Projekt 10655/01

Nachhaltigkeit im Einzelhandel – Koordination und Fallstudien zur Einführung nachhaltiger Strategien im Handel

Projektträger

Universität StuttgartInstitut für SozialwissenschaftenAbteilung für Technik- und Umweltsoziologie
Seidenstr. 36
70174 Stuttgart
Telefon: 0711/6 85-8 39 70

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In vielen Unternehmen des Einzelhandels liegt aufgrund von Wissensdefiziten und einem Mangel an griffigen Konzepten ein großes Potenzial an Gestaltungsmöglichkeiten für den Umwelt- und Ressourcenschutz brach. Das Projektziel besteht darin, die Erfordernisse einer nachhaltigen Handelsstruktur in Zusammenarbeit mit den betroffenen Akteuren zu bestimmen, praktisch umzusetzen und zu einer dauerhaften Verankerung von Kriterien zur Bewertung von Nachhaltigkeit im Handel beizutragen. Im Rahmen des Projektes wird eine ganzheitliche Strategie zur Verzahnung einer auf den Schutz natürlicher Ressourcen ausgerichteten Sortimentsauswahl, Kundenberatung und Betriebsführung erarbeitet und praktisch erprobt. Dabei sollen bereits vorliegende Erfahrungen im Einzelhandel genutzt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenZum einen umfaßt das Projekt drei Pilotvorhaben, in denen branchen- und regionalspezifisch die Leitlinien einer nachhaltigen Wirtschaftsweise exemplarisch für die Funktionen Sortimentsauswahl, Kundenberatung und Betriebsmanagement umgesetzt werden sollen. Die Pilotvorhaben werden mit ausgewählten Unternehmen in den Branchen Lebensmittel, Bürobedarf und Bau- und Heimwerkerbedarf durchgeführt. Pilotprojektbegleitend werden branchenspezifische Arbeitskreise zur Integration der Erfahrungen anderer Unternehmen und der fachverbandlichen Expertise eingerichtet. Zum zweiten sieht das Projekt einen Runden Tisch vor, an dem Vertreter des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE) und des Bundesumweltministeriums (BMU) sowie Vertreter von Handelsunternehmen zusammenkommen, um gemeinsame umweltpolitische Leitbilder und Ziele zu erarbeiten, die Ergebnisse in den Pilotprojekten zu kommentieren und die institutionelle Verankerung der Ergebnisse zu fördern.
Im Projektverlauf werden zunächst Nachhaltigkeitskriterien und Handlungsmöglichkeiten für die Umsetzung von Nachhaltigkeit in den ausgewählten Einzelhandelsbranchen und für die oben genannten drei Funktionen erarbeitet. Darauf aufbauend erfolgt eine Bestandsaufnahme und Defizitanalyse in den beteiligten Pilotunternehmen. Auf dieser Grundlage werden Maßnahmen für die Bereiche Sortimentsauswahl, Kundenberatung und Betriebsführung empfohlen. In einem weiteren Schritt sollen dann erste Maßnahmen umgesetzt werden. Parallel zu diesen Schritten findet der regelmäßige Erfahrungsaustausch in den branchenspezifischen Arbeitskreisen und die Diskussionen am Runden Tisch statt. In der abschließenden Projektphase sollen die übertragbaren Ergebnisse möglichst weit verbreitet und die Institutionalisierung der Nachhaltigkeitsidee im Einzelhandel erreicht werden.
Für die Erarbeitung von Vorschlägen für Kriterien zur Erfassung und Überprüfung nachhaltiger Strukturen auf den Ebenen der Sortimentsgestaltung, der Betriebsführung und der Kundenberatung ist insbesondere das Institut für Markt, Umwelt und Gesellschaft (Imug) verantwortlich. Für die Erprobung von konkreten Umsetzungsstrategien im Rahmen der Pilotprojekte sind die Akademie für Technikfolgenabschätzung (Akademie) und die Zentralstelle für Berufsbildung im Einzelhandel (zbb) verantwortlich. Der Runde Tisch und die branchenspezifischen Arbeitskreise werden von der Akademie betreut. Die Aufbereitung und Evaluierung der in den Pilotprojekten gesammelten Erfahrungen wird von allen drei Kooperationspartnern gemeinsam geleistet. Für die Verbreitung und Institutionalisierung der Projektergebnisse zeichnet insbesondere die zbb in Verbindung mit dem Hauptverband des Deutschen Einzelhandels ver-antwortlich.


Ergebnisse und Diskussion

Das Thema Umweltschutz hat in der Wahrnehmung der Bevölkerung an Stellenwert verloren. Dies merken auch die Einzelhändler bei ihren Kunden. Nur noch wenige Ökologisch Motivierte achten beim Einkauf auf umweltfreundliche Produkte und sind bereit, auch dafür tiefer in den Geldbeutel zu greifen. Gleichzeitig sind in den meisten Betrieben bereits kostensparende Maßnahmen zur Verminderung des Verbrauchs an Energie, Material, Verpackung und umweltschädlichen Substanzen eingeführt worden. Was also kann man noch tun, um die Einzelhandelsunternehmen, vor allem im mittelständischen Bereich, zu einem verstärkten Umweltverhalten anzuregen? Aus den Ergebnissen des Projektes und der Diskus-sion in den Arbeitsgruppen ergeben sich folgende Vorschläge:
1. Nach wie vor lassen sich mit einem systematischen Umweltmanagement Kosten im Unternehmen sparen. Bei Transporten, bei energiebewussten Verhaltensweisen der Mitarbeiter, bei einer umfassenden Überprüfung der technischen Möglichkeiten finden sich noch viele Chancen, Kosten einzusparen und gleichzeitig die Umwelt zu entlasten.
2. Der Einstieg ins Umweltmanagement erleichtert auch den Einstieg in ein umfassendes Betriebs- und Qualitätsmanagement, das die Wettbewerbsposition des Einzelhändlers wesentlich verbessern hilft.
3. Viele Maßnahmen, die der Einzelhändler zum Schutz der Umwelt trifft, nehmen häufig gesetzliche Auflagen vorweg. Wenn man bis zur Verabschiedung der gesetzlichen Vorschriften wartet, hat man meist nur eine geringe Chance, die Einführung kostengünstig und ohne großen Eingriff in den normalen Betriebsablauf vorzunehmen.
4. Auch wenn Umweltschutz als eigenes Ziel bei den Konsumenten an Wert verloren hat, so haben die Umfragen vor Ort aber deutlich herausgestellt, dass die Kunden nicht nur vom Preis, sondern auch von der Qualität der Produkte ausgehen, wenn sie sich für den einen oder den anderen Händler entscheiden. Gerade die ortsansässigen Lebensmittelmärkte können sich gegenüber den Discountern auf der grünen Wiese nur dann behaupten, wenn sie auf ein qualitativ hochwertiges Warenangebot setzen. Zur Qualität eines Produktes, so die Umfrageergebnisse, gehören aber auch die Frische, die vermuteten Gesundheitsauswirkungen und die Umweltfreundlichkeit. Insofern macht es Sinn, den Umweltschutz als einen integrierten Bestandteil der Produktqualität zu vermarkten.
Schließlich kann der Umweltschutz auch als ein tragendes Element einer Unternehmenskultur dienen. Wenn Mitarbeiter motiviert sind, auf Energie, Verpackung und Materialien zu achten und sie auch dem Kunden gegenüber Umweltauswirkungen von Produkten herausstellen können, dann werden sie auch sicherlich eine größere Identifikation mit dem Unternehmen vornehmen. Umweltgerechtes Verhalten ist bildlich gesprochen der Köder, mit dem die Unternehmen die Mitarbeiter stärker an das Unternehmen und seine Ziele binden können.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Gemeinsam:
Presseerklärung 01/1998, Erstellung eines Info-Folders zum Projekt (ca. 1200 Exemplare bisher verteilt), Präsentation
des Projektes in Umweltausschüssen (BAG u. HDE).
1. Zwischeninfo zum Projekt 7/99 -bis jetzt etwa 350 Exemplare verschickt und verteilt.
2. Zwischeninfo zum Projekt 5/2000 - erste Verteilerrunde, ca. 350 Exemplare verschickt
Pressemitteilung zum Statusseminar.
Pressemitteilung zur Abschlußveranstaltung am 31.10.00
TA-Akademie: Artikel in Newsletter (TA-Informationen) der Akademie, Vortrag Umwelt-orientiertes Einkaufen bei den Stuttgarter Buchwochen (12. Nov. 98), Projektinfo in Akademie Broschüren und Inter-net, Vorstellung des Projektes im Rahmen verschiedener Akademieveranstaltungen, Artikel in TA-3/99, Vortrag am 19.05.99 in Ludwigsburg auf Fachtagung Lebensmittel zwischen Globalisierung und Regionalität - Vortrag am 29.10.99 in Dresden auf Fachtagung Umwelt im Dialog, Artikel in Lebensmittel Rundschau 7/99 - Vortrag am 02.02.00 VHS Bad Urach Umweltorientierung im Einzelhandel - Orientierungshilfen für Händler und Konsumenten
