Good-Practice: Tailorlux

Aktuell werden im Textilbereich nur 1% des Materials von Kleidung zu neuer Kleidung recycelt, während fünf Millionen Tonnen Kleidung jedes Jahr verworfen wird. Das entspricht zwölf Kilogramm pro Person (Europäische Kommission 2023).

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DBU nachhaltig.digital · #4 – Tailorlux

Textilfasern bestehen meist aus Baumwoll- und Kunststofffasern, wobei als Ausgangsstoff für die Kunststofffasern meist Polyethylenterephthalat (PET) dient. Für den Einsatz von Recycling-PET hat das Münsteraner Unternehmen Tailorlux eine große Herausforderung festgestellt: Recycling-PET unterscheidet sich chemisch nicht vom sogenannten Virgin-PET aus dem endlichen Rohstoff Erdöl. Da das Virgin-PET jedoch günstiger in der Beschaffung ist, besteht die Möglichkeit der Täuschung: Virgin-PET könne leicht als Recycling-PET gekennzeichnet werden (DBU 2020).

An dieser Stelle setzte Tailorlux mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt an. Dabei sollte Recycling-PET mit einem optischen Fingerabdruck gekennzeichnet werden, der zu jeder Zeit im Produktionsprozess anhand eines Sensors ausgelesen werden kann und Aufschluss darüber gibt, wie viel Recycling-PET tatsächlich zum Beispiel in einem T-Shirt steckt (DBU 2020). Damit legte Tailorlux einen Grundstein für die Quantifizierung von Faseranteilen in Gewebe und zeigte, dass chemische Markierung und Recyclingprozesse kompatibel sind.

Auch im Bereich der insgesamten Transparenz der Lieferkette und der Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen ist Tailorlux aktiv. Zu den Leistungen des Unternehmens gehört auch die Lösung integriTEX, die es ermöglicht, das Material auf jeder Stufe der Lieferkette digital zu überprüfen. Ein maschinenlesbarer, physischer Tracer sorgt dafür, dass Rückverfolgbarkeit und Transparenz im Prozess gegeben sind. So kann der Lebenszyklus von Textilien von Beginn an gestaltet werden. Der Produktschutz ist dabei nicht sichtbar und unbedenklich für die Materialien und die menschliche Gesundheit. Außerdem ist er widerstandfähig gegenüber externen Einwirkungen in der Produktion wie zum Beispiel Hitze (Tailorlux 2021).

Tailorlux zeigte in einem Kooperationsprojekt mit spanischen Unternehmen in der Textilbranche, wie die Lösung in der Praxis funktioniert. Ziel der Kooperation war es zu zeigen, wie ein digitaler Zwilling, eine Verifizierung durch Dritte und ein physisches Etikett kombiniert werden können, um spezifische Beschaffungsrisiken bei Baumwolle anzugehen. Dabei wurde der Prozess vom Saatgut bis zum Kleidungsstück betrachtet (Herzog 2023).
Zunächst wurde das Saatgut als gentechnikfrei verifiziert, dann erhielten die Saatgutbeutel eine Zuweisung zu einem spezifischen Baumwollfeld durch die Landwirte. Diese „Geburtsurkunden“ wurden im nächsten Verarbeitungsschritt, der Trennung von Baumwollfasern und ihren Samen, aktualisiert und die Markierfaser hinzugegeben. Durch diese sind die Ballen, die aus den Baumwollfasern entstehen, maschinenlesbar und damit identifizierbar. Diese Ballen werden zu ebenfalls scannbaren Garnen und Stoffen umgewandelt. Modemarken, die die Baumwolle dann kaufen, können sich der Herkunft versichern und den Produktionsprozess nachvollziehen. Das unterstützt die Unternehmen bei der Einhaltung der Lieferkettengesetze sowie bei der Vermeidung von Greenwashing. Die Nachweisbarkeit von spanischer Baumwolle bedeutet für die Modemarken gleichzeitig die Garantie, dass unter europäischen Arbeitsgesetzen produziert wurde (ebd.).

Das Unternehmen Tailorlux bietet neben integriTEX weitere Lösungen für eindeutige chemische Markierungen, um mehr Materialintegrität und Produktsicherheit sowie Transparenz in Lieferketten zu schaffen.

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nachhaltig.digital Bausteine

Quellen:

DBU (Deutsche Bundesstiftung Umwelt; 2020, 02. Juli). Wie viel Recycling steckt tatsächlich im T-Shirt? [Pressemitteilung]. https://www.tailorlux.com/wp-content/uploads/Wie-viel-Recycling-steckt-tatsaechlich-im-T-Shirt_-Pressemitteilung-als-PDF.pdf
Europäische Kommission (2023). EU strategy for sustainable and circular textiles. Abgerufen am 06.02.2024, von https://environment.ec.europa.eu/strategy/textiles-strategy_en
Herzog, T. (2023). Rückverfolgbarkeit für andalusische Baumwolle. Textile Technology. Abgerufen am 06.02.2024, von https://www.textiletechnology.net/melliand/trendreports/melliand-textilberichte-62022-rueckverfolgbarkeit-fuer-andalusische-baumwolle–vom-saatgut-bis-zum-kleidungsstueck-33276
Tailorlux (2021). integriTEX: Ein physikalischer Tracer für die textile Rückverfolgbarkeit. Abgerufen am 06.02.2024, von https://www.tailorlux.com/integritex-de/

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