Projekt 14103/01

Umweltentlastung durch die Entwicklung von Planungshilfen für Sand- und Kiesabbauvorhaben an der Weser und in Schleswig-Holstein

Projektträger

Wirtschaftsverbandder Baustoffindustrie Nord-West e. V
Eiffestr. 462
20537 Hamburg
Telefon: 040/251729-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Auf Grund mangelnder Kenntnisse über die Entwicklung von Nassabgrabungsarealen stehen die vom Abbau der oberflächennahen Rohstoffe Kies und Sand betroffenen Regionen, Genehmigungsbehörden und Planungsbüros vor großen Problemen. Ziel des Projektes war es, Leitlinien, Planungs- und Entscheidungshilfen für die Vorbereitung von Nassabbauvorhaben an der Weser und in Schleswig-Holstein im Hinblick auf eine nachhaltige Erhaltung bzw. Entwicklung von landschaftstypischen Lebensraumqualitäten für Pflanzen- und Tierlebensgemeinschaften zu entwickeln und dadurch einen Beitrag zur Umweltentlastung und zur Konfliktminimierung im Spannungsfeld Bodenabbau - Naturschutz - Grundwasserschutz zu leisten.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn einem projektbegleitenden Untersuchungsprogramm wurden repräsentativ ausgewählte Abbauareale unterschiedlichen Alters an der Ober- und Mittelweser sowie in Schleswig-Holstein gemäß dem wissenschaftlichen Stand zur landschaftsökologischen Bestandsaufnahme biologisch, chemisch und hydrologisch untersucht, um repräsentative Erkenntnisse zu den realisierbaren Entwicklungsmöglichkeiten von Abbauarealen im Rahmen einer nachhaltigen Landnutzung und landschaftstypischen Raumentwicklung zu erhalten. Parallel dazu erfolgten die Arbeiten in 3 Projektphasen:
Phase 1: Literaturstudien und Auswertung bisheriger Forschungsergebnisse.
Phase 2: Verifizierung der Erkenntnisse für den Betrachtungsraum und vergleichbare Regionen im norddeutschen Raum; Bestimmung der realisierbaren Lebensraumqualitäten; Vergleich mit den Kenntnissen im Bereich natürlicher Flussauen; Effizienzkontrollen durchgeführter Renaturierungsvorhaben.
Phase 3: Erarbeitung von Sukzessionsmodellen für die unterschiedlichen Lebensräume in Abbauarealen; Entwicklung von Planungshilfen für die Gestaltung und Nutzung von Abgrabungsarealen auf der Grundlage des natürlichen Besiedlungspotentials und unter Berücksichtigung des Grundwasserschutzes.
Mit Hilfe eines projektbegleitender Arbeitskreises aus Mitgliedern verschiedener, vom Abbau betroffener Institutionen werden die Ergebnisse sowohl in die Praxis eingeführt als auch der Fachwelt und einer interessierten Öffentlichkeit bekannt gemacht.


Ergebnisse und Diskussion

Die Ergebnisse des Themenkomplexes Vegetation zeigen, dass in Nassabbaustandorten oftmals für den Naturhaushalt hochwertige Biotoptypen und im Rückgang begriffene Pflanzengemeinschaften nachzuweisen sind. Aus den Ergebnissen wurden konkrete Planungsvorschläge für die Gestaltung von Abbaustätten abgeleitet, die zur Förderung und Ansiedlung einer naturraumtypischen und standortgerechten Vegetation beitragen.
Die Ergebnisse des Themenkomplexes Fauna dokumentieren Möglichkeiten und Grenzen einer Besiedlung von Nassabgrabungsarealen der untersuchten Tierartengruppen (Vögel, Amphibien, Fische und Makrozoobenthos). Die gegenwärtigen Lebensraumbedeutungen der Baggerseen für die Avifauna und deren Abhängigkeiten von verschiedenen Biotop-(Strukturen) konnten anhand verschiedener Vogelartengruppen aufgezeigt und Tendenzen beschrieben werden, die das Verhalten sowohl gewässergebundener als auch gewässerunabhängiger Arten verdeutlichen. Unter Berücksichtigung dieser Erkenntnisse bei zukünftigen Abbauplanungen kann gezielt die Ansiedlung bestimmter Vogelarten gefördert werden. Für Amphibien sind neben der Biotopstruktur als grundlegender Parameter die Potentiale des jeweiligen Raumes zu berücksichtigen, damit die Gestaltung von Amphibienlebensräumen in Abbauarealen zur gewünschten Ansiedlung führen kann. Für die Fischfauna können Baggerseen in Flussnähe zwar natürliche Auengewässer nicht ersetzen (vor allem im Hinblick auf das Vegetationsaufkommen), aber sie können diese Funktion teilweise übernehmen, indem sie als Abwachsstätte und Nahrungshabitat der Jungfische in der sommerlichen Hauptwachstumsphase sowie als Laichhabitat vieler eurytoper Fischarten dienen. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen flussangebundenen und nicht angebundenen Baggerseen. Diese werden auch in den Ergebnissen der Planktonuntersuchungen doku-mentiert: Der Einfluss der Fischfauna auf die Planktonbiozönose ist in flussangebundenen Baggerseen nicht so stark ausgeprägt wie in nicht angebundenen Gewässern. Es wurde darüber hinaus festgestellt, dass in den flussangebundenen und in Abbau befindlichen Gewässern das Planktonwachstum nicht von essentiellen Pflanzennährstoffen limitiert wird, sondern durch die Ressource Licht.
Zum Themenkomplex Wasserdynamik ergab das Projekt, dass eine gezielte, planerisch vorbereitete Einbindung künftiger Baggerseen in die örtliche Wasserdynamik und die dadurch bedingte Stoffverbreitung durchaus wesentlichen Einfluss auf die Umweltwirkung und die Entwicklung der Lebensraumqualitäten in den Baggerseen haben kann. Grundwasser-Neubildungsraten in den Wassereinzugsgebieten der Baggerseen in Verbindung mit den meist trophiebestimmenden Phosphatfrachten des Grundwasserstroms liefern Hinweise darauf, zu welchen Trophiestufen sich die Seen künftig wahrscheinlich entwickeln werden. Die Seebeobachtungen dokumentieren, dass der einsetzende Grundwasserdurchstrom während der weiteren Seeentwicklung zumindest in nachweisbarem Umfang dauerhaft erhalten bleibt und somit die Lebensraumqualitäten in den Seen stetig mit prägt. In Zusammenhang mit den Grundwasserströmen und deren Geschwindigkeiten konnte außerdem ein planungsrelevanter Erklärungsansatz für die Reduktion der beeinträchtigenden Wirkungen des Baggerbetriebs auf die Biozönosen-Entwicklung in den Baggerseen im Ansatz erarbeitet werden. Auch die gezielte Berücksichtigung der örtlich vorhandenen Stoffhaushalte in der morphometrischen Vorbereitung von Abbauvorhaben kann wesentlichen Einfluss auf die künftigen Umweltwirkungen und Lebensraumqualitäten in den Seen nehmen. Der zentrale, sich in den Baggerseen einstellende Sauerstoffhaushalt wird sowohl durch die Grundwassereinströme als auch durch größere Seetiefen und damit einhergehende Sauerstoffreservoirs aus den Zirkulationsphasen geprägt. Zum Stickstoff-Haushalt konnte bestätigt werden, dass Baggerseen vielfach zu einem Abbau von Nitrat im Wasserdurchstrom führen - ein Aspekt, der für Trinkwasserqualitäten des Grundwassers von Relevanz ist. Besondere Vorsicht ist jedoch bei Nitrateinträgen geboten, die über Fließgewässer ständig oder fast jährlich in Baggerseen eingetragen werden - beispielsweise über künstliche Flutungsrinnen zur Hochwasserretention. Sie können auf Dauer zu sehr starken Beeinträchtigungen der Lebensraumqualitäten in den Seen führen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die erarbeiteten Ergebnisse wurden während und nach Abschluss des Projektes durch einen projektbegleitenden Arbeitskreis den vom Abbau betroffenen Institutionen, der Fachwelt und der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Darüber hinaus wurden mehrere Vorträge auf Fachtagungen gehalten, Teilbereiche der Ergebnisse in Fachzeitschriften veröffentlicht sowie eine eigens für das Projekt organisierte Fachtagung mit Exkursionen zu zwei Untersuchungsgebieten durchgeführt.


Fazit

Die in dem Projekt erzielten Ergebnisse zeigen, wie die gängige Planungspraxis von Kies- und Sandabbauarealen unter Berücksichtigung der naturräumlichen Potentiale deutlich optimiert werden kann, um positive Auswirkungen auf den Naturhaushalt zu fördern und negative Beeinträchtigungen zu verringern.

Übersicht

Fördersumme

102.002,73 €

Förderzeitraum

30.09.1999 - 31.12.2003

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik