer häufig Jahrhunderte langen Tradition eine größere Bedeutung beigemessen werden muss.
Neben der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Pflanzen müssen Botanische Gärten auch beim Sammeln und Präsentieren der Sammlungsobjekte verstärkt nach museologischen Erkenntnissen arbeiten, um ihrem Bildungsauftrag gerecht zu werden. Das Problem des begrenzten Raumes und der immer dichter werdenden Bepflanzung auf Grund der Eigendynamik des Sammelns und der mangelnde Selektion von Präsentationsobjekten wurde nur als lösbar angesehen, wenn sich die Gärten stärker profilieren, spezialisieren und untereinander abstimmen. Der Erhalt und die Sammlung gärtnerischer historischer Kulturformen wurden ebenfalls als notwendiges Aufgabenfeld von botanischen Gärten angesehen.
In einem zweiten Tagungsschwerpunkt referierten und diskutierten Vertreter der Botanischen Gärten von Breslau, Montreal, Kew, Dresden, München sowie der Bundesgärten Wien die historische Entwicklung und Bedeutung ihrer Gärten und deren spezifische aktuelle Nutzungs- und Pflegeproblematik.
Dabei wurden unterschiedliche Ansätze und Schwerpunkte im Umgang mit der historischen Substanz vorgestellt. Die Tradition von Gartengestaltungsideen aus dem Deutschland der 1920er und 30er Jahre mit einem Schwerpunkt in der Bildungsarbeit ist am überzeugendsten im botanischen Garten von Montreal verwirklicht. Der deutsche Gartenarchitekt Teuscher hatte seine Erkenntnisse über ideale Botanische Gärten aus dem Dahlemer Garten in Berlin bei der Neuanlage des botanischen Gartens Montreal verwirklicht: ein Botanischer Garten sollte vor allem eine Bildungsinstitution sein, in der die ästhetische Seite die Neugierde der Besucher ansprechen und damit deren Interesse an den Wissenschaften wecken würde. Seiner Meinung nach durfte der Botanische Garten den wissenschaftlichen Forschungsansatz zwar nicht vernachlässigen, sollte aber zugleich den entwurzelten Städtern ermöglichen, ein gesundes Verhältnis zur Natur wiederzufinden bzw. zu behalten. Bemerkenswert ist das vom Direktor Gilles Vincent vorgestellte Bildungsprogramm des Montrealer Gartens, das von siebzig Mitarbeitern getragen wird.
Weitere Schwerpunkte bildeten die globalen Programme zur Erhaltung der Pflanzenvielfalt als neue Aufgabe von botanischen Gärten. Auch in der Präsentation der als Weltkulturerbe geschützten Royal Botanic Gardens Kew wurde ein großer Schwerpunkt auf die Umsetzung solcher Programme gesetzt.
Mit der Vorstellung des Gartenpflegewerkes für den Botanischen Garten Berlin-Dahlem wurde deutlich, dass sich aus dem Bildungsauftrag, aber auch aus der Notwendigkeit der Erwirtschaftung von Eigeneinnahmen eine Vielzahl von ästhetischen, pädagogisch-didaktischen und funktionalen Aspekten ergeben, die berücksichtigt werden müssen, um eine hohe Qualität der Anlagen und damit eine hohe Attraktivität für Besucher zu gewährleisten. Es wurde deutlich, dass die Gartendenkmalpflege ein wichtiges Instrument zur Qualitätssicherung bei der Gestaltung, Entwicklung, Wissensvermittlung, Pflege, Bewirtschaftung und Vermarktung ist.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Symposium erreichte mit 124 Teilnehmern aus sechs Ländern eine internationale Fachöffentlichkeit. Der Informationsaustausch erfolgte zwischen Wissenschaftlern und Mitarbeitern aus den Fachgebieten Botanik, Denkmalpflege, Museologie, Landschaftsplanung. Die Vertreter kamen aus Hochschulen, Botanischen Gärten und Museen, Denkmalfachbehörden, Schlösser-Stiftungen, Wissenschaftsorganisationen, Freundes- und Förderkreisen und Planungsbüros. Begleitend zu den Vorträgen und Diskussionen informierte eine Ausstellung über das Gartenpflegewerk Botanischer Garten Berlin-Dahlem. Es ist geplant, die Beiträge zu redigieren und als Buch sowohl in einer Veröffentlichungsreihe des BGBM als auch des LDA Berlin zu publizieren. In der Fachzeitschrift Stadt+Grün erscheint in der August-Ausgabe 2009 ein ausführlicher Bericht über das Symposium.


Fazit

Ein Gartenpflegewerk wurde in der Diskussion mit Podium und Auditorium als geeignetes und notwendiges Instrument angesehen zur
- Charakterisierung und Aufgabenakzentuierung der einzelnen botanischen Gärten
- Aufbereitung von Entscheidungsgrundlagen für den Abwägungsprozess zwischen verschiedenen
Zielen
- Verbesserung der Transparenz von Entscheidungsprozessen
- Unterstützung der Evaluierung und Verbesserung des Marketings botanischer Gärten
- Unterstützung der Akquirierung notwendiger wirtschaftlicher Mittel
- Herstellung eines Gleichgewichts zwischen Bewahren und Öffnen für neue Entwicklungen.
Es wurde allen Eigentümern Botanischer Gärten empfohlen, aus vorgenannten Gründen Gartenpflegewerke für ihre Anlagen erstellen zu lassen.

Übersicht

Fördersumme

24.500,00 €

Förderzeitraum

12.11.2008 - 12.08.2009

Bundesland

Berlin

Schlagwörter

Umweltkommunikation