Projekt 23791/01

Übertragbarkeit des Schweizer greenhydro Konzeptes als Standard einer umweltgerechten Wasserkraftnutzung auf Deutschland – Machbarkeitsstudie

Projektträger

Universität Stuttgart Institut für Wasserbau Lehrstuhl für Wasserbau und Wassermengenwirtschaft
Pfaffenwaldring 61
70550 Stuttgart
Telefon: 0711/685-4461

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Seit der Liberalisierung des Strommarktes entscheiden sich immer mehr Kunden umweltfreundlich produzierten Strom zu beziehen. Auf dem Markt sind einige grüne Stromprodukte erhältlich, viele davon basieren auch auf Strom aus Wasserkraft. Die Wasserkraft ist zwar eine erneuerbare und weitgehend emissionsfreie Energiequelle, aber ihre Nutzung kann gleichwohl negative ökologische Folgen im Bereich der Gewässersysteme haben. Gerade für die Vermarktung von grünem Strom ist es aber wichtig, dass eine möglichst hohe Umweltqualität auf allen Ebenen sichergestellt und - etwa im Rahmen freiwilliger Ökolabels - auch nachgewiesen werden kann. Bislang fehlt in Deutschland ein Verfahren, dass einen hohen und dazu noch möglichst einheitlichen ökologischen Standard bei der Wasserkraft sicherstellt. In der beantragten Studie soll untersucht werden, ob und wie das in der Schweiz eingeführte greenhydro Verfahren zur Zertifizierung von Strom aus Wasserkraft auch in Deutschland anwendbar ist. Dabei sind die speziellen Anforderungen bzgl. der ökologischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Situation in Deutschland zu berücksichtigen und das Verfahren gegebenenfalls entsprechend anzupassen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEs wird zuerst überprüft wie das schweizerische Verfahrenskonzept auf deutsche Gewässer- und Kraftwerkstypen übertragen werden kann (Arbeitspaket (AP) 1). Außerdem wird der rechtliche Rahmen näher beleuchtet und die bestehenden Gesetzestexte detailliert analysiert (AP 2). Dies bietet die Grundlage um die für die Umfeldanalyse relevanten politischen Parameter festzulegen (AP 3). Im nächsten Arbeits-schritt (AP 4) werden der Zertifizierungsprozess und die Qualitätssicherung definiert. An einigen Pilotanlagen in Baden-Württemberg kann nun die Machbarkeit einer Übertragung beispielhaft überprüft werden (AP 5). Weiterhin wird die Möglichkeit der Generalisierung der gewonnenen Erkenntnisse für ganz Deutschland analysiert (AP 6). Für die Akzeptanz des Verfahrens ist es wichtig, dass betroffene Interessensgruppen in den Prozess einbezogen sind. Dies soll durch die Einsetzung einer Begleitgruppe, die die Ergebnisse kommentiert gewährleistet sein. Außerdem wird ein Workshop zur Diskussion der Ergebnisse durchgeführt (AP 7), die abschließend in geeigneter Weise veröffentlicht werden.


