Baltic Sea Conservation Foundation
Richard-Wagner-Str. 1 a
18055 Rostock
Die Ostsee ist ein ökologisch, wirtschaftlich und kulturell bedeutsamer
Meeresraum, in dem die biologische Vielfalt trotz umfangreicher Schutzbemühungen weiterhin zurückgeht. Auch die kleinskalige Küstenfischerei,
einst von zentraler Bedeutung für die Region, befindet sich aufgrund schrumpfender Fischbestände und steigender Kosten in starkem Rückgang. Infolgedessen drohen traditionelles Wissen und lokale Verantwortung für marine Ökosysteme verloren zu gehen. Der EU Oceans Pact nennt die Ostsee als Modellregion für eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den EU-Mitgliedsstaaten, wobei der Schutz der Biodiversität sowie die Unterstützung einer umweltverträglichen Fischerei im Fokus stehen.
Das Baltic Sea Ranger-Projekt verknüpft den Meeresschutz gezielt mit der Förderung der kleinskaligen, nachhaltigen Fischerei. Das Projekt setzt auf einen integrativen Ansatz, der den Erhalt der marinen Biodiversität mit lokaler wirtschaftlicher Stärkung verbindet. Durch die Schaffung alternativer
Einkommensquellen wie Umweltmonitoring, Naturschutzmaßnahmen und öffentliche Aufträge werden Fischer zu aktiven Akteuren des Meeresschutzes. Durch Wissensaustausch und sektorübergreifende Zusammenarbeit unterstützt das Projekt die Ziele der UN-Ozeandekade und trägt zu einer nachhaltigen Zukunft für Küstengemeinden bei.
Das Projekt entwickelt das Konzept der Baltic Sea Ranger in Estland, Lettland und Litauen. Aufbauend auf den Erfahrungen aus dem deutschen Sea Ranger-Projekt werden in Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren der kleinskaligen Küstenfischerei drei regional angepasste Baltic Sea Ranger-Konzepte erarbeitet. In jedem der drei Länder wird zunächst eine Interessengemeinschaft aufgebaut, auf deren Grundlage ein jeweils regional angepasstes Baltic Sea Ranger-Konzept entsteht. Die Umsetzung dieser Konzepte soll durch neu zu gründende Vereine sichergestellt werden. Im nächsten Schritt wird für jedes Land ein Bildungsprogramm zur Weiterqualifizierung zu Baltic Sea Rangern entwickelt. Diese drei regionalen Konzepte und Bildungsprogramme bilden die Grundlage für die Entwicklung eines übertragbaren Ostsee-Konzepts zur ostseeweiten Umsetzung des Baltic Sea Ranger Konzepts.
Das Projekt gliedert sich in 6 Arbeitspakete (APs), die gemeinsam zur Entwicklung, Erprobung und Verstetigung des Baltic Sea Ranger-Konzepts beitragen. Ziel ist es, die Ostsee durch lokale, partizipativ erarbeitete Lösungen ökologisch zu entlasten und gleichzeitig sozioökonomische Nachhaltigkeit zu fördern.
Im AP 1 Projektkoordination (Q1 / 2025–Q3 / 2028) erfolgen Gesamtsteuerung, Monitoring und Risikomanagement.
AP 2 Stakeholder & Interessensgemeinschaften (Q1 / 2025–Q3 / 2027) bildet die Grundlage für die praktische Umsetzung des Konzepts. Nach einer umfassenden Stakeholderanalyse (D3, Q4 / 2025) werden in 3 Ländern Interessensgemeinschaften aufgebaut, die als Träger der Baltic Sea Ranger fungieren. Der Aufbau endet mit der formalen Gründung der Vereinigungen (M3, Q3 / 2027).
In AP 3 Baltic Sea Ranger-Konzepte (Q3 / 2026–Q1 / 2027) werden in drei Living Labs – partizipativen Experimentierräumen mit jeweils rund 25 Teilnehmenden – regionale Konzepte entwickelt. Unter Anwendung der Methode „Liberating Structures“ entstehen kooperative, praxisnahe Lösungen, die in Abstimmung mit den Interessensgemeinschaften finalisiert werden (D4, Q1 / 2027).
Darauf aufbauend werden in AP 4 Ausbildungskonzepte (Q3 / 2027–Q3 / 2028) nationale Curricula für die Ausbildung von Baltic Sea Rangern erarbeitet (D5, Q2 / 2028). Erste Ausbildungsgänge sollen bereits während der Projektlaufzeit starten.
AP 5 Ostsee-Konzept (Q4 / 2026–Q3 / 2028) überführt die drei regionalen Konzepte in ein skalierbares, ostseeweites Modell (D6), das die Übertragbarkeit und institutionelle Verankerung sicherstellt.
Begleitend entwickelt AP 6 Kommunikation & Sichtbarkeit (Q4 / 2025–Q3 / 2028) eine Kommunikationsstrategie mit wissenschaftlichen, medialen und politischen Formaten. Das Projekt endet mit der Vorstellung des Ostsee-Konzepts auf einer internationalen Konferenz (M11, Q3 / 2028).
Die Arbeitspakete greifen ineinander: Netzwerke (AP 2) ermöglichen Konzeptentwicklung (AP 3), daraus entstehen Ausbildungsgänge (AP 4), die in ein überregionales Modell (AP 5) münden, dessen Wirkung durch gezielte Kommunikation (AP 6) verstärkt wird. So entsteht eine dauerhafte Struktur, die lokale Akteure befähigt, Verantwortung für Küsten- und Meeresmanagement zu übernehmen. Dadurch wird die Ostsee langfristig ökologisch entlastet, während regionale Wertschöpfung, Kooperation und Umweltbewusstsein gestärkt werden.
Startschuss für das Projekt „Baltic Sea Ranger“: Kick-off in Rostock setzt Zeichen für den Schutz der Ostsee
Mit einer offiziellen Kick-off-Veranstaltung am 21. November 2025 in Rostock ist das Projekt „Baltic Sea Ranger“ gestartet. Ziel des innovativen Vorhabens ist es, den Schutz der Ostsee zu stärken und zugleich die traditionsreiche, kleinstrukturierte Küstenfischerei als wichtigen Bestandteil maritimer Kultur und nachhaltiger Nutzung zu erhalten.
„Es geht um die Rettung der Ostsee und den Erhalt der kleinen Küstenfischerei“, bringt Oliver Greve, Vorsitzender des Sea Ranger Vereins, das Ziel des Projekts auf den Punkt. Grundlage ist ein in Deutschland entwickelter Ansatz: Küstenfischer werden speziell darin geschult, wissenschaftliche Daten zu erheben und aktiv im Meeresschutz mitzuwirken. So können sie künftig Dienstleistungen unter anderem für Umweltmonitoring, Forschung oder Aquakultur anbieten. Gleichzeitig fließt ihr jahrzehntelanges Praxiswissen systematisch in Schutz- und Managementmaßnahmen ein. Das schafft ein zusätzliches Einkommen – und ermöglicht es den Fischern, ihrem Beruf treu zu bleiben.
In Mecklenburg-Vorpommern haben die ersten Sea Ranger ihren Abschluss zum „Fachwirt für Fischerei und Meeresumwelt“ (ei