Naturerbefläche Oranienbaumer Heide künftig wieder für Besucher geöffnet

DBU Naturerbe GmbH lässt ehemaliges Militärgelände bei Dessau-Roßlau entmunitionieren – Wege bald wieder begehbar

Oranienbaum/Osnabrück. Individuelle Ausflüge in der Oranienbaumer Heide bei Dessau-Roßlau sind bald wieder möglich. Die DBU Naturerbe GmbH, eine gemeinnützige Tochter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und künftige Eigentümerin der Naturschutzfläche, wird ausgewählte Wege in dem ehemals militärisch genutzten Gebiet entmunitionieren lassen und wieder für Besucher zugänglich machen. Bislang kann die Naturerbefläche aufgrund der Munitionsbelastung nur mit einer Sondergenehmigung oder in geführten Exkursionen betreten werden. „Mit der Beräumung der Wege wollen wir die Oranienbaumer Heide dauerhaft öffnen und Naturliebhabern und Erholungsuchenden Wanderungen in einem der artenreichsten Gebiete Sachsen-Anhalts ermöglichen“ erklärte Dr. Reinhard Stock, fachlicher Naturschutzkoordinator bei der DBU Naturerbe GmbH und DBU-Fachreferent für Naturschutz, heute bei der Abschlussveranstaltung eines DBU-Förderprojekts der Hochschule Anhalt.

13 Kilometer langes Wegenetz wird entmunitioniert

Noch in diesem Monat werde mit der Entmunitionierung eines rund 13 Kilometer langen Wegenetzes zwischen den Orten Oranienbaum, Möhlau. Sollnitz und Jüdenberg begonnen. Bereits im Frühjahr 2011 habe eine Firma die rund 12 Hektar große Wegefläche mit Spezialgeräten bis auf zwei Meter Tiefe untersucht und dabei die Munitionsverdachtsstellen identifiziert. Die Kosten der Beräumung von über 16.000 Euro trägt die DBU Naturerbe GmbH.

Konik-Pferde und Heckrinder beweiden das Offenland

Eine besondere Attraktion auf der Fläche sind vierbeinige, robuste Landschaftspfleger, Konik-Pferde und Heckrinder, die derzeit rund 470 Hektar wertvolle Offenlandflächen vor einer Verbuschung bewahren und einen Beitrag zur Verjüngung der Heideflächen leisten. Seit 2008 wird das Weidemanagement in der Oranienbaumer Heide von der Hochschule Anhalt unter Leitung von Prof. Dr. Birgit Felinks und Prof. Dr. Sabine Tischew wissenschaftlich begleitet und im Rahmen einer naturschutzfachlichen Erfolgskontrolle ausgewertet. Ziel des Projekts ist es, übertragbare Renaturierungs- und Managementmaßnahmen für die Erhaltung von sandgeprägten Offenlandlebensräumen zu entwickeln und zu etablieren. Die Ergebnisse wurden heute bei der Abschlussveranstaltung präsentiert. Ein Leitfaden für die Praxis wird Ende des Jahres erscheinen.

Oranienbaumer Heide war bis 1992 Truppenübungsplatz

Die etwa 2.100 Hektar große DBU Naturerbefläche Oranienbaumer Heide ist ein bundesweit bedeutsames Rückzugsgebiet für bedrohte Tier- und Pflanzengemeinschaften. Sie gehört zum Biosphärenreservat "Mittelelbe" und umfasst Gebiete des europäischen Schutzgebietssystem Natura 2000. Bis 1992 wurde die Fläche als Truppenübungsplatz genutzt. Durch Rodungen, Brände, Panzerfahr- und Schießübungen entstanden in großen Bereichen offene und halboffene Lebensräume, in denen zahlreiche spezialisierte, oftmals gefährdete Pflanzen- und Tierarten wie die Sand-Strohblume, der Ziegenmelker, die Heidelerche oder die Sperbergrasmücke beheimatet sind.

DBU Naturerbe GmbH übernimmt 33 Naturschutzflächen in Deutschland

Die Oranienbaumer Heide in Sachsen-Anhalt ist eine von insgesamt 33 Naturschutzflächen in Deutschland, die die DBU Naturerbe GmbH seit 2009 sukzessive vom Bund übernimmt. Den entsprechenden Rahmenvertrag schloss die DBU Naturerbe GmbH im Mai 2008 mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ab. Auf den insgesamt rund 46.000 Hektar in neun Bundesländern sollen offene Lebensräume mit seltenen Arten durch Pflege bewahrt, naturnahe Wälder ohne menschlichen Eingriff zu neuer Wildnis entwickelt, artenarme Forste in naturnahe Wälder überführt und Feuchtbiotope ökologisch aufgewertet und erhalten werden.

Konik-Pferde beweiden die Flächen im DBU Naturerbe Oranienbaumer Heide. Bald dürfen auch Besucher das ehemals militärisch genutzte Gebiet wieder betreten.
© Birgit Felinks

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