Projekt 13968/01

Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialwissenschaften (Internationale Tagung)

Projektträger

Universität StuttgartInstitut für Energiewirtschaft undRationelle Energieanwendung (IER)
Heßbühlstr. 49 a
70565 Stuttgart
Telefon: 0711/780-6116

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In der Diskussion um die positiven und negativen Begleiterscheinungen unserer Industriegesellschaft im allgemeinen und der Landwirtschaft im speziellen spielt der Begriff der Nachhaltigkeit zunehmend eine größere Rolle. Wie bei keinem anderen Schlagwort, das in den letzten Jahren in den politischen und gesell-schaftlichen Diskussionen innerhalb Deutschlands bestimmend war, sind dabei die Begriffsinhalte und die geplante Umsetzung oft wenig konkret, widersprüchlich und auch in den allermeisten Fällen bisher nicht fassbar. Wesentliche Ursache dafür ist, dass sich Nachhaltigkeit dabei immer in einem Spannungsfeld zwischen ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten bewegt, die entsprechend der jeweiligen Rahmenbedingungen unterschiedlich gewichtet sein können. Eine praktische Umsetzung der Nachhaltigkeit insbesondere in der Landwirtschaft setzt jedoch eine genaue Begriffsdefinition sowie die Entwicklung von realitätsnahen und somit umsetzbaren Konzepten voraus.
Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel der geplanten Veranstaltung, die wesentlichen Begriffsinhalte, die daraus ableitbaren und abgeleiteten Konzepte zur Bestimmung und insbesondere die resultierenden Ansätze zur Umsetzung der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft eines Industrielandes mit Fachleuten aus Deutschland und dem inner- und außereuropäischen Ausland zu diskutieren. Außerdem sollen die vorliegenden Zielkonflikte aufgezeigt, die Probleme bei der Operationalisierung identifiziert und der noch gegebene Forschungsbedarf analysiert werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie wesentlichen Punkte, die im Rahmen der geplanten Tagung angesprochen werden sollen, lassen sich in die folgenden Vortragssektionen aufteilen:
· Einführung
· Nachhaltigkeit als umfassendes Entwicklungsziel
· Ökologische Aspekte der Nachhaltigkeit in der Land- und Forstwirtschaft
· Ökonomische Aspekte der Nachhaltigkeit in der Land- und Forstwirtschaft
· Soziale Aspekte der Nachhaltigkeit in der Land- und Forstwirtschaft
· Nachhaltigkeit in der Land- und Forstwirtschaft - Wie lassen sich die verschiedenen Aspekte zusammenbringen?
· Nachhaltigkeit in der Land- und Forstwirtschaft - Umsetzung
· Nachhaltigkeit in der Land- und Forstwirtschaft - Handlungsbedarf


Ergebnisse und Diskussion

Rund 80 Experten aus den USA, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Österreich und Deutschland tauschten sich vom 28. bis 30. Oktober 1998 über das Thema Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialwissenschaften aus. Neben den Aspekten, welche Beiträge die einzelnen Fachdisziplinen im Hinblick auf die Fragestellung der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft leisten, standen integrierende Herangehensweisen sowie Ansätze zur Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft im Mittelpunkt der Präsentationen.
Die Vorträge der Referenten und die anschließenden Diskussionen mit dem Auditorium haben gezeigt, dass die Ermittlung und Umsetzung von Nachhaltigkeit im allgemeinen und von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft im speziellen durch äußerst unterschiedliche und zum Teil gegenläufige Sichtweisen gekennzeichnet sind. So existieren beispielsweise - ausgehend von dem übergeordneten, allgemein anerkannten Leitbild der Nachhaltigkeit - eine Vielzahl unterschiedlicher konkreter Definitionen von Nachhaltigkeit, welche den Focus auf jeweils ökologische, ökonomische, soziale aber auch beispielsweise ökologisch-ökonomische Fragestellungen legen. Diese konkreten Sichtweisen bzw. spezifischen Problemstellungen werden jeweils für eine Bearbeitung und geplante Umsetzung herangezogen. In diesem Zusammenhang liegen auch bereits vielversprechende Konzepte und Herangehensweisen zur Ermittlung und Umsetzungen von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft vor.
Es wurde aber auch deutlich, dass eine umfassende Bearbeitung des Ziels der Nachhaltigkeit eine fachübergreifende Herangehensweise notwendig macht. Einzelne Fachdisziplinen, wie z. B. Ökonomie, Ökologie und Sozialwissenschaften, können dabei wichtige Beiträge für die Problemerörterung und Ideen zur Implementierung leisten. Entscheidende Aufgabe ist es dabei, die Konflikte zwischen den unterschiedlichen Zielsetzungen in den Bereichen der Ökologie, Ökonomie und Sozialwissenschaften aufzuzeigen und die trade-offs, die aus der Umsetzung isolierter Einzelmaßnahmen resultieren können, zu verdeutlichen. Hieraus können dann wichtige Ergebnisse und Konsequenzen für eine verstärkte praktische Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft gezogen werden. Die angestrebte Implementierung benötigt zudem die Ableitung und Festlegung geeigneter Indikatoren. Anhand der Indikatoren kann der Entwicklungsprozess hin zur Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft dargestellt bzw. der Grad der Erreichung von vorgegebenen Nachhaltigkeitszielen bestimmt werden. Die praktische Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft ist weiterhin u. a. auf das Vorhandensein geeigneter und die Entwicklung neuer Technologien angewiesen, welche beispielsweise die Effizienz erhöhen und etwaige Beeinträchtigungen der Umwelt durch landwirtschaftliche Maßnahmen verringern helfen.
Zur Lösung oben aufgezeigter Aufgaben kann - wie die Tagung deutlich gemacht hat - auf bestehenden Konzepten und Ansätzen sowie praktischem Wissen aufgebaut werden. Dabei kommt interdisziplinären Arbeitsweisen und entsprechenden Projekten im Rahmen der Ermittlung und Umsetzung von Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle zu. Aufgabe der Forschung ist es, vorhandenes Wissen aufzugreifen, entsprechende Ansätze zur Überwindung der Zielkonflikte zu entwickeln und Überlegungen zur Implementierung der Nachhaltigkeit anzustellen. Die Erarbeitung von Vorschlägen, die gegebenenfalls künftig eine nachhaltige Entwicklung bei einem fairen Ausgleich der ökologischen, ökonomischen und sozialen Interessen ermöglichen, darf hierauf aufbauend aber nicht nur von wissenschaftlicher Seite durchgeführt werden, sondern muss explizit die Gesellschaft in den Diskussionsprozess einbeziehen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Tagungsbeiträge der Referenten sind zu einem Tagungsband zusammengefasst, welcher in der Reihe Initiativen zum Umweltschutz (Band 15), ISBN 3 503 05812 5, verfügbar ist. Die erörterten Fragestellungen und Probleme, geht es um eine Ermittlung und Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft, sowie die wesentlichen Ergebnisse der Tagung werden hierdurch für eine breite Öffentlichkeit nutzbar.


Fazit

Die Tagung und die vortragsbegleitenden Diskussionen haben einen vielfältigen Einblick in den gegenwärtigen Stand der Diskussionen sowohl um Nachhaltigkeit im allgemeinen als auch um Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft im speziellen gegeben. Damit verbunden hat die Tagung die Notwendigkeit deutlich gemacht und einen Beitrag dazu geleistet, die verschiedenen Bereiche der Ökologie, Ökonomie und Sozialwissenschaften zusammenzuführen, praktizierte und praktikable Ansätze zur Ermittlung, Bewertung und Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft zu erörtern und Forschungs- und Handlungsbedarf aufzuzeigen.

Übersicht

Fördersumme

50.991,14 €

Förderzeitraum

01.05.1998 - 26.07.2000

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation