Projekt 23186/01

Entwicklung eines integrativen Planungs- und Bauprozesses für nachhaltigen Schulbau am Beispiel des Berufskollegs Recklinghausen

Projektträger

scholl architekten partnerschaft scholl.balbach.walker
Smaragdweg 1
70174 Stuttgart
Telefon: 0711 / 282025

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Mit dem oben genannten Projekt wird anhand des Bauvorhabens der Berufskollegs Recklinghausen modellhaft aufgezeigt, wie durch die kommunikative Präsenz differenzierte Inhalte für unterschiedlichste Adressaten vermittelt und damit die Akzeptanz und Verbreitung des ökologischen Schulbaus etabliert werden. Dazu wurde ein systematischer, integrativer Planungs- und Bauprozess entwickelt. Zur Übertragbarkeit wurden in den Bereichen der Planung, der Bauausführung und der Nutzung jeweils typische Problemfelder identifiziert und Lösungsmöglichkeiten innerhalb dieser Problemfelder dargestellt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Entwicklung des integrativen Planungs- und Bauprozesses, untergliedert in einzelne Maßnahmen, wurde durch das kommunikative Konzept unterstützt, welches sich an ein sehr breites Spektrum von Adressaten (Architekten, Fachplaner, Studenten, interessierte Bürger, Lehrer und Schüler) wendet. Die inhaltliche Struktur wurde so offen aufgebaut, dass unterschiedlichen Nutzergruppen entsprechend ihres Interesses und Vorwissens Informationsangebote gegeben wurden.
Als Basis eines solchen offenen Systems dient die Internetpräsenz, die aktuell, interaktiv und jederzeit an jedem Ort verfügbar ist. Sie wurde ergänzt durch Vorträge, Führungen, Rundschreiben und einer gedruckten Projekt-Broschüre. Aufbauend auf der offenen und flexiblen Internetstruktur entstanden zwei Projekthandbücher. Eines in Form einer Drucksache, das andere online verfügbar im Internet. Beide Projektbücher wirken als Meilensteine, die als haltbare und fassbare Objekte eine weitergehende Form des Zugangs und der Verbreitung ermöglichen.
In einem ersten Projekthandbuch wurden Ziele, Parameter, Methoden und Konzepte dargestellt, während im zweiten Projekthandbuch der Prozess, die Ergebnisse sowie Nutzerhinweise und Nutzerfeedback hinzukommen. So entsteht im Zusammenhang von Projekthandbuch 1 und 2 mehr als eine Gebrauchsanweisung, nämlich die Möglichkeit, dass aus einem ganzheitlichen Verständnis eine nachhaltige Nutzerintegration entsteht.
Darüber hinaus lässt sich der integrative Prozess, der von der Planung über den Bau bis in die Nutzung führt, in seiner Systematik klar nachvollziehen und damit auf Projekte mit ähnlichen Ansprüchen des nachhaltigen Bauens übertragen.


Ergebnisse und Diskussion

Im Vorfeld lösten der Anspruch des Bauherrn nach einer wirtschaftlichen und gleichermaßen energetisch effizienten und umweltschonenden Lösung und das in einem Wettbewerbsverfahren prämierte Konzept starke Emotionen in der Öffentlichkeit und bei den politischen Entscheidungsträgern aus. Der Bruch der Konventionen für das energetische und gestalterische Konzept wurde mit großer Skepsis verfolgt. Den im Raum stehenden Sorgen und Fragen konnten durch die transparente Vorgehensweise und die intensive Erläuterung der Inhalte begegnet werden. Begleitet wurde der Prozess durch zahlreiche Gutachten und Untersuchungen zur fachlichen Untermauerung.
Der Berufsschulcampus ist nach Fertigstellung nicht nur problemlos in den Alltag des Kreises Recklinghausen integriert, sondern von den Nutzern mit Begeisterung in Besitz genommen worden. Bis auf den üblichen Anteil an Unzufriedenen trägt das Haustechnik- und Architekturkonzept einen wesentlichen Anteil an der Akzeptanz, das zeigen die Rückmeldungen der Betroffenen und der respektvolle Umgang mit den Gebäuden.
Der Architekturpreis Nordrhein-Westfalen 2011 bezeugt von fachlicher Seite die hohe Qualität als beispielgebend für einen Ort der Wissens- und Fertigkeitsvermittlung und -aneignung.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekthandbuch 1 enthält als ersten Schritt der Öffentlichkeitsarbeit bereits alle Inhalte zum Architektur-, Energie- und Behaglichkeitskonzept. Ein animierter Architektur- und ein Energiefilm, fotorealistische Visualisierungen des Planungskonzepts und räumliche Funktionsschemen zu Lüftung und Betonkerntemperierung dienen der Veranschaulichung.
Der Planungs- und Ausführungsprozess war von zahlreichen öffentlichen und nichtöffentlichen Veranstaltungen zu den Zielen und dem Status quo in Form von PowerPoint-Präsentationen, Diskussionsrunden und Fragestunden begleitet.
Eine intensive Nutzerbeteiligung diente nicht nur dem Abgleich der Planungsziele mit den funktionalen Anforderungen, sondern auch der Vorstellung des Energie- und Gebäudekonzepts.
Während der Bauphase fanden mit Schüler- und Auszubildenden-Gruppen Baustellenführungen statt. Die Baustelle selbst wurde von den technischen Ausbildungsberufen in den Ausbildungsplan integriert. Für einen selbst entwickelten Space-Elevator mit Solarantrieb fand an einem Baukran ein Feldversuch statt.
Ein Blog und eine Bilddatenbank dokumentieren den Ablauf des Planungs- und Bauprozesses chronologisch und thematisch und erlaubt einen interaktiven Austausch. Die Plattformen dienen als Multiplikatoren und gehen auf das Nutzerverhalten der jugendlichen Zielgruppe ein. Beide Medien ergänzt ein online-basiertes Benutzerhandbuch 2, in dem die Ergebnisse und der Prozess zusammengefasst sind. Das breit gefächerte Angebot aus leicht verständlichen Erläuterungen, Orientierungshilfen, vertieften Projektinformationen, zahlreichen Bildgalerien sowie Interviews mit Lehrern und Auszubildenden versucht ein breites Publikum anzusprechen. Der Vorteil gegenüber einem Printmedium ist die leichte Verfügbarkeit und in der Folge eine breite Streuung.


Fazit

Die Rückmeldung der Nutzer, die positive Aufnahme der Öffentlichkeitsdarstellung und die Betriebsergebnisse machen deutlich, dass bis auf einzelne zur Diskussion stehende architektonische Entscheidungen, Nutzungseinschränkungen von Behördenauflagen oder des Betreibers und übliche Ausführungsmängel die Ziele einer Synthese zwischen Wirtschaftlichkeit, Energieeffizienz und Behaglichkeit erreicht wurden. Insbesondere die gute Lern- und Lehrbedingungen in einer sorgfältig austarierten Umgebung setzten neue Standards.
Voraussetzung für die Umsetzung der ehrgeizigen Ziele war neben dem persönlichen Einsatz jedes einzelnen Projektbeteiligten ein breit aufgestelltes Planungsteam verschiedenster Disziplinen, das unter kritischer Beobachtung der Öffentlichkeit und der Entscheidungsträger eine Vielzahl von Einflussfaktoren untersucht und Lösungen entwickelt hat. Die simultanen Prozesse in Planung und Ausführung lösten bei einigen Beteiligten den Lernprozess aus, den eigenen Beitrag immer in den Kontext mit den Aspekten anderer Disziplinen zu stellen.
Das Ergebnis macht aber auch deutlich, dass die Einsparungen an Ressourcen im Betrieb nur mit einem hohen Aufwand in der Planung und Umsetzung möglich ist, der in der Regel nicht in dem zu leistenden Umfang honoriert wird.

Übersicht

Fördersumme

55.305,00 €

Förderzeitraum

07.01.2005 - 30.06.2012

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik