„Jede Mark für das Otterzentrum dient dem Umweltschutz zweimal“

Bundesstiftung Umwelt reagiert mit Genugtuung auf Urteil des Landgerichts Hildesheim - Fördermittelrückfluß wird nun erwartet
Osnabrück. Mit Genugtuung hat Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück), auf das Urteil der 9. Großen Strafkammer des Landgerichts Hildesheim von heute reagiert, mit dem Claus Reuther, der Leiter des Otterzentrums in Hankensbüttel bei Gifhorn, vom Vorwurf der schweren Brandstiftung freigesprochen worden war. Das Urteil zeige, daß es im Interesse der Kontinuität einer erfolgreichen Arbeit des Otterzentrums richtig gewesen sei, den Wiederaufbau des nach dem Brand zerstörten Zentrums trotz offener versicherungsrechtlicher Fragen mit rund 4,3 Millionen Mark zu fördern. Brickwedde: "Wären wir im Herbst des Vorjahres nicht in die Bresche gesprungen, hätte das angesichts fortlaufender Betriebs- und Personalkosten bei gleichzeitig ausbleibenden Einnahmen das Ende dieser profilierten Einrichtung bedeutet."

"Eines der bedeutendsten Zentren in Deutschland"

Die Aktion Fischotterschutz hatte Ende der 70er Jahre von der Samtgemeinde Hankensbüttel ein als "Haus des Gastes" errichtetes Gebäude übernommen und dort im Mai 1988 das Otter-Zentrum eröffnet. Im Verlaufe weniger Jahre habe sich das Zentrum, so Brickwedde, zu einem der bedeutendsten in Deutschland entwickelt. Rund 110.000 Besucher pro Jahr hätten dafür gesorgt, daß sich das Zentrum ohne institutionelle Förderung selbst getragen habe und die erforderlichen Mittel für den laufenden Betrieb eigenständig erwirtschaftet worden seien. Am 2. Dezember 1993 war das Hauptgebäude des Zentrums durch Brand dann fast völlig vernichtet worden.

Bei allen Bevölkerungsschichten Interesse für den Umwelt- und Naturschutz wecken

Ziel des - alten und neuen - Zentrums mit seinen Schwerpunkten Umweltbildung, Forschung, Biotopentwicklung und internationale Kooperation sei es, sich nicht nur auf "Öko-Freaks" und Schulklassen zu fixieren, sondern vor allem auch auf die Bevölkerungsschichten, die dem Thema Umwelt- und Naturschutz noch eher gleichgültig gegenüberstehen. Bei ihnen solle Interesse am Naturschutz geweckt werden, sie sollten in die Lage versetzt werden, eigene Positionen zu dieser Thematik zu entwickeln. Der Mensch solle über seine eigene Stellung und die der Menschheit im gesamten Naturhaushalt nachdenken und sich als Bestandteil dieser Natur begreifen. Das Zentrum wolle aufzeigen, wie ökologische Prozesse bewahrt und geschützt beziehungsweise gelenkt oder wiederbelebt werden können, wobei Aspekte wie Arten-, Biotop- oder Umweltschutz als Instrumente dienten.

"Eigenes Profil"

Brickwedde: "Das Otter-Zentrum ist in den Jahren seines Bestehens stets eigene Wege gegangen und hat sich ein eigenes Profil erarbeitet. Ob der Versuch, neue Zielgruppen anzusprechen, ob die breit angelegte Zusammenarbeit mit Einrichtungen der Region, ob das Einbeziehen berufsbezogener Fortbildung, ob der Austausch zwischen Forschung, Naturschutzpraxis und Bildung oder die Entwicklung neuer methodischer Bildungsansätze - die innovativen Ansätze des Otter-Zentrums ließen sich in vielem ablesen. Dies alles wegen eines juristischen Schwebezustands aufs Spiel zu setzen, hätten wir nicht verantworten können."

"Jede Mark dient dem Umweltschutz doppelt"

Da sich die Stiftung von der Aktion Fischotterschutz Entschädigungsansprüche habe abtreten lassen, gehe sie jetzt von einer Rückerstattung von Förderbeträgen aus. Brickwedde: "Durch unsere ‘Bürgschaft’ haben wir nicht nur den Bestand des Otterzentrums gerettet. Wir können Mittel aus der Förderung, die wir zurückerhalten, jetzt obendrein in andere innovative Umweltschutzprojekte stecken. Jede Mark für das Otterzentrum dient dem Umweltschutz zweimal."