Projekt 23739/01

Ermittlung des wirtschaftlich erschließbaren Potenzials erneuerbarer Energien in der Türkei – Studie

Projektträger

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)
Chausseestr. 128 a
10115 Berlin

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Im Forschungsprojekt geht es darum - gegliedert nach einzelnen Erneuerbare Energie-Technologien - für die gesamte Türkei eine Potenzialstudie zu erstellen. Es sind die technischen, wirtschaftlichen, juristischen sowie administrativen Aspekte für den Einsatz Erneuerbare Energien untersucht worden, um dar-aufhin Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger formulieren zu können. Ziel des Forschungsprojektes ist es gleichzeitig, durch die Publikation der Studie die öffentliche Diskussion um Erneuerbare Energien in der Türkei anzuregen bzw. fundierte Argumente zu liefern, um eine verstärkte Nutzung Erneuerbarer Energien zu forcieren. Die Studie soll hierzu darlegen, in welchem Umfang der Ausbau Erneuerbarer Energien zu einer wirtschaftlich attraktiven Eigenversorgung beitragen bzw. in welchem Umfang die türkische Volkswirtschaft hiervon profitieren kann. Bisherige Bestrebungen der Türkei zum Ausbau der Erneuerbaren Energie sind in erster Linie wirtschaftlich und politisch motiviert. Ein ökologisches Bewusstsein ist in der Türkei im Untersuchungszeitraum 2005/2006 noch nicht stark verankert und liefert daher keine ausreichende Argumentationsbasis bzw. keinen öffentlichen Druck. Eine feste Implementierung der Erneuerbaren Energien in die türkische Energiepolitik würde aber zu einer Verbes-serung der globalen und regionalen Umweltsituation führen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Erarbeitung der Projektergebnisse gliederte sich in fünf Arbeitspakete. So wurde im ersten Schritt ein Forschungsteam in der Türkei durch den Projektpartner (EFT) benannt, um darauffolgend die aktuelle Situation Erneuerbarer Energien in der Türkei und entsprechende Rahmenbedingungen zu untersuchen. Rechtliche und administrative Hemmnisse wurden vor dem Hintergrund erfolgreicher Fördermodelle im Ausland und in Bezug zu den Vorgaben der Europäischen Union untersucht. In weiteren Arbeitsschritten sind die Einzelergebnisse der unterschiedlichen Arbeitsgruppen und -themen bzw. Technologieschwer-punkte in einem Endbericht zusammengefasst worden, der die Grundlage einer abschließenden Konferenz bildete.
In einem letzten Schritt wurden die Ergebnisse der Abschlusskonferenz in den Endbericht eingearbeitet. Die Studie wurde schließlich Ende Dezember 2006 der Öffentlichkeit in Buchform und auf elektronischem Wege in türkischer Sprache zugänglich gemacht.


Ergebnisse und Diskussion

Mit den Ergebnissen des Projekts ist deutlich geworden, dass in der Türkei enorme Potenziale zur Nutzung der unterschiedlichen regenerativen Energiequellen existieren. Anhand fundierter Daten konnte beispielsweise ermittelt werden, dass mit dem gegenwärtigen Stand der Technik das Potenzial zur Windenergienutzung der Türkei ca. 88.000 MW beträgt. Das wirtschaftliche Potential beläuft sich auf ca. 10.000 MW.
Obwohl in der Türkei dieses gewaltige Windenergiepotential existiert, erweist sich jedoch die nicht ausreichend ausgearbeitete Gesetzgebung als das größte Hindernis, um von allen bestehenden erneuerbaren Energieressourcen zu profitieren. Das Gesetz Nr. 5346 hat mit in Kraft treten im Mai 2005 hinsichtlich der Nutzung des Ausbaus Erneuerbarer Energien in der Türkei einen rechtlichen Rahmen geschaffen. Dennoch bestehen nicht nur im Bezug auf die Windenergienutzung Investitionshemmnisse. So existiert beispielsweise über die bestehende Gesetzgebung kein Förderrahmen für die Wärmeerzeugung auf Basis regenerativer Energiequellen.

Übereinstimmend kam man zu dem Schluss, dass die türkische Regierung bisher offensichtlich nicht ausreichend vom Wert der Erneuerbaren Energien überzeugt ist, um dem Thema einen höheren Stellenwert beizumessen. In der Folge davon wird in der Türkei eine neue Strategie bezüglich der Nutzung Erneuerbarer Energien in Koordination mit den entsprechenden Sektorplänen vorbereitet. Künftige Treffen von nichtstaatlichen Akteuren sollen weiterhin den öffentlichen Druck erhöhen, um den die Optimie-rung des politischen Rahmens zu forcieren.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die erarbeiteten Projektergebnisse wurden auf einer Abschlusskonferenz in Ankara im November 2006 öffentlichkeitswirksam diskutiert und sind im Nachgang in die Studie eingearbeitet worden. Das Gesamtergebnis des Forschungsvorhabens wurde Ende Dezember 2006 der türkischen Öffentlichkeit bzw. türkischen Entscheidungsträgern in Buchform mit einem Umfang von 368 Seiten sowie auf elektronischem Wege zugänglich gemacht.


Fazit

Der Türkei fehlt bisher eine staatliche Strategie für den Ausbau der einzelnen Erneuerbarer Energien- Technologien. Das gegenwärtige Erneuerbare Energien-Gesetz Nr. 5346 weist in bestehender Fassung noch enorme Investitionshemmnisse auf. Hinzu kommt die gegenwärtige Bindung des gesetzlich garantierten Einspeisetarifs über sieben Jahre an die türkische Lira. Da die türkische Währung jedoch schwankt, kann die aktuelle Mindestvergütung mit umgerechnet knapp 5 Eurocent pro Kilowattstunde aufgrund des Währungsrisikos unter diesen Wert sinken. Da die Hemmnisse erkannt wurden, will die türkische Regierung das Gesetz im September 2007 novellieren. Ziel ist eine auf zehn Jahre verlängerte, erhöhte und fest fixierte Einspeisevergütung von 5,5 Eurocent. Mit Inkrafttreten dieser Gesetzesänderung könnte zumindest der Ausbau der Windenergienutzung in der Türkei mit den benötigten privaten Investitionen durchstarten. Die Türkei hat als EU-Beitrittskandidat laut EU Parlamentsresolution (2004) die Auflage, bis 2020 20% der erzeugten Strommenge aus regenerativen Energien zu erzeugen. Da hierbei die bereits dargestellten Bestrebungen zum Ausbau von Großwasserkraftwerken nicht angerechnet werden und die Entwicklung der solar- und geothermischen Stromerzeugung trotz vorhandener Potentiale noch in den Anfängen steckt und darüber hinaus Biogasanlagen bislang kaum Beachtung finden, können die Chancen für einen stärkeren Ausbau der Wind- und der kleinen Wasserkraft als sehr gut bewertet wer-den. Die Umsetzung der Resolution würde eine installierte Leistung von etwa 15.000 MW Windkraft und weitere 15.000 MW Laufwasserkraftwerke bedeuten. Jedoch muss bzgl. der kleinen Wasserkraft zuerst das technische und wirtschaftliche Potenzial bestimmt werden.
Die in der Türkei veröffentlichte abschließenden Studie zum Forschungsvorhaben zeigt erstmalig Daten, Fakten und konkrete Lösungsvorschläge auf, aus deren Gewicht türkische Entscheidungsträger den zukünftigen Handlungsbedarf direkt ableiten können. Das mit dem Vorhaben erzeugte und hoffentlich weiterhin bestehende öffentliche Bewusstsein sowie die zu erfüllenden Vorgaben bei einem möglichen EU-Beitritt lassen auf eine positive Entwicklung der Nutzung Erneuerbarer Energien hoffen.

Übersicht

Fördersumme

16.920,00 €

Förderzeitraum

13.07.2005 - 31.05.2007

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik