Stiftung fügt sich gern großer Nachfrage: Stipendienprogramm wird neu aufgelegt

250 wissenschaftliche Nachwuchskräfte im Umweltbereich durch Deutsche Bundesstiftung Umwelt gefördert - Ab '96 auch in Altbundesländern
Bonn/Osnabrück. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) will nach den Worten ihres Generalsekretärs Fritz Brickwedde, "der großen Zahl von Anfragen aus dem gesamten Bundesgebiet mit Blick auf neue Stipendien im Umweltbereich Rechnung tragen und zusätzliche Fördermöglichkeiten für den wissenschaftlichen Nachwuchs schaffen". Das Kuratorium der größten Umweltstiftung Europas beschloß jetzt unter Vorsitz von Bundesbankpräsident Dr. Hans Tietmeyer in Bonn, ihr erfolgreiches Stipendienprogramm fortzusetzen und zunächst für die nächsten fünf Jahre 250 Stipendien zu vergeben. Fördervolumen insgesamt: rund 16,5 Millionen Mark. Dabei sollen ab 1996 auch die alten Bundesländer in diese Fördermaßnahme zum Schutz der Umwelt einbezogen werden. Die Osnabrücker Stiftung arbeitet bereits seit Anfang 1992 mit diesem Stipendienprogramm, wobei bei einem Finanzvolumen von insgesamt 8,25 Millionen Mark bis Ende 1994 rund 100 Stipendien in den neuen Bundesländern vergeben sein sollen.

Angewandte Umweltforschung wird unterstützt

Mit dieser Förderung soll nach dem Wunsch des Kuratoriums der Stiftung der Aufbau von Forschung und Lehre an den wissenschaftlichen Hochschulen in den neuen, nun aber auch in den alten Bundesländern im Umweltbereich unterstützt werden, so Brickwedde in einer Pressemitteilung. Das Engagement der Stiftung sei als Anstoß zu werten, nachhaltige Umweltentlastungen zu erreichen. Mit diesem Programm würden weiterführende Forschungsarbeiten auf dem Gebiet des angewandten Umweltschutzes ermöglicht. Ziel sei es, Arbeiten im Bereich der angewandten Forschung zu fördern, die in einem direkten Bezug zu akuten Umweltproblemen sowie zu den Förderschwerpunkten der Stiftung stünden und zur Lösung dieser drängenden Probleme beitrügen. Mit der Förderung von qualifiziertem Nachwuchs, der im Bereich des Umweltschutzes forsche, solle der Aufbau und die Entwicklung einer "leistungsfähigen und kompetenten Wissenschaftlergeneration unterstützt werden", so Brickwedde.

Erstes Programm dieser Art in Deutschland: Multiplikator von Ideen

Im Zusammenhang mit der Stipendienvergabe für die neuen Bundesländer habe die Stiftung festgestellt, daß rund 50 Prozent der Anfragen aus den alten Bundesländern gekommen seien, "was den großen Bedarf an einem solchen Programm auch in den alten Ländern verdeutlicht", so Brickwedde. Ein Programm mit vergleichbarer Zielsetzung existiere bisher in Deutschland nicht. Die personenbezogene Förderung der Stipendiaten bewirke eine Multiplikation von Ideen und Zielrichtungen praxisorientierten Umweltschutzes, wie ihn sich die Deutsche Bundesstiftung Umwelt auf die Fahnen geschrieben habe.

Offen für alle Fachrichtungen

Bei der Fortführung des Stipendienprogramms sollten die bewährten bisherigen Strukturen und Bedingungen beibehalten werden. Zur Förderung qualifizierten wissenschaftlichen Nachwuchses als erstem Ziel des Programms sollten ausschließlich Promotions- und Habilitationsvorhaben unterstützt werden. Diese Vorhaben sollten, so Brickwedde weiter, thematisch eingeschränkt bleiben auf weiterführende Forschungsarbeiten mit einem klaren Bezug zu akuten Umweltproblemen und dem Ziel, zur Lösung dieser Probleme und damit zu einer Umweltentlastung beizutragen. Da es sich um ein interdisziplinäres Programm handele, solle es für alle Fachrichtungen offen sein, die sich mit der Umweltproblematik befassen. Während 1995 die Stipendien noch bevorzugt in den neuen Bundesländern gefördert werden sollten, dehne sich das Programm dann ab 1996 auch auf die alten Bundesländer aus. Zur Zeit werden von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt bis auf ein Habilitationsvorhaben ausschließlich Promotionsverfahren gefördert. Die Mehrzahl der Stipendiaten habe ein Chemiestudium oder Studium der Ingenieurwissenschaften absolviert, aber auch Biologen, Agrarwissenschaftler und Physiker seien stark vertreten. Dagegen bestehe eine deutliche Lücke im Bereich der Sozial-, Rechts-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften. Die Förderung sei über fast alle im Umweltbereich aktiven Hochschulen und Forschungsinstitute in den neuen Ländern verteilt.

Ergänzung für Stiftungsprofessuren

Das Stipendienprogramm ergänzt das Programm Stiftungsprofessuren der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, mit dem sie in den kommenden fünf Jahren mit einer Anschubfinanzierung von insgesamt 11,25 Millionen Mark die Einrichtung von Stiftungsprofessuren an fünf wissenschaftlichen Hochschulen in den neuen Bundesländern fördert. Beteiligt sind die Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald (Landschafts-ökonomie), die Humboldt-Universität zu Berlin (Sozialwissenschaftliche Umweltfragen und Umweltpolitik), die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Betriebliches Umweltmanagement), die Technische Universität Bergakademie Freiberg (Umweltmikrobiologie) und die Hochschule für Architektur und Bauwesen Weimar (Ökologisches Bauen). Nach der fünfjährigen Anlaufphase werden die jeweiligen Bundesländer die Finanzierung der Stiftungsprofessuren übernehmen.