LĂŒbeck. Mehr als hundert Teilnehmer aus ganz Deutschland sind dem Ruf der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein und zehn weiterer Naturschutzorganisationen, unter ihnen die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Deutsche Naturschutzring, zum zweiten bundesweiten Netzwerktreffen von NaturschutzflĂ€cheneigentĂŒmern in die LĂŒbecker Musik- und KongreĂhalle (MuK) gefolgt. Das Themenspektrum der Tagung am 18. und 19. September reicht von einem modernen HeimatverstĂ€ndnis bis zur Frage, ob die Politik eine 3. Tranche Nationales Naturerbe beschlieĂen wird. Gemeinsam wollen die Akteure dafĂŒr sorgen, dass die eigentumsrechtliche Sicherung wertvoller NaturschutzflĂ€chen als Garant fĂŒr den Erhalt der biologischen Vielfalt, typischer Naturlandschaften und naturnaher ErholungsrĂ€ume einer breiten Ăffentlichkeit bewusst wird.
Schleswig-Holsteins Umweltminister Dr. Robert Habeck spricht zum Thema "Heimat"
Zu den Hauptrednern gehört unter anderem Dr. Robert Habeck, Minister fĂŒr Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und lĂ€ndliche RĂ€ume des Landes Schleswig-Holstein, der sich dem Begriff âHeimatâ auf philosophische Weise nĂ€hert. Zahlreiche Arbeitsgruppen, eine Exkursion ins Stiftungsland Höltigbaum bei Hamburg und ein Filmabend im Foyer der MuK, organisiert von GREEN SCREEN, dem gröĂten Naturfilmfestival Deutschlands, runden das Programm ab.
Netzwerkmitglieder besitzen zusammen rund 250.000 Hektar NaturschutzflÀchen zwischen Nordsee und Alpen
Zu dem bundesweiten Netzwerk unter dem vorlÀufigen Namen "Netzwerk Nationales Naturerbe" haben sich Institutionen, VerbÀnde und Vereine vergangenes Jahr beim Herbstsymposium der DBU in Benediktbeuern zusammengeschlossen. Bisher wirken 47 Stiftungen und Organisationen aus dem gesamten Bundesgebiet in dem Netzwerk mit, die zusammen rund 250.000 Hektar NaturschutzflÀchen zwischen Nordsee und Alpen in den neuen Verbund einbringen.
Wildnis und Kulturlandschaft prÀgen die Heimat
Herlich Marie Todsen-Reese, Vorstandsvorsitzende der gastgebenden Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein, zeigte sich vom Auftakt des Programms, das das Spannungsfeld zwischen Heimat und Naturerbe in den Mittelpunkt stellt, begeistert: âDie Wildnis gehört genauso zu unserer Heimat wie die Kulturlandschaft. Wir mĂŒssen mehr tun, um unseren Mitmenschen die verbliebenen NaturschĂ€tze sichtbar zu machen.â GroĂe Bedeutung haben fĂŒr sie auch jene Projekte, in denen die Entwicklung neuer Wildnisgebiete geplant seien. Todsen-Reese weiter: âBesonders stolz bin ich, dass die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein mit 32.000 Hektar NaturschutzflĂ€che zu den ganz groĂen Organisationen in Deutschland gehört und in der ersten Bundesliga spielt.â
QualitÀtssicherung des Naturschutzes durch gute Zusammenarbeit
Das Ziel des Netzwerkes ist es, die ökologische QualitĂ€t auf den NaturschutzflĂ€chen im Eigentum der Mitglieder zu sichern und zu verbessern. So ist sich Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde als GeschĂ€ftsfĂŒhrer der DBU Naturerbe GmbH verantwortlich fĂŒr ĂŒber 60.000 Hektar des Nationalen Naturerbes, sicher, dass noch viel Know-how entwickelt und verbreitet werden muss, um die hohen Anforderungen fĂŒr den Erhalt der biologischen Vielfalt zu erfĂŒllen. Brickwedde: âWir haben das Netzwerk ins Leben gerufen, damit sich unsere Mitglieder gegenseitig beim Management ihrer FlĂ€chen unterstĂŒtzen und austauschen können. Dadurch tragen wir dazu bei, dass sich die erfolgreichsten AnsĂ€tze im FlĂ€chenmanagement schneller verbreiten und die QualitĂ€t des Naturschutzes jedes einzelnen steigt. Langfristig möchten wir erreichen, dass die Mitglieder des Netzwerks und ihr Beitrag fĂŒr den Erhalt des natĂŒrlichen Erbes in unserer Heimat von der Ăffentlichkeit stĂ€rker wahrgenommen werden â so, wie das in anderen LĂ€ndern, beispielsweise beim National Trust in England, schon lange der Fall ist.â
Mobile Applikation zur Besucherlenkung als Gemeinschaftsprojekt
Die Kooperation von Netzwerkmitgliedern zeigt bereits erste Ergebnisse: FĂŒr die einzelnen NaturerbeflĂ€chen wird eine mobile Applikation zur Besucherlenkung und -information entwickelt. Auf diese Weise können gezielt Hintergrundinformationen zu den Besonderheiten der FlĂ€chen vermittelt werden. Neben AudiobeitrĂ€gen, Filmen, Bildern und Texten wird der Multimediaguide auch Kartenmaterial beinhalten, sodass sich die Besucher problemlos auf der FlĂ€che orientieren können. Die sechs beteiligten Akteure unterzeichneten heute einen Kooperationsvertrag und gaben damit den offiziellen Startschuss fĂŒr das Gemeinschaftsprojekt.
Ăbertragung von 125.000 Hektar NaturerbeflĂ€chen an Naturschutzstiftungen ist Erfolgsmodell
Mit auf der Tagung dabei sind viele NaturschutzverbĂ€nde, die im Deutschen Naturschutzring (DNR) organisiert sind. Adrian Johst, Sprecher der Arbeitsgruppe Nationales Naturerbe im DNR, setzt groĂe Hoffnungen in den neuen Deutschen Bundestag. âAlle im Deutschen Bundestag vertretenen Parteien haben mit ihrer Zustimmung zur Ăbertragung von 125.000 Hektar Nationaler NaturerbeflĂ€chen von der öffentlichen Hand auf Naturschutzstiftungen GroĂartiges geleistet. Dieses Erfolgsmodell muss fortgesetzt und weitere 30.000 Hektar fĂŒr den Naturschutz gesichert werden. Die Zeichen aus der Politik sind sehr ermutigendâ, so Johst.