Teilnahme am Expertenworkshop Die Zertifizierung integrierter Qualitäts- und Umweltmanagementsysteme in kleinen und mittleren Dienstleistungs- und Handelsunternehmen, Universität Göttingen, 4.4.00
Mitglied im Netzwerk Ökologie und Handel (oeko-handel@uni-goettingen.de). Auslage des Zwischeninfo im Rahmen der Tagung Umwelt und Technologie. Herausforderungen, Chancen, Perspektiven Förderprojekte der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, 5.5.00
Artikel in TA-Information 3/2000
Artikel in GAIA 2/2000
Artikel in ECOregio 6-7/2000
Artikel in Rundschau 11/2000 (Ba-Wü-Teil)
zbb: Artikel in BHB-Zeitblick 04/98, 02/99 und 06/99. Rundschreiben des BVL und des BBW 03/98 und 04/98; Artikel im BBW Infoletter 05/99, Artikel in Der Handel 5/99, Artikel in Infodiensten des HDE: HDE Chefsache 7/98, 1/99, 8/99; und 11/2000, HDE-Aktuell, 29.06.98, 25.01.99, 11.10.2000 und 02.11.2000; Umweltinfo 34/98; 38/99 und 41/99; handelsjournal 8/98. 3/99 und 7/99; Pressedienst des Handels 9/99, 28/99, 44/2000 und 45/2000. EDV-Info der zbb 10/2000. Rundschreiben der Abteilung Umwelt verschickt über den Handelsinformationsdienst Haidi2000 vom 11.06.99 und 13.09.99.Arbeitsberichte des HDE 1998 und 1999
Veröffentlichung des Workshop Info-Tools-Umwelt im Internet Veranstaltungskalender der Arbeitsge-meinschaft Natur- und Umweltbildung e.V. (ANU), Ausgabe November 2000
Vortrag am 19.09.2000 in Frankfurt, Veranstaltung: Neue Medien in der betrieblichen Weiterbildung-Vorstellung des Schulungskonzeptes auf dem 4. Management Circle Forum.
imug: Vortrag am 12.03.1998 im Bauhaus in Dessau, Veranstaltung Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Handelsstruktur, Projektvorstellung vor Einzelhändlern (Ausbildern) am 14.10.l998 in der BBS 12, Hannover
Vortrag vor Tengelmann-Umweltbeauftragten am 22.9.99 bei Tengelmann, Mülheim zum Thema Ökologischer Einzelhandel und Konsumentenverhalten
Vortrag im Rahmen eines Seminars für Auszubildende der Berufsbildenden Schule 12 am 26.05.00 in Hannover: Warenethik im Einzelhandel - Übersicht über bestehende ProduktlabelsPräsentation auf der Mitgliederversammlung des BVL am 13.9.00 in Berlin. Veröffentlichungen im AgV-Forum zum Thema nachhaltiger Konsum im Bereich Bau- und Heimwerkermärkte Heft 3/2000
Präsentation des Projekts auf Tagungen und Workshops


Fazit

Das Projekt hat gezeigt, dass trotz widriger Umstände im Einzelhandel, trotz der Fixierung der Kunden auf den Preis und trotz des Bedeutungsverlustes von Umweltqualität für die Kunden die Handlungsspielräume für umweltgerechtes Verhalten im Einzelhandel keineswegs auf Null gesunken sind. Im Gegenteil: Gerade für Einzelhändler im mittelständischen Bereich eröffnet ein umweltgerechtes Management auch neue Chancen der Profilierung auf heftig umkämpften Märkten. Unser Projekt hat dazu eine Reihe von Vorschlägen, Hintergrundwissen und Orientierungen ausgearbeitet, die, so hoffen wir, den Einzelhändlern vor Ort helfen, die Ziele der Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit gemeinsam zu verwirklichen.
Eine Fortsetzung des Projektes findet in zwei Bereichen statt: Pflege und Ausweitung des Online-Infopools (http://www.handelumweltinfo.de) und Erarbeitung eines internetgestützten Ökocheck im Einzelhandel - leicht gemacht

Übersicht

Fördersumme

847.849,76 €

Förderzeitraum

01.12.1997 - 15.06.2001

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation