Projekt 10640/16

Naturschonendes Wohnen in Wilhelmshaven

Projektträger

Ökosiedlung Aldenburg e. V.
Gartenweg 4
26389 Wilhelmshaven
Telefon: 04421/910728

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Stadt Wilhelmshaven hat bereits 1991 einen einstimmigen Ratsbeschluss für die Errichtung einer Ökosiedlung bzw. Modellsiedlung im Stadtteil Aldenburg auf einer 3 Hektar großen ehemaligen Friedhofserweiterungsfläche gefasst. Nach erfolgreicher Teilnahme an der öffentlichen Ausschreibung im April 1995 bekam der Verein Ökosiedlung Aldenburg e. V. am 28. Februar 1996 die Fläche für ein ökologi-sches Umsetzungskonzept mit der Vorgabe, die Baureife, d. h. den Bebauungsplan, herzustellen. Nach-dem dieser im Juli 1997 vom Rat der Stadt beschlossen wurde, fingen die Probleme an, mit denen fast alle Stiftungsprojekte zu tun haben. Die Hauptfrage für die Stadt ist: Wie versichere ich mich, dass die ökologische Maßnahme tatsächlich umgesetzt wird? Dafür brachte der Städtebauliche Vertrag, den die Stadt mit dem Verein im März/April 1998 beschließen soll, die Lösung. Der B-Plan bietet nicht die recht-liche Struktur. Nur der privatrechtliche Vertrag zwischen Stadt und Träger, der seit August 1997 in Arbeit ist, soll die Probleme lösen. Zentrale ökologische Maßnahmen sind:
· Das dezentrale Energiekonzept mit BHKW und später Photovoltaik
· Der Bereich Hochbau mit Niedrigenergiehäusern in Holzrahmenbauweise
· Das Mobilitätskonzept, das auch Car Sharing beinhaltet
· Die Grauwasserreinigung in bewachsenem Bodenfilter


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenFür alle Bereiche wird ein Arbeits- und Zeitplan erarbeitet, um die weitere Planung des Projektes zu sichern. Drei Phasen stehen jetzt an:
Phase 1 - Erwerbs- und Vertragsphase zwischen Stadt und Verein. Diese Phase soll im April d. J. abge-schlossen werden.
Phase 2 - Die Planungsphase läuft schon parallel zu Phase 1, damit dafür möglichst wenig Zeit bei der Umsetzung des 1. Bauabschnittes benötigt wird. Alle Genehmigungsplanungen laufen ebenso parallel zu den Ausführungsplanungen, damit, sobald die Genehmigungen erteilt sind, die Ausschreibungen stattfinden können, so dass wir bis Mitte Juni d. J. übergehen können in die
Phase 3 - Realisierung des 1. Bauabschnittes. Dieser soll von Mitte Juni 1998 bis Frühjahr 1999 laufen mit der parallelen Vorbereitung für die Erschließung des 2. und 3. Bauabschnittes im Nov. 1998 und Baubeginn Juli/August 1999. Es ist vorgesehen, alle Planungen bis zum Ende der 18monatigen Förder-zeit abgeschlossen zu haben.


Ergebnisse und Diskussion

Ergebnisse und Diskussion
Trotz Ratsbeschluss von 1991, eine Ökosiedlung bzw. Modellsiedlung im Stadtteil Aldenburg zu etablie-ren, und des positiven Ratsbeschlusses im Juli 1997 zum B-Plan der Ökosiedlung Aldenburg, der termingerecht und erfolgreich vom Verein erstellt wurde, scheiterte das Projekt - Naturschonendes Wohnen in Wilhelmshaven - am 13. Juli 1998.

Wenn man nachträglich die Ursachen analysiert, führte eine Vielzahl verschiedener Faktoren zum Scheitern. Manche Bereiche, wie Öffentlichkeit/Presse waren nicht so vordergründig, hatten aber starke psychologische Wirkung auf die möglichen Interessenten/Zielgruppen.

Die Gründe können in 5 Gruppen zusammengefasst werden:

1) Umgang mit Vertragspartner Stadt/Politik: Das Projekt war nicht ein Projekt der Stadt - die Politik stand nicht dahinter. Die fehlende Bereitschaft seitens der Verwaltungsspitze, sich mit uns o-der gemeinsam mit der DBU und/oder IES hinzusetzen und Lösungen für die Probleme zu suchen, war sehr frustrierend und deprimierend. Wir hatten viel Zeit und Geld investiert. Bei Problemen müssen Wege gefunden werden, um sie zu lösen. Die Stadt wollte angeblich die Ökosiedlung; es war ihr Ratsbeschluss.
2) Interne Planungsfehler/Fehleinschätzungen: Es gab einen gravierenden Fehler. Wir sicherten unseren Anspruch auf das Grundstück nicht mit einem Vorvertrag ab. Es war uns nicht bewusst, dass die Stadt sich zu jeder Zeit ohne Schaden aus den Verhandlungen zurückziehen kann.
3) Durchsetzung von ökologischen Maßnahmen: Die Wissensdefizite in diesen Bereichen sind verständlicherweise enorm. Hier im Norden gibt es wenig Beispiele, bei denen diese Techniken und Bauweisen intensiv praktiziert werden. Auch wenn es einige Beispiele gibt, die Motivation, sich mit der Thematik auseinander zu setzen, ist nicht groß. Es ist einfach zu exotisch.
4) Öffentlichkeit/Presse: Vielleicht sollen wir weniger Wind um Ökosiedlungen machen und still und leise einfach erstellen. Sollen wir sie einfach anders nennen?
5) Finanzprobleme: Eine Finanzbeteiligung der Interessierten muss von Anfang an vorhanden sein. Sonst kann es sein, dass die Initiative lange Diskussionen um den Inhalt macht, und wenn es los gehen soll, bleiben die Teilnehmer nicht dabei. Die Finanzbasis muss von vornherein vorhanden sein, d. h., keine Auftragsvergabe ohne Geld in der Kasse.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Während des 4jährigen Verlaufs dieses Projektes sind über 80 Artikel in Zeitungen, Zeitschriften und Journalen erschienen. Auch in Radio Bremen, NDR und Radio Jade sind mehrere Beiträge zur Sied-lungsentwicklung, zu Problemen und zur Lösungssuche gesendet worden. Auch zu den Techniken, die in der Siedlung Anwendung finden sollen, gab es Beiträge und vor allem öffentliche Veranstaltungen, die das Projekt und seine Inhalte präsentierten.
Der Hauptbericht für die DBU ist auch ein Stück Öffentlichkeitsarbeit, da diese Information bei der DBU verbleibt, auch wenn der Verein aufgelöst wird. Er beinhaltet eine Reflektion der Fehler und Empfehlun-gen für andere Initiatoren, so dass diese mehr Erfolg bei ihren Vorhaben erzielen können.


Fazit

Dieses Projekt war ein Erfolg in vielen Aspekten, z. B. dass ein Städtebaulicher Vertrag existiert, bei dem die ökologischen Maßnahmen auch festgelegt sind, oder auch insbesondere, dass sich viele hier in der Region erstmals und ernsthaft mit solchen Inhalten beschäftigt haben. Für die Investoren, die hier wohnen wollten und ihre Lebensplanung in die Realisierung der Siedlung gestellt hatten, ist dies nur ein schwacher Trost. Vielleicht können es andere Leute mit Hilfe des Abschlußberichtes besser machen!
Unsere Hauptempfehlung ist, Projekte in diesem Umfang nur anzugehen, wenn die volle Befürwortung und Unterstützung der Gemeinde- bzw. Stadtverwaltung und der Politik sicher sind (keine Scheinmehrheiten durch Fraktionszwang). Viel Geld, Engagement und Energie sind sonst ergebnislos.

Übersicht

Fördersumme

54.708,23 €

Förderzeitraum

18.12.1997 - 21.02.2000

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Landnutzung
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik