Projekt 38931/01

Circular Microfactory Berlin

Projektdurchführung

BSP Business & Law School
Hochschule für Management
Fakultät Creative Business
Institute for Digital Transformation & Innovation
Calandrellistr. 1 - 9
12247 Berlin

Zielsetzung

Das Projekt „Circular Microfactory Berlin“ adressiert die ökologischen Herausforderungen der Modeindustrie, insbesondere Überproduktion, Textilmüll und Ressourcenverbrauch. In Kooperation zwischen VORN eG – The Berlin Fashion Hub und der BSP Business and Law School Berlin wird eine textile Microfactory etabliert, die Circular Design Strategies konsequent umsetzt und so die Textilproduktion nachhaltiger gestaltet. Die Microfactory fungiert als Produktions- und Demonstrationsstandort sowie als Makerlab für Forschung und Prototypenentwicklung. Kund*innen können Strickprodukte digital gestalten, virtuell simulieren und direkt vor Ort bedarfsgerecht fertigen lassen. Zentral ist die Förderung kreislauffähiger Geschäftsmodelle durch digitale Services, dezentrale Fertigung, kurze Lieferketten und nachhaltige Materialien. Die Microfactory bietet eine integrierte Infrastruktur aus Soft- und Hardware, einen vernetzten Maschinenpark sowie eine Material- und Technologiedatenbank, die es Akteur*innen der Wertschöpfungskette ermöglicht, innovative zirkuläre Produktkonzepte zu entwickeln, zu testen und zu skalieren. Das Projekt entwickelt ein belastbares, skalierbares Geschäftsmodell mit internationalem Partnernetzwerk und dient als Modell für ähnliche Circular In-Store Factories. Ziel ist die Reduktion von Umweltauswirkungen, die Stärkung regionaler, ressourceneffizienter Produktion und die Förderung der Transformation der Modeindustrie hin zu mehr Nachhaltigkeit.

Arbeitsschritte

Das Projekt „Circular Microfactory Berlin“ verfolgte das Ziel, ein zirkuläres Produktionsmodell für Strickwaren zu entwickeln und praktisch zu erproben. Die Vorgehensweise kombinierte analytische, gestalterische und technische Methoden in einem iterativen Prozess aus Analyse, Entwicklung, Prototyping und Evaluation.

Zu Beginn wurden bestehende Circular-Design-Strategien, nachhaltige Materialien und After-Use-Konzepte systematisch untersucht. Auf Basis einer umfassenden Markt- und Literaturrecherche wurden Nachhaltigkeitskriterien definiert und Bewertungsinstrumente wie eine Zertifizierungsmatrix und ein Beschaffungsindex entwickelt. Diese dienten der strukturierten Analyse von Garnen, Zubehör und Lieferanten nach ökologischen, sozialen und qualitativen Kriterien. Die Datenerhebung erfolgte durch Messebeobachtungen, Lieferanteninterviews und Materialtests. Im nächsten Schritt wurde ein Materialpool aufgebaut, der aus rückverfolgbaren, zertifizierten Garnen und biobasierten Komponenten bestand. Dabei erfolgte die Zusammenarbeit mit Partnern wie Tollegno 1900 (RWS-zertifizierte Merinowolle), Monticolor (GOTS-zertifizierte Bio-Baumwolle) und Valupa (biobasierte Zubehörteile). Ergänzend wurde in Kooperation mit KNITINK die Eignung von Yarn-to-Yarn-Recyclingprozessen für Strickwaren untersucht. Die entwickelten Material- und Designprinzipien wurden anschließend in Prototypen überführt, um die praktische Umsetzbarkeit der Circular-Design-Strategien zu überprüfen. Hierbei kamen moderne Stricktechnologien (z. B. digitale Flachstrickmaschinen von STOLL) sowie softwarebasierte Design-Tools zum Einsatz. Die Validierung erfolgte anhand von Materialtests, Nutzerfeedback und iterativen Anpassungen. Die Verfahren und Prozesse wurden anschließend mit drei Modemarken in Form von Projektpilotierungen überprüft und verfeinert. Begleitend wurden Marktanalysen, Zielgruppeninterviews und Modellrechnungen durchgeführt, um die wirtschaftliche Tragfähigkeit und Übertragbarkeit der Microfactory zu bewerten. Regelmäßige Projektmeetings, Reviews und Dokumentationen stellten eine kontinuierliche Qualitätssicherung sicher. Das Vorgehen ermöglichte die Entwicklung eines skalierbaren, praxisorientierten und ökologisch tragfähigen Konzepts für zirkuläre Strickproduktion.

Ergebnisse

Die im Projekt „Circular Microfactory Berlin“ gesetzten Ziele wurden vollständig und im geplanten Zeit- und Kostenrahmen erreicht. Im Mittelpunkt standen die Entwicklung zirkulärer Strickprodukte, die Erprobung von Prozessen zur Wiedergewinnung und Wiederverstrickung von Garnen sowie die Schaffung praxisorientierter Designmethoden. Wesentliche Ergebnisse umfassen: Den erarbeitete Design Guide, der als offenes Referenzdokument veröffentlicht wurde und Gestalter*innen konkrete Handlungsempfehlungen für kreislauffähige Strickprodukte bietet. Ergänzend wurde ein digitaler Workflow entwickelt, der alle Phasen von der Materialauswahl bis zur prototypischen Umsetzung integriert. Dieser Workflow wurde anhand einer Modellreihe erfolgreich getestet und validiert, wodurch die technische und gestalterische Machbarkeit zirkulärer Strickprozesse demonstriert werden konnte. Ein Schwerpunkt lag auf der ökologisch verantwortlichen Materialbeschaffung. Hierzu wurden als weiteres Ergebnis ein Bewertungs- und Zertifizierungssystem sowie eine Materialbibliothek (Swatch Library) entwickelt, die eine transparente und fundierte Entscheidungsgrundlage für den Einkauf nachhaltiger Materialien bietet. Durch den Einsatz zertifizierter Naturgarne (RWS, GOTS) und effizienter Stricktechnologien konnte der Materialabfall im Produktionsprozess deutlich reduziert werden. Die Untersuchungen zum Yarn-to-Yarn-Recycling aus Alttextilien lieferten wertvolle Erkenntnisse über technologische Grenzen und künftigen Forschungsbedarf. Besonders die Sortierung und Aufbereitung gebrauchter Textilien erwiesen sich als zentrale Herausforderung, da der derzeitige Technologiestand eine durchgängige Rückführung in hochwertige Garnqualitäten nur eingeschränkt ermöglicht. Das Projekt konnte hier wichtige Grundlagen schaffen, auf denen weiterführende Forschungsarbeiten aufbauen werden.

Insgesamt zeigt das Projekt, dass zirkuläre Produktionsmodelle für Strickwaren technisch, gestalterisch und wirtschaftlich realisierbar sind. Durch die Verknüpfung von Design, Digitalisierung und Materialinnovation leistet die Circular Microfactory einen Beitrag zur Reduktion von Textilabfällen und damit zu einer messbaren Umweltentlastung. Das Projekt geht damit über bestehende gesetzliche Anforderungen hinaus und liefert ein skalierbares Modell für nachhaltige, regionale Textilproduktion.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Projektergebnisse der Circular Microfactory Berlin werden gezielt einer breiten Öffentlichkeit sowie relevanten Fachkreisen zugänglich gemacht. Zentrales Kommunikationsinstrument ist der Design Guide, der die entwickelten Methoden, Prozesse und Gestaltungsprinzipien für zirkuläre Strickprodukte dokumentiert und als praxisorientiertes Werkzeug für Designer:innen, Hersteller und Bildungseinrichtungen dient.
Nach Projektabschluss werden die wichtigsten Inhalte, Erkenntnisse und Downloads auf der Website von VORN und SHIFT veröffentlicht und frei zugänglich bereitgestellt. Ergänzend erfolgt eine Abschlusspräsentation im Rahmen eines öffentlichen Events, bei dem die entwickelten Prototypen, Materialien und Prozesse vorgestellt werden. Die Veranstaltung wird von einer Presse- und Social-Media-Kommunikation begleitet, um die Sichtbarkeit der Projektergebnisse in der Fachöffentlichkeit und darüber hinaus zu erhöhen.

https://www.shift.vorn-hub.com/

Fazit

Das Projekt Circular Microfactory Berlin zeigte, dass die Verbindung von Design, Materialbeschaffung und Wiederverwertung in einer lokal organisierten, digitalen Produktionsumgebung ein zukunftsweisendes Modell für die Textilindustrie ist. Durch zirkuläre Produktdesigns, Garment-to-Garment-Recyclingprozesse und einen praxisorientierten Design Guide wurden Grundlagen für geschlossene Materialkreisläufe im Strickbereich geschaffen. Im Kontext der EU-Textilstrategie und der erweiterten Herstellerverantwortung bestätigt das Projekt die Relevanz lokaler, transparenter und zirkulärer Produktionssysteme. Die Untersuchungen zur Garnrückgewinnung verdeutlichen großes Potenzial, aber auch technologische und logistische Herausforderungen. Besonders Sortierung, Sammlung und Aufbereitung von Alttextilien sind Schlüsselfaktoren einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Die Ergebnisse zeigen, dass Wiederverwertung auf Garnniveau möglich, jedoch noch nicht industriell skalierbar ist. Weitere Forschung zu Automatisierung, Qualitätssicherung und Prozessoptimierung ist erforderlich. Das Projekt leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung zirkulärer Strategien und zeigt, dass Designinnovation, technologische Kompetenz und Nachhaltigkeitsdenken zentrale Erfolgsfaktoren für die Zukunft der Branche sind.

Übersicht

Fördersumme

228.456,00 €

Förderzeitraum

21.12.2023 - 20.12.2025

Bundesland

Berlin