Ergebnisse und Diskussion

Bei der Betrachtung des rechtlichen Rahmens einer greenhydro-Zertifizierung in Deutschland hat sich gezeigt, dass insbesondere aufgrund des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) eine Reihe von Besonderheiten zu berücksichtigen ist. So dürfte v. a. für kleine Wasserkraftanlagen der Anreiz, eine Zertifizie-rung zu durchlaufen, gering sein, weil man schon mit geringeren Verbesserungsmaßnahmen in den Ge-nuss einer erhöhten Vergütung des 2004 novellierten EEG kommen kann, während eine Zertifizierung nach greenhydro die Erfüllung aller ökologischen Grundanforderungen erfordert.
Die Analyse der Positionen verschiedener Verbände im Umfeld einer potenziellen greenhydro-Zertifizierung hat deutlich gemacht, dass es sowohl auf Seiten der Umwelt- als auch bei den Wirtschaftsverbänden ähnlich gelagerte Interessen gibt, die zur Unterstützung mobilisiert werden könnten. Es ist umgekehrt nicht zu erwarten, dass sich einzelne Verbände explizit gegen den greenhydro-Standard stellen werden. Gleichzeitig wurde aber auch klar, dass die nachträgliche Integration in bestehende Ökolabels vor verschiedenen Herausforderungen steht. Einerseits ist zu berücksichtigen, dass gesetzlich verankerte Zahlungen aus dem EEG durch das Ökolabeling allenfalls ergänzt, nicht aber substituiert werden.
Andererseits bedarf es aber auch einer Anpassung im Ökostrommarkt im Hinblick auf bestehende Produkte oder Stromlieferverträge. In der Folge ist insbesondere auf Seiten etablierter Ökostromanbieter und Kraftwerksbetreiber mit Widerstand zu rechnen. Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die mit einer Zertifizierung verbundenen Kosten am Markt auch wieder erlöst werden können müssen. Für Kraftwerksbetreiber geht es u. a. um Investitionen, die typischerweise über längere Zeiträume abge-schrieben werden. In einem jungen Markt wie dem Ökostrommarkt sind die Unsicherheiten und damit auch das Risiko einer solchen Investition größer. Dabei kommt hinzu, dass es unklar ist, wie die Kunden auf die neuen Produkte reagieren werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Eine eigens für das Projekt eingerichtete Begleitgruppe setzte sich aus Vertretern von Verbänden, Ministerien und Ämtern zusammen. Beteiligt waren Vertreter/-innen von Bundesamt für Naturschutz, Bundes-ministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Umweltbundesamt, WWF Deutschland, Naturschutzbund Deutschland e. V., Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, NaturEnergie AG, NaturPur Energie AG, Energievision e. V., Grüner Strom Label e. V. und dem Verband der Elektrizitätswirtschaft e. V.
seit 09/05 Information über das Projekt auf www.cirus.ch
01/06 Gemeinsame Presseerklärung DBU und EnBW:
Neuer Umweltstandard für mehr Ökostrom aus Wasserkraft: Schonende Energiegewinnung soll bewertbar werden - DBU fördert Machbarkeitsstudie
04/06 Referat am DUH-Workshop Lebendige Flüsse und kleine Wasserkraft, Büro am Fluss, Plochingen; Das greenhydro-Verfahren zur Zertifizierung von Strom aus Wasserkraft (Dr. Matthias Schneider)
06/06 Workshop Zertifizierung ökologischer Wasserkraft, DBU-Zentrum, Osnabrück
07/06 Beitr. in DUH-Broschüre Lebendige Flüsse & Kleine Wasserkraft - Konflikt ohne Lösung?
Das greenhydro-Verfahren zur Zertifizierung von Ökostrom aus Wasserkraft (Annette Ruef)
10/06 Versand des Endberichts greenhydro Deutschland (PDF) an Projekt-Begleitgruppe, Workshop-Teilnehmende und weitere Interessierte, Download des Berichts auf www.cirus.ch
11/06 Presseerklärung zum Abschluss des Projekts
Anfang 07 Artikel in Fachzeitschrift Wasserwirtschaft


Fazit

Der in der Schweiz entwickelte und erprobte greenhydro-Standard eignet sich grundsätzlich als Grundlage für eine ökologische Bewertung und Zertifizierung von Wasserkraftanlagen in Deutschland. Dies betrifft insbesondere die ökologischen Grundanforderungen, welche für die gewässerökologisch relevanten Management- und Umweltbereiche formuliert wurden. Hier werden für den deutschen Kontext kleinere Anpassungen bei Begrifflichkeiten sowie eine Änderung bei der Reihenfolge der Managementbereiche vorgeschlagen. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass verschiedene Verbesserungen möglich sind, etwa durch eine Ergänzung einzelner Grundanforderungen, durch die Aufnahme zusätzlicher Kriterien oder die Reduktion von Doppelungen, die zwischen verschiedenen Bereichen auftraten. Die meisten Änderungsvorschläge sind genereller Natur, d. h. unabhängig von der Übertragung des Standards nach Deutschland, und sollten daher auch beim Schweizer Verfahren Eingang finden.

Übersicht

Fördersumme

30.000,00 €

Förderzeitraum

10.08.2005 - 22.01.2008

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik