Arthropoden sind die diverseste Tiergruppe der Welt und erfüllen kritische Ökosystemleistungen. In den letzten Jahren wurden besorgniserregende Abnahmen in Arthropodenpopulationen beobachtet, das so genannte Insektensterben. Trotz intensiver Erforschung bleibt das Ausmaß des Insektensterbens und potenzieller Kaskadeneffekte auf andere trophische Ebenen weitgehend unverstanden. Begründet liegt diese Wissenslücke in der Komplexität und Vielfalt von Arthropoden-Umwelt-Interaktionen sowie insbesondere dem Mangel an standardisierten, taxonomisch und geographisch breit angelegten, langen Zeitreihen. Metabarcoding von Umwelt-DNA (eDNA), frei vorkommende DNA von Organismen in der Umwelt, bietet eine nicht-invasive, effiziente Lösung für diese Probleme. Neben der einfachen Art-Identifikation, können mit eDNA auch Pflanzen-Arthropoden-Interaktionen oder das Beutespektrum aus Darminhaltsanalysen von Prädatoren (z.B. Spinnen), nachgewiesen werden. Unter geeigneten Bedingungen kann eDNA zudem sehr stabil sein und bietet die Möglichkeit archiviertes Probenmaterial zu nutzen. In meinem Promotionsvorhaben werde ich mithilfe von drei archivierten eDNA-Sammlern die Arthropoden-Vielfalt und ihre Interaktionsökologie in den letzten Jahrzehnten rekonstruieren. Hierfür werde ich auf Sammlungen von Herbarbelegen, dem Zypressenschlafmoos (Hypnum cupressiforme), sowie der in Europa verbreiteten Wespenspinne (Argiope bruennichi) zurückgreifen. Auf den Herbarbelegen und dem Moos befinden sich DNA-Spuren von Arthropoden, die zum Beispiel in Form von Speichel oder Exkremente vorliegen. Im Darm der Wespenspinne bleibt die DNA der Beute des generalistischen Prädators konserviert. Bei allen drei biologischen Archiven handelt es sich somit um natürliche eDNA-Sammler, welche ihre assoziierte Fauna zum Zeitpunkt der Probenahme widerspiegeln. Mittels dieser Archive überprüfe ich die Annahme einer biotischen Homogenisierung der Arthropodengemeinschaft über Raum und Zeit in Mitteleuropa. Explizit wird die räumliche Homogenisierung der Arthropodengemeinschaft aus dem Beutespektrum der archivierten Wespenspinnen, sowie die Abnahme der Nahrungsnetzkomplexität mittels der Herbarbelege verschiedener Pflanzenarten sowie dem Moos geprüft. Meine Arbeit wird wichtige Erkenntnisse zum Verständnis des Insektensterbens in Mitteleuropa beitragen.